Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett durch einen Krankenhausflur.
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Die Finanzdecke der bayerischen Krankenhäuser wird immer kürzer. In diesem Jahr sollen neun von zehn Häusern in die rote Zahlen rutschen.

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Bayerns Krankenhäuser: Finanziell im freien Fall

Die Kliniken in Bayern rutschen immer tiefer ins Defizit. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. Man stehe vor nie dagewesenen Finanzproblemen, die auch Patienten zu spüren bekommen könnten.

Neun von zehn Krankenhäusern in Bayern erwarten in diesem Jahr einen Verlust in ihrer Bilanz. Nach einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) gehen 89 Prozent der Kliniken für 2023 von einem Defizit aus. Fürs vergangene Jahr erwarten 71 Prozent ein Defizit, das Jahr 2021 hatten 52 Prozent mit einem Fehlbetrag abgeschlossen.

"Dieses Jahr ist eine Katastrophe, neun von zehn Krankenhäusern schreiben Defizite, das kann nicht lange gutgehen." Roland Engehausen, Geschäftsführer Bayerische Krankenhausgesellschaft

Die Krankenhausgesellschaft vertritt als Dachverband die Interessen aller rund 400 Kliniken in Bayern.

Einigen Krankenhäusern droht Insolvenz

Die BKG-Vorsitzende Tamara Bischof erklärte, die Fehlbeträge seien zum Teil "atemberaubend". Viele Krankenhäuser erwarteten Fehlbeträge in zweistelliger Millionenhöhe, berichtete Bischof, die auch für die Freien Wähler Landrätin des Landkreises Kitzingen ist. Einigen Krankenhäusern drohe im Laufe des Jahres die Insolvenz, befürchtet sie. Dass die Träger dauerhaft Millionenverluste ausgleichen, sei keine Option, so Bischof. Jetzt schon müssten Landkreise und Städte Investitionen beispielsweise in Schulen zurückstellen, um Klinik-Defizite auszugleichen.

Kommunale Sparprogramme erwartet

Viele Kliniken in Bayern sind in kommunaler Trägerschaft. Um die Verluste ihrer Kliniken auszugleichen, werden Landkreise und Städte an anderer Stelle sparen, erwartet die BKG, etwa bei Schulen oder Serviceangeboten für die Bürger. Aber auch an den Kliniken selbst seien Einschränkungen zu befürchten, warnt der BKG-Geschäftsführer:

"Wir werden aber auch eine schleichende Reduzierung haben durch Standortschließungen, durch Abteilungsschließungen und zumindest das zugesagte Geld, was ja da ist, den Kliniken auch auszuzahlen." Roland Engehausen

Denn die Bundesregierung hat zwar einen Härtefall-Fonds mit einem Volumen von rund vier Milliarden Euro eingerichtet. Doch die Voraussetzungen, um von dort Geld zu bekommen, seien so kompliziert, dass die meisten Kliniken weitgehend leer ausgehen, kritisiert die Krankenhausgesellschaft. Die umfassende Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt hat, sei in keiner Weise geeignet, die Probleme der Kliniken schnell zu lösen.

Eingang einer Notaufnahme
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2023

Ja, das Ergebnis hat es in sich: Sage und schreibe 89 Prozent der Krankenhäuser sind tief in den roten Zahlen.

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