Was waren das noch für Zahlen: 4,6 Prozent oder 4,8 Prozent – von so viel Wirtschaftswachstum gingen die führenden deutschen Forschungsinstitute Anfang das Jahres noch für 2022 aus. Wohlgemerkt vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Denn der hat alle Prognosen auf den Kopf gestellt. Die Expertinnen und Experten mussten sie deutlich nach unten korrigieren.
Unwägbarkeiten: Russischer Angriffskrieg, steigende Preise, Lieferengpässe
Auch die anhaltende Corona-Pandemie mit Lockdowns in China, Lieferengpässe und steigende Preise machten der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr zu schaffen. Mehr als grobe Risikoabschätzungen sind deshalb aktuell kaum möglich, sagt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.
"Wir sagen zum Beispiel: Was würde passieren, wenn die Lieferungen noch mal sich reduzieren würden? Oder was würde passieren, wenn in China es noch mal zu schlimmeren Lockdowns käme?" All das versuchten die Expertinnen und Experten einzuschätzen, ohne es "wirklich quantifizieren zu können."
Was bedeutet eigentlich Rezession?
Statt um Wachstum nach der Pandemie – wie zu Beginn des Jahres angenommen – geht es jetzt um eine mögliche Rezession. Darunter versteht man eine längere Phase, in der das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht mehr wächst und auch nicht stagniert, sondern schrumpft.
Damit befindet sich das ganze Land ökonomisch gesehen in einer Abwärtsbewegung.Im kommenden Jahr könnte Deutschland zum ersten Mal seit vielen Jahren in eine Rezession abrutschen. Unter anderem die Ökonomen der Bundesbank prognostizieren ein solches Szenario.
Trotz Unwägbarkeiten steigt das BIP im Jahr 2022
Im alten Jahr hat sich die deutsche Wirtschaft immerhin noch wacker geschlagen: Das BIP schleppte sich quartalsweise von Mini-Wachstum zu Mini-Wachstum bis zu einer Steigerung von 0,3 Prozent im dritten Quartal gegenüber dem zweiten Quartal 2022, meldet das Statistische Bundesamt. Der eigentliche Einbruch könnte dann im neuen Jahr folgen, glauben viele Fachleute. Doch auch im neuen Jahr könnte alles anders kommen als erwartet.
2023: Zwei Tage weniger arbeiten, niedrigeres BIP
Von einem gehen die Wirtschaftsexperten des Münchner ifo-Instituts bereits aus: Zwei Arbeitstage weniger werden das Wirtschaftswachstum in Deutschland im nächsten Jahr leicht dämpfen. Laut Statistischem Bundesamt werden die Arbeitnehmenden 2023 bundesweit durchschnittlich an 249,4 Tage arbeiten. Das sind zwei Tage weniger als in diesem Jahr. Auf das Bruttoinlandsprodukt umgerechnet bedeute das ein Minus von 0,2 Prozentpunkten, erklärt Timo Wollmershäuser, Chef-Konjunkturforscher am Münchner Ifo-Institut.
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