ARCHIV - 13.12.2022, Bayern, München: Fußball-Nationalspielerin Giulia Gwinn während eines Interviews. (zu dpa: «Nationalspielerin Gwinn im Reha-Déjà-Vu: Zwischen Frust und WM») Foto: Lennart Preiss/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Interview mit Fußball-Nationalspielerin Giulia Gwinn

    Zwischen Frust und WM: Giulia Gwinn im Reha-Déjà-Vu

    Rehazentrum statt Champions-League-Bühne: Giulia Gwinn kämpft nach einem Kreuzbandriss um ihre schnelle Rückkehr aufs Spielfeld. "Die Verletzung wird mich wieder stärker machen", sagt die 23-jährige Abwehrspezialistin der FC Bayern Frauen.

    Die Enttäuschung über ihren zweiten Kreuzbandriss, ihre zweite Reha und viele verpasste Fußball-Monate lässt sich Giulia Gwinn nicht anmerken. Die Nationalspielerin vom FC Bayern München hat den nächsten herben Rückschlag ihrer noch jungen Karriere längst akzeptiert. "Die Verletzung wird mich wieder stärker machen. Das war schon beim ersten Kreuzbandriss so", sagt die Vize-Europameisterin voller Überzeugung.

    Ist Gwinn bei der WM dabei?

    Im fliederfarbenen Strickpullover sitzt die Außenverteidigerin in der zweiten Etage des Bayern-Campus. Von dort hat sie einen guten Blick auf das Fußballfeld, das sie seit Oktober nicht mehr betreten hat. Zum zweiten Mal nach 2020 bremst die 33-malige Nationalspielerin, die bei der EM im Sommer in England zu den herausragenden Kräften gehörte, ein Kreuzbandriss aus. Deshalb heißt es für sie jetzt Rehazentrum statt Champions-League-Bühne. 

    Wann Gwinn auf den Platz zurückkehrt, ist nicht abzusehen. Die WM-Teilnahme als das ultimative Ziel? "Ich bin davon weg, mir ein Turnier als festes Ziel zu setzen, weil es am Ende nicht in meiner Macht liegt. Ich habe noch nicht einmal angefangen zu laufen", erzählt die 23-Jährige im dpa-Interview. Ab dem 20. Juli jagt die DFB-Auswahl in Australien/Neuseeland ihren dritten WM-Titel. 

    Bevor die Nationalspielerin mit dem Ball über den Platz sprinten kann, stehen unzählige Behandlungen, Kraftübungen und Cardioeinheiten an. Gwinn blickt zwar positiv auf die mental schwierige Zeit, trotzdem lassen sich negative Gedanken nicht vermeiden. "Klar gibt es auch mal Tage, an denen es weh tut, meine Teamkolleginnen im Mannschaftstraining zu sehen."

    Reha mit Abwehrkollegin Hanna Glas

    Immerhin: Gwinn kann ihr Reha-Leid mit Abwehrkollegin Hanna Glas teilen, die nach ihrer Knie-Operation ebenfalls ausfällt. "Mittwochs stehen immer Kraftübungen an, die uns nicht super viel Freude bereiten. Dann machen wir gute Musik an, tanzen. Unser Reha-Trainer muss viel mitmachen mit uns", meint Gwinn und fängt an zu lachen. Besonders angesagt: "Sweet Caroline" und "Country Roads". 

    Gwinns tägliches Highlight hängt aber in der Küche. "Ich habe von meinen Teamkolleginnen ein Riesenplakat mit der Aufschrift 'Wir stehen hinter' dir geschenkt bekommen. Mit 130 verdeckten Bildern", erzählt die Münchnerin. Auf den Bildern sind aktuelle oder ehemalige Mitspielerinnen. "Ich kratze jeden Tag eins frei und sehe, wer symbolisch hinter mir steht".

    Schnell wieder Fußball spielen

    Auf den zweiten Blick hat die Verletzung sogar etwas Gutes. Mehr Zeit mit der Familie, Hund Lui oder ein Wellness-Wochenende mit Freunden lenken Gwinn ab. Doch so schön die gewonnene Freizeit auch ist, Gwinn will Fußball spielen. "Ich war mal ein kleines Mädchen, das diesen großen Traum vom Fußballprofi beim FC Bayern hatte. Ich habe von Titeln und Trophäen geträumt." Diesen Traum will Gwinn schnellstmöglich weiterverfolgen. 

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