Apple-Chef Tim Cook hat sich im vergangenen Herbst als München-Fan bezeichnet. Beim Besuch des Oktoberfestes lobte er die hohe Lebens-Qualität, die auch gut für das Geschäft sei. Denn es sei relativ einfach, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine schöne Stadt zu locken. Jetzt will Apple seine Präsenz massiv ausbauen. In den kommenden Jahren will der Konzern die Investitionen in seinen Standort in der Münchner Innenstadt verdoppeln: von bisher einer auf zwei Milliarden Euro.
Apple hat in der bayerischen Landeshauptstadt zuletzt ganze Straßenzüge umgestaltet für sein europäisches Zentrum für Chip-Design. Nun sollen weitere Gebäude und Mitarbeiter dazukommen. Angesiedelt sind die Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen rund um die Karlstraße.
Apple will sich unabhängiger machen
In München sollen die Entwickler künftig unter anderem an Lösungen arbeiten, die den Stromverbrauch von Halbleitern senken und die Funktechnik der Chips optimieren. Für die Strategie von Apple ist das von entscheidender Bedeutung: Das Unternehmen will sich zum Beispiel bei seinen iPhones dank eigener Chips unabhängiger von Zulieferern wie Qualcomm machen. Schon jetzt verbaut Apple in seinen Computern teilweise Chips, die in München entwickelt wurden.
Bayerisches Chip-Netzwerk
Mit der neuen Investition fügt sich Apple in ein dichtes Netzwerk ein, das über Jahrzehnte in München gewachsen ist, etwa rund um den einheimischen Chip-Konzern Infineon und um Universitäten und Forschungseinrichtungen. Branchenexperten loben immer wieder, dass es in Bayern inzwischen eine Forschungs-Landschaft rund um Halbleiter von Weltrang gebe.
Dabei setzt die Branche im Freistaat vor allem auf die Entwicklung und das Design von Chips, weniger - mit Ausnahme etwa des Infineon-Werks in Regensburg - auf die Produktion. Zuletzt hatte die Bayerische Staatsregierung auch eine Halbleiter-Initiative und ein Zentrum für Chip-Design ins Leben gerufen, was nicht zuletzt die Aus- und Fortbildung von Fachkräften voranbringen soll.
OB Reiter sieht Grundstücksverkauf zwiespältig
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sieht den Grundstücks-Verkauf an den Technologiekonzern Apple zwiespältig. Er freue sich natürlich, wenn sich ein in München bereits ansässiger Konzern mit so vielen neuen Arbeitsplätzen erweitern könne, schreibt er in einer Mitteilung. Dennoch sei es politisch schwierig, wenn der Freistaat ein so gut gelegenes Filetgrundstück einfach verkaufe. Eine Vergabe in Erbpacht wäre deutlich sinnvoller gewesen, so der OB. Grund und Boden könne man leider nicht mehr zurückholen, wenn er einmal verkauft sei.
Mieterbund kritisiert kurzfristiges Kassemachen
Zuvor hatte der Deutsche Mieterbund den Grundstücksdeal des Freistaats mit dem Technologiekonzern Apple scharf kritisiert. Eine verantwortungsvolle und nachhaltige Liegenschaftspolitik sehe anders aus, heißt es in einer Pressemitteilung. Bayern hätte das Gelände in der Münchner Innenstadt im Erbbaurecht vergeben können. So aber nehme sich der Freistaat die Möglichkeit, an dem Standort dringend benötigte Wohnbebauung entstehen zu lassen. Für einen kurzen Moment flüssiger Kassen gebe man das Eigentum der Bürgerinnen und Bürger aus den Händen, kritisiert der Mieterbund.
Im Februar hatte der Haushaltsausschuss des Landtags den Verkauf des Grundstücks für 250 Millionen Euro genehmigt.
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