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Schlechter Sommer... ...aber der Klimawandel ist nicht schuld

Am Dienstag 10 Grad in der Nacht, Wolken und Regen, am Tag zuvor noch: Baden bei fast 30 Grad. Wer dieses Jahr auf stabiles Sommerwetter hofft, wird enttäuscht. Eher bekommt er ein Wechselbad der Wettergefühle. Steckt dahinter der Klimawandel? Die Frage drängt sich auf, wenn man einen aktuellen US-Bericht zum Klimawandel liest: Die US-Wetterbehörde hat Daten gesammelt, wo sich die Folgen des Klimawandels im Rekordjahr 2015 gezeigt haben.

Von: Josephin Mosch

Stand: 11.08.2016

Ein Passant kämpft bei starkem Regen mit einem Schirm in den Händen gegen den Regen und den Wind auf dem Theaterplatz in Dresden (Sachsen) an. | Bild: picture-alliance/dpa

Schrumpfende Gletscher, Fischwanderungen, Dürren und Wirbelstürme – das sind nur ein paar der gravierenden Folgen, die die Klimaveränderung an vielen Orten mit sich bringt. Die weltweite Durchschnittstemperatur hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht. Das zeigt sich auch in steigenden Temperaturen in den oberen Ozeanschichten. Gerhard Lux, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in Frankfurt, erklärt das so:

"Der Klimawandel ist ja zunächst eine Veränderung der Temperaturen unserer Atmosphäre - im gesamten Raum, in dem es ums Wetter geht. Das sind die untersten 15 Kilometer, und das ist auch die Grenzschicht der Oberflächenwasser."

Gerhard Lux, Deutscher Wetterdienst

Für Algen in dieser oberen Schicht des Ozeans ist das geradezu ideal. Letztes Jahr haben sie besonders riesige Algenblüten gebildet - mit einer unerfreulichen Konsequenz: Sie produzieren dabei Gifte, die anderen Meeres-Organismen schaden. Eine weitere Folge des Klimawandels, die der Bericht beschreibt, sind Dürren wie in Kalifornien und tropische Wirbelstürme wie der Hurricane Joaquin in der Karibik.

Schwere Niederschläge in Deutschland als Folge des Klimawandels

Die Erderwärmung ändert auch die Wetterlage in Deutschland. Überschwemmungskatastrophen wie im baden-württembergischen Braunsbach oder in Simbach in Niederbayern vor zwei Monaten sind Beispiele, so der Meteorologe Stefan Emeis vom Karlsruher Institut für Technologie in Garmisch-Partenkirchen

"Diese Wetterlage, wo wir über mehrere Wochen hinweg immer diese starken Niederschläge gehabt haben, da kann man schon sagen: Hier ist der Klimawandel dran beteiligt. Denn eine wärmere Luft kann mehr Wasserdampf halten, und damit ist mehr Wasser da für die Wolken und Niederschlagsbildung. Das heißt, das einzelne Gewitter kann einfach viel heftiger werden, als es früher werden konnte, weil mehr Wasserdampf da ist."

Meteorologe Stefan Emeis

Fernwirkung von El Niño?

Gleiches gilt auch für das Unwetter in Mazedonien am vergangenen Sonntag. Ob diese Wetterextreme in Europa möglicherweise auch eine Fernwirkung des El Niño-Phänomens sind, darüber sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Bei El Niño handelt es sich um ein Klimaphänomen, das alle drei bis fünf Jahre eintritt. Ursache sind Strömungen im tropischen Pazifik, wodurch es in Südamerika plötzlich sehr viel regnet.

Wissenschaftler vermuten, dass auch andere Wettermuster auf dem Globus mit diesem Phänomen zusammenhängen. Man habe immer wieder festgestellt, dass es in bestimmten Regionen während der El Niño-Jahre feuchter wird und mehr Stürme auftreten. In anderen Regionen gibt es vermehrt Dürren. Das sind sogenannte Fernwirkungen.

Einen Zusammenhang von El Niño und der veränderten Wetterlage in Deutschland sieht der Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst allerdings nicht:

"Europa hat mehr was mit dem Golfstrom zu tun und auch insbesondere mit dem, was in der Zone, in der unser Wetter entsteht, passiert. Das ist der Bereich etwa zwischen Island, Irland und Grönland. Dort entstehen die Wetterbedingungen, die Hochs und Tiefs, mit denen wir es zu tun haben, und die dann mit einer östlichen Verlagerung über West- und Mitteleuropa erscheinen."

Gerhard Lux

Nur "blockierende Wetterlagen" bringen sonnige Sommer

Und Stefan Emeis vom Karlsruher Institut für Technologie betont: In Deutschland habe man immer schon sehr wechselhafte Sommer gehabt, nämlich dann, wenn die West-Wetterlagen dominieren. Das sind Tiefdruckgebiete, die von Westen her über England nach Europa ziehen. Sehr sonnige und warme Sommer gebe es nur bei sogenannten "blockierenden Wetterlagen".

"Wenn ein großes Hochdruckgebiet über Skandinavien liegt, und sich mehrere Wochen nicht bewegt, dann kriegen wir diese trocken-heißen Sommer."

Stefan Emeis

Und ein bisschen Hoffnung bleibt, dass wir doch noch etwas mehr Sommer bekommen: Einige Wettermodelle sagen im Moment nämlich voraus, dass sich ab nächster Woche ein Hoch über Skandinavien legen soll – und dann würde es bei uns ja auch wieder wärmer.

 


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Klaus Blank, Donnerstag, 11.August 2016, 14:04 Uhr

1. Wann wird's mal wieder richtig Sommer?

Warum schiebt das Azorenhoch keinen Keil nach Mitteleuropa was eigentlich üblich wäre um diese Jahreszeit?
Warum liegt der Jetstream seit Monaten 1000 km südlicher als sonst?
Ist der Beitrag von der BR Redaktion nur schlecht recherchiert, oder greift hier die staatliche Zensur? Antworten auf diese Fragen gibt es keine.
Statt Klimaerwärmung gehen wir wohl eher auf eine kleine Eiszeit zu.
Wer hierzu Fragen haben sollte bemüht am besten Wikipedia.
Wo sind die Sommer geblieben, die wir in den 80er Jahren hatten? Stahlblauer Himmel, 30 Grad über 2-3 Wochen hinweg, eine leichte Brise aus Südost - das gibt es nicht mehr! Es gab auch in den 70er Jahren einen Durchhänger beim Wetter, nicht umsonst hat Rudi Carell damals den Hit "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" aufgenommen.
Die Wetterextreme häufen sich seit 2 Jahren, und die Meteorologen finden das ganz normal, weil hier nur Durchschnittswerte von Temperatur und Niederschlagsmenge als Referenz herangezogen werden.

  • Antwort von AnniMarr, Donnerstag, 11.August, 16:20 Uhr

    Die Erderwärmung ist doch nicht abzustreiten!!
    Alle großen Wirtschaftsnationen haben ihren entsprechenden Anteil - wobei China furchterregende Rauchschwaden täglich ausstößt! Nur, wenn von diesen Luft-Verschmutzungschaos abstand genommen wird, kann eine Stabilisierung erreicht werden.
    Wer Verschmutz "z a h l t"!