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Weinkönigin-Wahl unfair? Fränkische Winzer fühlen sich "verschaukelt"

Hermann Schmitt, der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, hat den derzeitigen Modus bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin heftig kritisiert. Sollte sich an der Zusammensetzung der Stimmberechtigten nichts ändern, droht er mit einem Boykott.

Stand: 24.09.2015 | Archiv

"Das ist nicht in Ordnung. Wir fühlen uns eindeutig verschaukelt. Die Zusammensetzung der Jury muss geändert werden". Mit diesen Worten hat der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, Hermann Schmitt, den Wahlmodus zur Deutschen Weinkönigin kritisiert. Wie Schmitt am Donnerstag (24.09.15) im Exklusivgespräch mit dem Bayerischen Rundfunk in Würzburg erläuterte, führe vor allem der Vorentscheid seit Jahren zu "nicht nachvollziehbaren" und "unfairen" Ergebnissen.

"Ich bin am Abend erstmal ruhig geblieben, hab mir am sonntag dann mal die Show im Fernsehen und in der Mediathek angesehen. Dann hab ich unabhängige Leute gebeten, sich das anzuschauen und da war klar: Wir sind da verschaukelt worden"

Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands

Schmitt sieht Hauptursache in geografischer Konzentration

Als Grund dafür, dass Kandidatinnen häufiger ausschieden, die aus Regionen im Süden oder Osten Deutschlands stammen, identifiziert Hermann Schmitt eine "unfaire und nicht repräsentative" Zusammensetzung der Jury, die zu stark durch Rheinland-Pfalz geprägt sei. Von 13 deutschen Weinanbaugebieten befinden sich sechs in Rheinland-Pfalz, das führe zwangsläufig zu einem Missverhältnis, so Schmitt. Es gelte "Herkunft vor fachlicher Eignung". Schmitt fordert deshalb, Funktionären der Anbaugebiete das Stimmrecht zu entziehen und stattdessen mehr unabhängige Juroren wie etwa Prominente oder Fachjournalisten zu entsenden.

"Die Jury ist nicht fair und gerecht zusammengesetzt. Es gibt ganz klar ein Schwergewicht aus Rheinland-Pfalz. In diesem Jahr wurde es deutlich, dass eine der besten Bewerberinnen, nämlich Kristin Langmann, nicht ins Finale gekommen ist."

Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands

Fränkische Kandidatin hätte Finale verdient

Jüngstes Beispiel sei der am 19. September erfolgte Vorentscheid für die Finalrunde am 25. September im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße. Mit der amtierenden Fränkischen Weinkönigin Kristin Langmann aus Bullenheim sei eine starke Kandidatin gescheitert, die den Einzug in die Endwahl unbedingt verdient gehabt hätte. Die Mittelfränkin habe alle Fragen bravourös gemeistert und "wunderbar englisch gesprochen", so Schmitt. Dennoch haben sie das Nachsehen gegen "deutlich schwächere Kandidatinnen" gehabt. Er wisse nicht, ob er den fränkischen Weinköniginnen künftig empfehlen könne, "die Strapazen eines Vorentscheids auf sich zu nehmen".

Deutscher Weinbauverband weist Kritik zurück

Norbert Weber, der Präsident des Deutschen Weinbauverbands, erreichen wir bei der Weinlese im Weinberg. Er kann die Kritik aus Franken nicht verstehen:

"Aus jedem Gebiet gibt es zwei Vertreter. Rheinland-Pfalz hat sechs Anbaugebiete. Bayern hat ein Anbaugebiet, Baden-Württemberg hat zwei. Aber das Gremium ist nicht lastig in Richtung irgendeines Bundeslandes."

Norbert Weber, Präsident des Deutschen Weinbauverbands

Boykott angedroht

Der Fränkische Weinbauverband fordert jetzt, dass Kristin Langmann bei der letzten Auswahlrunde in diesem Jahr noch nachrückt. Der Deutsche Weinbauverband lehnt das aber strikt ab.

"Das kann nicht gelockert werden. Dann müsste es für die Pfalz und Sachsen auch eine Wildcard geben. Und dann können wir auf die Vorentscheidung verzichten. Das geht grundsätzlich nicht"

Norbert Weber, Präsident des Deutschen Weinbauverbands

Sollte sich künftig bei dem Verfahren zur Wahl der Deutschen Weinkönigin nichts ändern, schließt Schmitt auch einen Boykott der Veranstaltung nicht aus.

"Stell dir vor, es ist die Wahl zur deutschen Weinkönigin und nicht alle Königinnen aus den Weinbauregionen gehen hin."

Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands

Hintergrund

Von den vergangenen 66 Deutschen Weinköniginnen kamen 42 aus Rheinland-Pfalz, seit dem Jahr 2009 haben ausschließlich Kandidatinnen aus Rheinland-Pfalz die Krone erobern können. Die letzte Deutsche Weinkönigin aus einem anderen Anbaugebiet war 2008/09 die Unterfränkin Marlies Dumbsky aus Volkach. Seit 1949 trugen insgesamt sechs Unterfränkinnen die deutsche Weinkrone.


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Kommentieren

stefan, Freitag, 02.Oktober 2015, 13:56 Uhr

10. eindeutige Siegerin

Für mich hat eindeutig Frau Kristin Langmann gewonnen... und das nicht nur wegen Ihrer wunderschönen Ausstrahlung! Sie wirkt ehrlicher und kommt natürlicher rüber. Nicht wie die Siegerin die sich ein künstliches Lächeln ins Gesicht kneifen muss. Eine wahre Enttäuschung --> die Siegerin!

Hanna, Montag, 28.September 2015, 14:01 Uhr

9. Widersprüchlich

Da unterstellt Herr Schmitt eine rheinland-pfälzische Verschwörung - in einem Wahljahr, in dem keine einzige Prinzessin oder Königin aus Rheinland-Pfalz kommt. Gut, so ein Versehen kann passieren! Schwamm drüber.
Doch es kommt noch besser: er kritisiert, dass die kleineren Gebiete keine Chance hätten - hm, gerade wurden zwei Prinzessinnen gewählt, die weder aus Rheinland-Pfalz stammen noch aus großen Gebieten. Autsch, dass tut dann schon ein bisschen weh! Aber vielleicht merkt's ja keiner?!
Die Krönung (!) ist jedoch die Aussage:"Stell dir vor, es ist die Wahl zur deutschen Weinkönigin und nicht alle Königinnen aus den Weinbauregionen gehen hin." - Stell Dir vor, dass ist dieses Jahr passiert, wenn auch aus beruflichen Gründen. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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eva natterer, Samstag, 26.September 2015, 19:06 Uhr

8. Wahl zur Weinkönigin

Ich fand, dass alle jungen Damen blitzgescheit, bildhübsch und großartige Vertreterinnen der Weinbranche waren. Es kann halt nur eine gewinnen!

Eva H., Samstag, 26.September 2015, 16:26 Uhr

7. Herzlichen Glückwunsch

Obwohl mich solche Wahlen ansonsten nicht interessieren, habe ich mir vorhin die Wahl der Weinkönigin angesehen (Mediathek) und mich gefreut, dass meine Farvoritin Josefine Schlumberger gewonnen hat. Sie ist eine natürliche Schönheit (für meinen Geschmack) und sieht sehr frisch aus. Auch gefiel mir ihre mündliche Ausdrucksfähigkeit allen Kandidatinnen am besten.

@Zuschauer
"Scheinbar reicht es wenn man gut reden und sich selbst gut verkaufen kann."

Also hätte besser eine Kandidatin gewinnen sollen, die nicht gut reden und sich selber gut verkauen kann?

  • Antwort von Zuschauer, Montag, 28.September, 09:45 Uhr

    Nein, natürlich nicht. Aber es sollte doch auch eine fachliche Befähigung da sein - da reicht es nicht unbedingt in gutem Englisch zu reden wie ein Wasserfall.

    Oder wie beurteilst du Ihre Antwort beim Promi-Dingsda - also mir ist neu das man in einen Schneebesen reinblasen kann und das der bei seiner Arbeit so schön blubbert ;-)

    Aber auch egal, sie hat ja jetzt ein ganzes Jahr Zeit um zu beweisen das es die richtige Wahl war und mich eines besseren zu belehren.

    Ich wünsche ihr dazu viel Glück.

  • Antwort von Hanna, Montag, 28.September, 15:07 Uhr

    Aus einer falschen Antwort eine komplette Wahl in Frage zu stellen, vermag etwas einseitig sein. Und gutes Englisch ist gerade in diesem Amt ein sehr wichtiger Punkt. Wie peinlich bei Auftritten im Ausland, wenn die Königin schlecht Englisch spricht. Das geht gar nicht. Ihre fachliche Fähigkeiten haben alle unter Beweis gestellt. Es ist ein Gesamteindruck, die Wirkung nach außen - die für mich letzlich klar die Badenerin als auch die Württembergerin haben als Favoriten ins Finale gehen lassen. Ich habe die Wahl in den vergangenen Jahren oft gesehen und konnte die finale Entscheidung (als die Vorentscheidung noch nicht ausgestrahlt wurde) einige Male nicht nachvollziehen. Das war dieses Jahr anders und bei dreien lag ich im Tippen nach dem Vorentscheid nur bei einer daneben.
    Ich würde an dieser Stelle viel lieber über die Auswahl des 'Begleitprogramms' diskutieren. Wer hat denn - um Gottes Willen - diesen Schweizer ausgesucht?!

Uschi Polzin, Samstag, 26.September 2015, 09:33 Uhr

6. Kritik der Franken am Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin

Seid getröstet: gestern ging es bei der Entscheidung nicht anders zu. Der Kommentator sprach im Vorfeld die dann auch gewählte an mit, wenn Du Deutsche Weinkönigin..... Dann versuchte er auf Nachfrage von ihr etwss zu korrigieren. Letztendlich wurde sie es dann doch :-)) obwohl sie in vielen Dingen während des Entscheids nicht besser war als die anderen Mädels. Umschrieben ausgedrückt...