(Symbolbild) Wäre ohne Bier vermutlich ein anderes: Das Oktoberfest in München, 2024, mit einem Heliumluftballon in Maßkrugform im Vordergrund.
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(Symbolbild) Wäre ohne Bier vermutlich ein anderes: Das Oktoberfest in München, 2024.

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Bierumsatz sinkt wieder: Alkoholfreies soll Rückgang abfedern

Bierumsatz sinkt wieder: Alkoholfreies soll Rückgang abfedern

Zum Tag des Bieres muss der Bayern liebste Branche wieder einen Umsatzrückgang vermelden. Aber wie so oft steckt in der Krise auch eine Chance: Das Alkoholfreie etabliert sich und kann gerade junge Menschen vor der Sucht schützen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Weil der Exportmarkt für bayerisches Bier zaghaft, aber stabil wächst, bleibt Bayern statistisch gesehen Braumeister. Niemand hat so viel Bier in die EU und die Welt exportiert wie die Brauereien im Freistaat. Aber wer nur auf diese Zahl schaut, könnte falsche Schlüsse ziehen. Denn insgesamt wird weniger Bier verkauft als noch vor einigen Jahren. Die einzige Sorte, bei der die Menge zunimmt: Alkoholfreies.

Bierbranche schrumpft mittel- und langfristig

Ein bis zwei Prozent – mit so viel Absatzrückgang kalkulieren die deutschen Brauereien. Und zwar Jahr für Jahr. 2024 waren es 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr (externer Link). Einzig die Bier-Exporte steigen, um 1,6 Prozentpunkte. Das Bierbusiness ist also insgesamt eine schrumpfende Branche.

Die Gründe dafür sind verschieden. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, kann die wichtigsten ziemlich schnell herunterrattern: Die Leute trinken insgesamt weniger Alkohol, während zeitgleich das Angebot an Alternativen wie Spritzgetränken mit Aperol, Campari oder vergleichbaren Drinks wächst. Zusätzlich werden alkoholfreie Getränke immer beliebter, gerade bei den Jüngeren. Laut einer Yougov-Umfrage konsumieren vier von zehn Menschen zwischen 18 und 24 Jahren keinen Alkohol. "All das", so Eichele auf BR24-Anfrage, "plus die generelle Konsumzurückhaltung macht, dass der Umsatz insgesamt sinkt."

Interaktive Grafik: Entwicklung des jährlichen Bierabsatzes in Deutschland und Bayern seit 1993

Trostpflaster für Bayern

Für Bayern steckt in diesen Zahlen trotzdem ein ökonomisches Trostpflaster: Der Freistaat bleibt deutschlandweit gesehen Bierland Nummer eins. Vier von zehn deutschen Brauereien befinden sich in Bayern und der gesamte Bierabsatz im Freistaat lag im vergangenen Jahr bei 23,8 Millionen Hektoliter. Er war damit um 1,6 Prozent höher als im Vorjahr.

Dabei lebt auch Bayern davon, dass deutsches Bier im Ausland sehr beliebt ist. Etwa ein Viertel des im Freistaat gebrauten Biers geht in den Export. Sechzig Prozent davon bleiben in der EU, danach folgen China, Russland und die USA.

Hohe US-Zölle dürften Biermarkt ins Wanken bringen

Aber gerade diese drei Märkte seien "nicht mehr so aufnahmefähig", sagt Lothar Ebbertz, der Vorsitzende des Bayerischen Brauerbundes. "Die Entwicklung des laufenden Jahres ist nicht wirklich prickelnd", betont er im Interview mit BR24.

So sieht es auch Rodger Wegner, der Geschäftsführer des Verbands der Ausfuhrbrauereien: "Sollte keine Einigung zwischen den USA und der EU gelingen, würde bei der Einfuhr in die USA ein Zoll von 20 Prozent Anwendung finden." Sprich: Deutlich höhere Kosten für US-Importeure, die diese dann wohl an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben müssten. Deshalb müsste "in der Tendenz" mit "rückläufigen Exportmengen in die USA" zu rechnen sein, sagt Wegner.

Bayern: Alkoholfreies Bier macht neun Prozent des Umsatzes aus

Die Hoffnung des Bayerischen Brauerbundes liegt nun beim Alkoholfreien. Hier sehe man das größte Wachstumspotential, so Ebbertz. Nach dem Hellen und den diversen Weißbiersorten macht das alkoholfreie Bier mittlerweile neun Prozent des Umsatzes in Bayern aus und liegt damit auf dem dritten Platz. In absoluten Zahlen sind das 2,25 Millionen verkaufte Hektoliter. Zum Vergleich: Um die Jahrtausendwende waren es noch 350.000 Hektoliter.

Früher seien mehr Menschen selbstverständlich bei Bier zusammengekommen, erläutert Uwe Lebok bei BR24. Er ist Co-Autor der "Bierkonsum Trendstudie 2025". Laut Lebok gibt es besonders in der jüngeren Generation einen "stärkeren Trend zur Selbstoptimierung", Alkohol entspreche nicht mehr so sehr dem Zeitgeist. Deshalb müssten sich die Brauereien und Getränkehersteller mehr als früher anstrengen, um ihre Produkte zu platzieren – egal ob mit oder ohne Alkohol.

Alkoholfreies kann Leben retten

Was also würde sich ändern, wenn der Maibockanstich, die Fastenpredigt am Nockherberg, all die Herbst-, Frühlings- und Volksfeste, die fränkischen Kirchweihen und natürlich die Wiesn künftig im Zeichen des Alkoholfreien stünden?

Die Zahlen geben darauf zwei Antworten: Zum einen, dass diese Entwicklung womöglich kaum noch aufzuhalten ist. Der Bierkonsum liegt derzeit in etwa auf dem Niveau der 1960er-Jahre (externer Link): Pro Kopf und Jahr trinken die Menschen hier derzeit gut 90 Liter Bier – also jeden zweiten Tag eine Halbe. Den Höhepunkt hatten die Schankstätten in den späten Siebzigerjahren. Damals lag der Pro-Kopf-Konsum bei gut 150 Litern.

Zur Wahrheit gehört auch dass mit mehr Alkoholfreiem die traurigen Zahlen zum Thema Alkohol sinken könnten: Jedes Jahr sind allein in Bayern etwa 6.000 Todesfälle auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen, knapp 200.000 Menschen sind alkoholabhängig.

Hinweis (23.4.25): In einer früheren Fassung des Texts hieß es fälschlicherweise, dass die Hälfte aller Deutschen unter 25 Jahren abstinent lebe. Korrekt ist, dass laut der zitierten Umfrage 40 Prozent der Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren ohne Alkohol leben. Wir haben die Stelle im Text entsprechend korrigiert.

BR24 zum Nachschauen: Wirtschaftsfaktor Bier – Bierfrust oder Bierdurst?

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