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Kreativ im Olympia-Land Von BMW zu Hyundai

Südkorea, derzeit das Land der Olympischen Winterspiele - dorthin zog es auch Albert Biermann. Der Autoentwickler wechselte von BMW in die Chefetage bei Hyundai.

Von: Frank Hollmann, Martina Schuster, Johannes Thürmer

Stand: 12.02.2018

Hyundai-Entwickler Albert Biermann | Bild: BR

Bis vor drei Jahren noch war er bei BMW für die sportlichen M-Modelle zuständig. Jetzt lebt Albert Biermann in Südkorea, als Leiter der Testabteilung bei Hyundai. Seit Biermann hier ist, hat sich einiges getan:

"Wenn ich das vergleiche, wie der Sound hier war vor zweieinhalb, drei Jahren, als ich herkam. Was Motorsound und Reifenquietschen angeht. Und wenn ich mir anhöre, was hier heute so los ist, dann ist das ein ganz großer Unterschied. Hier pfeifen die Reifen schon eine ganze Ecke lauter und länger, und der Motorensound ist deutlich angestiegen."

Albert Biermann, Hyundai Motor Group

"Was soll ich in Korea?"

Albert Biermann gehört zu den ganz wenigen Deutschen, die es in Korea bis in die Chefetage geschafft haben. Und dass er eines Tages hier in Asien arbeiten würde, hätte er sich noch vor Kurzem überhaupt nicht vorstellen können. Nach 30 Jahren bei BMW und nur wenige Jahre vor der Rente war das doch ein eher ungewöhnlicher Schritt für ihn und seine Frau:

"Als der Anruf kam von einem Mitarbeiter der Firma Hyundai, war ich natürlich erst einmal völlig überrascht. Was soll ich in Korea? Wo liegt eigentlich Korea? Aber als wir dann das Land gesehen haben, wie modern und sauber das alles hier ist und wie hier alles funktioniert, da waren wir sehr überrascht."

Albert Biermann, Hyundai Motor Group

Beim Hyundai-Konzern, zu dem auch die Marken KIA und Genesis gehören, soll er nun den nächsten Entwicklungsschritt begleiten. Denn los ging es bei den Koreanern mit Autos, die vor allem eines waren: günstig. Später setzte man immer mehr auf Qualität, Sicherheit und Design. Und jetzt soll dank Albert Biermann auch Fahrverhalten und Fahrdynamik optimiert werden. Geplant werden solche wichtigen Etappen von langer Hand.

"Da ist ja hier ein Familienunternehmen. Sehr hierarchisch, traditionell geführt. Das wäre vielleicht heute in Europa kaum noch vorstellbar in dieser Form, aber in der koreanischen Kultur, da ist das auch etwas, was man als Stärke zu bieten hat. Die Koreaner legen sich ins Zeug für ihren Chef, für ihren Vorgesetzten und für ihre Familie. Das ist der Fokus: Familie, Firma, Vorgesetzter. Und da hängen die sich richtig rein. Das Autoentwickeln geht hier wie's Brezelbacken."

Albert Biermann, Hyundai Motor Group

Nicht nur beruflich weitergekommen

Machen - statt langer Meetings und Diskussionen. Das gefällt Albert Biermann. Er genießt vor allem das Vertrauen, das ihm hier entgegengebracht wird. Und nicht nur beruflich ist er schon ein Stück heimisch geworden. Er und seine Frau fühlen sich wohl im fernen Korea.

"Ich habe schon entschieden, zusammen mit meiner Frau, dass wir hier länger bleiben als wir das ursprünglich vorhatten, weil es einfach Spaß macht, und auch meine Frau hier tolle Freundinnen gefunden hat. Wir haben einen tollen Bekanntenkreis. Es zieht auch den einen oder anderen Kollegen aus Deutschland her. Und diejenigen, die sich mal näher damit beschäftigen, die kommen schnell zu der Erkenntnis: das ist ja richtig toll hier."

Albert Biermann, Hyundai Motor Group

Und wenn er dann noch selbst ins Cockpit steigen darf, ist die Welt für Albert Biermann in Ordnung - auch weit weg von der Heimat.


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