Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie
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Autobauer fordern mehr politisches Entgegenkommen

Die Automobil-Industrie ist eine der wichtigsten Branchen in Deutschland und ihr Verband VDA stellt entsprechende Forderungen an die Politik. Zum Jahresauftakt zeigt sich allerdings: Vieles davon ist altbekannt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Das politische Stichwort der Ampel-Koalition lautet Transformation. Das bedeutet im Bereich der Mobilität: Zügiger Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Noch in diesem Jahr soll in Deutschland das Millionste E-Auto zugelassen werden. Und schon in sieben Jahren sollen es dann 15 Millionen sein. Das sei ambitioniert, heißt es dazu vorsichtig vom Verband der Automobil-Industrie VDA.

Automobil-Industrie nimmt Politik in die Pflicht

Wenn die Politik schon solche Ziele formuliert und damit die Zukunft der Autoindustrie vorgibt, dann müsse sie auch die entsprechenden Rahmenbedingungen setzen. So ungefähr lässt sich die Argumentation des VDA zusammenfassen. Damit diese Rahmenbedingungen aus seiner Sicht stimmen, hat der Lobbyverband einen Forderungskatalog zusammengestellt, mit dem - so der VDA - der Produktionsstandort Deutschland erhalten bleiben könnte.

Denn das sei keine Selbstverständlichkeit mehr, erklärte die VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt in Berlin. "Unser bisheriges Wirtschaftsmodell ist kein automatischer Wohlstandsgarant mehr." Geopolitik und Wirtschaft müssten deshalb mehr zusammengedacht werden, um einen neuen innereuropäischen Handelsraum zu entwickeln.

2023 soll 'Jahr des Handelns' werden

Vergangenes Jahr hätte das 'Jahr der Umsetzung' werden sollen, so beschreibt sie es. Schließlich schien es Anfang 2022 noch so, dass nach der Corona-Zwangspause endlich wieder die Ärmel hochgekrempelt werden könnten. Aber dann kam der Krieg Russlands gegen die Ukraine und so unterscheidet sich Müllers Überschrift für das neue Jahr nur minimal: 2023 solle nun das 'Jahr des Handelns' werden.

Denn es sei klargeworden, dass nicht nur politisches Krisenmanagement wichtig ist, sondern dass auch einige Grundfragen neu beantwortet werden müssten. Offene Grenzen, so Müller, müssten schneller und effizienter ausgehandelt werden, genauso wie Zoll- und Handelsabkommen. Kurzum: Egal, ob Rohstoffe, Beschäftigung oder Energiepolitik – staatliches Handeln müsse sich viel stärker den Dringlichkeiten der Industrie anpassen.

Als Vertreterin eines der wichtigsten Lobbyverbände für die Automobil-Industrie ist es Müllers Aufgabe, Entgegenkommen von der Politik einzufordern, auch öffentlichkeitswirksam. Entsprechend beklagt Müller während der Konferenz: "Fahrzeugproduktion wird an allen Stellschrauben politisch verteuert". Das führe dazu, dass immer mehr Autobauer und Zulieferer überlegen würden, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern.

Umfangreicher Forderungskatalog

Die VDA-Präsidentin erläutert den Forderungskatalog einer milliardenschweren Industrie, die über Jahrzehnte hinweg die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands maßgeblich geprägt hat: Die Energieversorgung müsse günstiger, sicherer und nachhaltiger werden. In diesem Zusammenhang vergleicht Müller den deutschen Markt mit dem US-amerikanischen. Die Energiekosten für jedes hergestellte Auto liegen laut Müller nicht mehr wie früher bei 300 Euro, sondern inzwischen bei 800 Euro. Man befürchte, dass diese Kosten auf 1.200 Euro steigen könnten, angesichts der aktuellen Energiepreisentwicklung. In den USA betragen die Energiekosten je Fahrzeug laut Müller ein Drittel davon.

Ähnlich wie in den USA oder auch Mittelamerika müssten außerdem die Kosten für Arbeitskräfte deutlich reduziert werden. Innovationen dürften nicht länger politisch ausgebremst werden, beispielsweise, indem Lithium, das für die Batterieherstellung notwendig ist, als gesundheitsschädlich eingestuft wird. Die europäische Steuerpolitik müsse endlich international wettbewerbsfähig werden, das bedeutet: Steuern runter. Und schließlich müsse die Infrastruktur für den Verkehr und im Internet verbessert werden.

Europäische Agentur für Rohstoffe gefordert

Eine weitere Forderung: Eine Agentur für strategische Rohstoffprojekte. So soll auf europäischer Ebene in Projekte investiert werden, um das Angebot an Lithium, Nickel, Cobalt oder ähnlich begehrten Rohstoffen auszuweiten. So könne die Autoindustrie auf dem internationalen Markt besser verhandeln und die Relevanz Europas als Wirtschaftsstandort könne erhalten bleiben. Derzeit hätten laut Müller drei von vier Autoherstellern und Zulieferern Probleme damit, die notwendigen Rohstoffe für den Autobau zu beschaffen, wie sie im ZDF-Morgenmagazin sagte.

Abschließend stellt Hildegard Müller noch eine Forderung – allerdings nicht nur an die Politik, sondern an die ganze Gesellschaft: Deutschland und Europa brauchen eine neue Mentalität, weg von Pessimismus sagt sie. "Zuversicht und der Glaube an Zivilisationsfortschritt", sowie "Gründergeist und Reformation" müssten die Gesellschaft wieder voranbringen.

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