- Zum aktuelle Artikel: Fünf Galeria-Filialen gerettet – zwei davon in Bayern
Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 ihrer derzeit noch 129 Filialen. Die betroffenen Häuser sollen in zwei Wellen Ende Juni dieses Jahres und Ende Januar 2024 geschlossen werden, wie der Konzern am Montag mitteilte. Von den Maßnahmen sind demnach insgesamt 4.300 Beschäftigte betroffen.
Galeria war im Herbst in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren gegangen, das auf Sanierung ausgerichtet ist. Nun stehe der Sanierungsplan, teilte das Unternehmen mit. Demnach können 77 Standorte bestehen bleiben, was rund 11.000 Arbeitsplätzen entspreche. Für 52 Filialen jedoch bestehe "angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive".
Zehn Filialen in Bayern machen dicht
Die Filialschließungen treffen in Bayern zehn Filialen. Zum 30. Juni ist demnach in den Häusern Coburg, Erlangen, München Bahnhof, Nürnberg Königstraße und Nürnberg-Langwasser sowie Regensburg Neupfarrplatz Schluss. In der zweiten Schließungswelle zum 31. Januar trifft es Häuser in Bayreuth, Kempten, Rosenheim und Schweinfurt.
Erhalten bleiben zwölf Filialen im Freistaat: Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Landshut, Memmingen, vier Häuser in München, Nürnberg (Lorenzkirche), Regensburg und Würzburg.
Betriebsrat: "Rabenschwarzer Tag"
"Dies ist ein rabenschwarzer Tag", erklärte der Gesamtbetriebsrat, der sogar 5.000 Stellen bedroht sieht. Das Management stehe jetzt in der Verantwortung, der verbleibenden Belegschaft eine längerfristige berufliche Zukunft zu garantieren. Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, für jeden Arbeitsplatz kämpfen zu wollen.
Auch viele Filialen in Nordrhein-Westfalen schließen
Stark betroffen ist auch das Filialnetz in Nordrhein-Westfalen. Dort sollen sieben Warenhäuser schließen. In Berlin stehen die beiden Filialen in der Müllerstraße und im Stadtteil Charlottenburg vor dem Aus. Auch unter anderem in Hamburg, Duisburg oder Leipzig sind Schließungen geplant.
Konzern seit mehreren Jahren angeschlagen
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.
Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4.000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.
Galeria-Gläubigern droht erneut Milliardenverlust
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine seien nur zu einem kleinen Teil für die Pläne verantwortlich, erklärte dagegen der Gesamtbetriebsrat. Vielmehr sei es die fehlende Strategie für eine regionale Ausrichtung gewesen, kritisierte die Arbeitnehmervertretung.
In zwei Wochen steht ein weiterer Termin an: Am 27. März stimmen die Gläubiger von Galeria Karstadt Kaufhof über den Insolvenzplan ab. Darin fordert der Insolvenzverwalter von Vermietern, Lieferanten und anderen Gläubigern, auf einen Großteil ihrer Forderungen zu verzichten.
"Warenhaus in Deutschland hat eine Zukunft"
Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die verbleibenden 77 Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft will sich der Konzern bei seinem Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Bei der Gestaltung ihres Sortiments sollen die Filialen außerdem mehr Eigenständigkeit erhalten. Mit Blick auf das geplante Maßnahmenpaket sagte Galeria-Chef Müllenbach: "Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft."
Mit Informationen von Reuters, AFP und dpa

52 der aktuell 129 Galeria-Häuser sollen schließen – und war in zwei Etappen. Das teilte der Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung mit.
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