Ankunft des A380 in München
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Umstrittene A380-Rückkehr: Warum der Koloss wieder fliegt

Der A380 ist wieder da: Nach der Corona-Flaute reaktivieren mehrere Fluggesellschaften den Riesenflieger, die Lufthansa setzt dabei ganz auf München. Umweltschützer sehen das Comeback kritisch - die neue Ära wird aber wohl nicht allzu lange dauern.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Blasmusik tönt durch den Hangar, Luftfahrtfans knipsen Fotos, Flughafenmitarbeiter empfangen die Maschine begeistert: Am Münchner Airport feierte die Lufthansa vor wenigen Tagen die Rückkehr des größten Passagierflugzeugs der Welt.

Eigentlich schien das Schicksal des Airbus A380 schon besiegelt, trostlos standen die riesigen Maschinen in den vergangenen Jahren auf Dauerparkplätzen. Nun die Kehrtwende, der Einsatz soll sich wieder lohnen. Der Grund: Nach der Corona-Durststrecke steigt die Reiselust, die Ticket-Nachfrage zieht vor allem bei Nordamerika-Flügen wieder an. Weil sich zugleich die Auslieferung moderner Langstreckenjets von Airbus und Boeing verzögert, lassen die Lufthansa und andere Fluggesellschaften den einst verschmähten Super-Jumbo wieder abheben. Dieser biete mit 509 Sitzplätzen weit mehr Kapazität als etwa der bislang auf der New-York-Verbindung eingesetzte Airbus A340, betont eine Lufthansa-Sprecherin auf BR24-Anfrage.

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Großer Aufwand für A380-Comeback

Die Fluggesellschaft will mehrere ihrer einst 14 Airbus A380 wieder schrittweise in Betrieb nehmen, vier Maschinen sollen bis Herbst in München stationiert werden, weitere könnten folgen. Im regulären Flugbetrieb kommt der Flugzeugtyp ab Juni wieder zum Einsatz: Zunächst geht es von München nach Boston, ab 4. Juli dann auch nach New York.

Zurzeit werden zahlreiche Trainingsflüge absolviert, die Crews durchlaufen ein umfassendes Programm mit Start- und Landemanövern. Lufthansa benötigt für jeden einzelnen A380 wegen Ruhezeiten und Teamwechsel zehn Crews, also 20 Pilotinnen und Piloten sowie zahlreiche Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. Zu den Kosten will sich die Lufthansa nicht äußern. Außerdem müssen die ausgemusterten Maschinen generalüberholt werden, das geschieht in Manila auf den Philippinen.

Kritik an "Gigantismus"

Umweltschützer schütteln über den großen Aufwand für die Reaktivierung den Kopf. "Da wird schon sehr viel Kerosin verflogen", kritisiert Christian Magerl vom Bund Naturschutz im Gespräch mit BR24. Die A380-Pläne der Lufthansa gehen aus seiner Sicht generell "in Richtung Gigantismus", der eigentlich überwunden sei. Magerl verweist auf den vergleichsweise hohen Spritverbrauch und CO2-Ausstoß der Maschine. Einige Fluggesellschaften hätten sich schon vor der Pandemie für immer vom A380 verabschiedet, weil der Betrieb nicht rentabel gewesen sei. Dass die Lufthansa die Maschinen jetzt dauerhaft voll ausgelastet bekommt, hält der Grünen-Politiker für unrealistisch.

Magerl, der sich im Bündnis AufgeMUCkt gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen engagiert, bereitet auch Sorge, dass die Lufthansa beim A380-Comeback ganz auf München setzt. Für die Anwohner seien die Jets eine enorme Belastung, "der Lärmteppich beim Abheben ist riesengroß".

Super-Jumbo war ein Ladenhüter

Auch andere Fluggesellschaften wie British Airways und Etihad setzen erneut auf den A380; eine Maschine von Emirates fliegt seit einiger Zeit wieder regelmäßig von München nach Dubai. Die Rückkehr der Giganten ist durchaus überraschend: Für Airbus wurde das Prestigeobjekt zum Milliardenflop, der Konzern entschied Anfang 2019, den Stecker zu ziehen und die Produktion einzustellen - mangels Nachfrage der Airlines. Die ganze Branche wollte weg von viermotorigen Großraummaschinen hin zu etwas kleineren, aber effizienteren Jets mit zwei Triebwerken.

Lufthansa spricht von Übergangslösung

Dass die "Spritfresser" wieder zum Einsatz kommen, passt nach Magerls Worten "überhaupt nicht" zu den Bestrebungen der Branche, ein nachhaltigeres Image zu bekommen. Befürworter des A380 betonen jedoch, dass sich der CO2-Ausstoß pro Person im üblichen Rahmen bewege, wenn die Maschine gut ausgelastet ist. Davon geht die Lufthansa jedenfalls aus: Der A380 werde "auf den stark frequentierten Strecken nach Nordamerika eingesetzt und wird eine hohe Auslastung haben", so die Konzernsprecherin.

Der A380-Einsatz sei zudem eine "Übergangslösung zur Abdeckung des kurzfristigen Bedarfs". In München werde der Konzern in den nächsten Jahren vor allem die A350-Flotte ausbauen, erklärt die Lufthansa-Sprecherin. Schon im kommenden Jahr sollen zu den bislang 21 stationierten A350-900 weitere Maschinen hinzukommen, ab Mitte des Jahrzehnts zehn A350-1000 mit höherer Kapazität. Die CO2-Bilanz dieser modernen Maschinen sieht wesentlich besser aus.

Das endgültige A380-Aus könnte schneller kommen als erwartet

Damit zeichnet sich ab, dass die neue A380-Ära nicht allzu lange dauern wird - auch wenn, wie es bei der Lufthansa heißt, der komfortable Großraumjet bei Crews und Passagieren "äußerst beliebt" sei. Die Kranich-Airline plant den Einsatz zunächst bis zum Jahr 2027.

Nach Einschätzung von Experten könnte das endgültige Aus noch früher kommen. Der A380 sei ein Auslaufmodell, das in der derzeitigen Situation einige Lücken füllen könne, heißt es in Branchenkreisen. Aber: Falls die Nachfrage etwa im Zuge einer Rezession einbreche, werde der A380 als erstes verschwinden.

Somit könnte der Super-Jumbo bald wieder dort landen, wo er schon einmal stand: auf dem Flugzeugfriedhof.

Dieser Artikel ist erstmals am 23.04.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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