Moderne Technik macht vieles möglich, leider auch im negativen Sinne. Denn die Möglichkeiten, am Steuer eines Autos abgelenkt zu werden, sind deutlich gestiegen. Das zeigt die Ablenkungsstudie der Allianz, die unter anderem mit Hilfe einer Umfrage entstanden ist.
Tippen statt telefonieren
Immer weniger Autofahrerinnen und -fahrer telefonieren während der Fahrt offensichtlich mit dem Smartphone in der Hand, wie die Umfrage unter der autofahrenden Bevölkerung hierzulande zeigt. So ist der Anteil derer gesunken, die zugaben, mit dem Handy in der Hand zu telefonieren, und zwar auf 16 Prozent. Bei der letzten Ablenkungsstudie 2016 waren es noch 25 Prozent. Das könnte zum einen an den möglichen Strafen liegen, die es dafür gibt oder an der Zunahme von Freisprechanlagen in Autos.
Ein Grund zur Entwarnung ist das aber auf keinen Fall. Zum einen, weil der Anteil mit 16 Prozent immer noch recht hoch ist und zum anderen, weil immer noch viele Autofahrer ihre Smartphones während der Fahrt in die Hand nehmen, nun allerdings um vermehrt Textnachrichten zu schreiben oder zu lesen. Hier stieg der Anteil von 15 Prozent 2016 auf 24 Prozent im Jahr 2022. Wer am Steuer während der Fahrt Nachrichten schreibe, habe ein mehr als 50 Prozent erhöhtes Unfallrisiko, warnen die Unfallforscher des Münchner Versicherers. Vor allem junge Lenker sind hier betroffen, wie die Umfrage zudem ergab. 30 Prozent der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren räumten ein, während der Fahrt mit dem Smartphone in der Hand zu telefonieren, 40 Prozent tippen oder lesen elektronische Nachrichten mit dem Handy am Lenker.
Smartphones locken mit vielen Ablenkungsmöglichkeiten
Mobiltelefone werden aber auch zunehmend genutzt, um während der Fahrt, Computer zu spielen, Bilder anzuschauen, im Internet zu surfen oder zur Musik auszuwählen. Bei der letzten Umfrage der Allianz 2016 haben sechs Prozent der Autofahrerinnen und -fahrer eingeräumt, Smartphones hinter dem Lenkrad entsprechend zu nutzen, mittlerweile sind es 22 Prozent. Sich mit dem Smartphone während der Autofahrt zu beschäftigen, gehöre mittlerweile zur Normalität, so das Fazit bei der Allianz.
Zur Normalität gehören in vielen Fahrzeugen mittlerweile aber auch Bordcomputer, zum Beispiel Navigationsgeräte, die vom Geschehen auf der Straße ablenken. Gefährlich ist auch das Bedienen des Radios. Werde das Autoradio über den Bordcomputer bedient, steige das Unfallrisiko auf 89 Prozent. Die Gefahr sei bekannt, doch viele übertrügen die Einsicht nicht auf den Fahralltag, stellen die Sicherheitsforscher fest.
Keine Überwachung von vielen erwünscht
Ein Großteil der Befragten befürwortet zwar "Handyblitzer" am Straßenrand und strengere Strafen wie Bußgelder und Fahrverbote (um die 60 Prozent), aber eine elektronische Überwachung während des Fahrens wird von vielen abgelehnt, 61 Prozent sprachen sich gegen sogenanntes "Driver Monitoring" aus. Bei der Allianz ist man offensichtlich dafür und spricht noch von einem entsprechenden Überzeugungsbedarf. Es solle nicht um Bevormundung gehen, sondern um Unterstützung. Und dann setzen die Unfallforscher noch auf Aufklärung und auf die Selbstreflexion jedes einzelnen.
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