Geknickte deutsche Nationalspieler nach dem Schlusspfiff.
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WM-Aus: Stürmerproblematik als Déjà-vu für Bayern-Profis

WM-Aus: Stürmerproblematik als Déjà-vu für Bayern-Profis

Beim erneuten Scheitern in der WM-Gruppenphase ereilte die Nationalmannschaft die selbe Problematik wie den FC Bayern in seiner Herbstkrise. Es fehlte die Effizienz. Oder anders gesagt: Zu wenig Tore für zu viele Chancen.

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Man kann der Nationalmannschaft bei dieser WM in Katar fehlenden Einsatz und Willen nur schwer vorwerfen. "Das Aus hat sich heute nicht entschieden, es waren 20 Minuten gegen Japan. Auch gegen Spanien hätten wir zum Schluss das 2:1 machen können. Wir hatten keine Effizienz in diesem Turnier und deswegen sind wir ausgeschieden", fasste Bundestrainer Hansi Flick den deutschen Auftritt bei diesem Turnier nach dem Spiel treffend zusammen.

Die fehlende Effizienz: Eine Thematik, die der Bayern-Block mit Joshua Kimmich, Leroy Sané, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Manuel Neuer, Jamal Musiala und Thomas Müller nur zu gut kennen.

WM für Bayern-Profis ein Déjà-vu

Die Bayern-Profis erlebten ein bitteres Déjà-vu in Katar. Der FC Bayern hatte seine Krise pünktlich vor der WM-Pause abgelegt und der Schlüssel zum Erfolg war ein echter Stürmer: Eric Maxim Choupo-Moting. Kaum stand der Stürmer in der Startelf und nicht mehr die "falsche Neun" Sadio Mané, fielen auf einmal die Tore und die Bayern schlossen die Hinserie mit 47 erzielten Treffern in 15 Spielen ab.

Abgehakt waren Ergebnisse wie ein 1:1 zu Hause gegen Gladbach trotz 33 abgegebener Torschüsse. Bei der Nationalmannschaft ereilte den "Bayern-Block" aber erneut die Leichtsinnigkeit bei der Verwertung von Torchancen - auch, weil ein echter Stürmer fehlte.

Flick setzt auf die falsche Neun

Bundestrainer Flick verzichtete bei dieser WM in allen drei Spielen auf einen echten Stürmer in seiner Anfangsformation - einen wie Niclas Füllkrug. Gegen Japan startete Kai Havertz, gegen Spanien und Costa Rica war Thomas Müller die einzige Sturmspitze. Müller gab in den ersten beiden Spielen keinen einzigen Torschuss ab, wie er sogar selber vor dem letzten Gruppenspiel selbstkritisch bemerkte.

Dass Füllkrug mehr als nur eine Alternative ist, bewies er im zweiten Spiel. Nachdem der Bremer Angreifer gegen Spanien in der 70. Minute eingewechselt worden war, traf er nur 13 Minuten später. Auch gegen Costa Rica brachte Füllkrug nach seiner Hereinnahme - diesmal bereits in der 55. Minute -neuen Schwung ins Offensivspiel und steuerte kurz vor Schluss den Treffer zum 4:2-Endstand bei. Damit endet sein Turnier mit zwei Treffern in drei Einsätzen und insgesamt 66 Minuten Einsatz. Eine beeindruckende Bilanz für den ehemaligen Nürnberger und Fürther, der vor einem Jahr noch mit Werder Bremen in der zweiten Liga um den Aufstieg kämpfte.

Bundestrainer meidet Füllkrug zu lange

Doch Bundestrainer Flick verpasste es, mehr auf Füllkrug zu setzen. Gegen Japan brachte er den Bremer erst in der 79. Minute, dabei hätte die Statur des Mittelstürmers und die Abschlussstärke gegen die physisch unterlegenen Japaner sicher geholfen. Im Nachhinein zu spekulieren, ob die WM mit Niclas Füllkrug in der Startelf anders verlaufen wäre, müßig. Das Konzept Flicks auf die "falsche Neun" zu setzen, war aber wohl nicht der richtige Weg. Diesen Vorwurf muss sich der Bundestrainer gefallen lassen.

Und das, obwohl das mahnende Beispiel, die Torkrise des FC Bayern, nur wenige Wochen zurück lag. Und auch die Tatsache, dass sich Niclas Füllkrug im letzten Testspiel vor der WM gegen den Oman als einzige Spieler in Normalform präsentierte und den einzigen Treffer zum mageren 1:0-Sieg erzielte, sorgte für kein Umdenken beim Bundestrainer.

Flick: Deutscher Fußball hat Stürmer-Problem

Der deutsche Fußball hat ein Stürmer-Problem. Das erkannte auch Flick nach dem Abpfiff: "Wir müssen in der Ausbildung besser werden. Wir reden seit Jahren über Neuner, die wir brauchen, über spielstarke Außenverteidiger", richtete der Nachfolger von Joachim Löw seinen Appell auch an die Nachwuchsarbeit in Deutschland.

In zwei Jahren steht bereits die Heim-Europameisterschaft an. Bis dahin bleibt wenig Zeit für Veränderungen. Doch die sind dringend nötig. Für die Position des echten Stürmers war dieses Turnier eine echte Werbung. Nun liegt es an Hansi Flick, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Bayern-Spieler müssen mit WM schnell abschließen

Für die Profis des FC Bayern wie auch für den Rest der Mannschaft gilt es, das Scheitern zu verarbeiten und abzuhaken. Viel Zeit zum Nachdenken gibt es aufgrund des engen Terminkalenders sowieso nicht. Und auch rein regional gesehen dürfte es schwierig sein, das WM-Aus schnell zu vergessen. Am 6. Januar reißt der FC Bayern ins alljährliche Trainingslager - nach Doha.

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