Der Wettlauf hat schon begonnen. Das Training für den nächsten Ski-Winter läuft. Das Alpinteam des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) ist sogar schon wieder auf Schnee - auf den Gletschern in Sölden und im Kaunertal. Trainiert wird in Kleingruppen, Sportler und Betreuer wurden im Vorfeld Coronatests unterzogen.
Der ÖSV würde auch andere Nationen auf die Gletscher lassen. Aber im Deutschen Skiverband (DSV) fürchtet man beispielsweise eine zweiwöchige Quarantäne nach der Rückkehr. Und Schneetraining in Deutschland fällt mangels Sommer-Skigebiet flach. Die DSV-Athleten müssen also noch warten.
Keine Ausnahmegenehmigung für die Zugspitze
Der DSV hatte sich im April für die Zugspitze um eine Ausnahmegenehmigung bemüht. Das höchste Skigebiet Deutschlands musste im März schließen. Die Idee war, mit einer kleinen Gruppe von Spitzenathleten zumindest die Materialtests durchzuführen und sich so einen kleinen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Doch das wurde von den bayerischen Behörden abgelehnt.
Italien plant Gletscher-Training, Frankreich muss noch warten
Italien ist schwer von der Corona-Pandemie getroffen. Der Skiverband plant trotzdem schon die Rückkehr zur Normalität. Für den Juni hat der italienische Verband das komplette Stilfser Joch reserviert - nur für die italienische Mannschaft. Die Ski-alpin-WM 2021 in Cortina d'Ampezzo soll das erste Sport-Großereignis in Italien nach Corona werden - natürlich hoffen die Gastgeber auf zahlreiche Medaillen.
Vermutlich noch länger nicht gefahren wird in Frankreich, wo bis vor kurzem noch ein strenger Lockdown herrschte. Die Gletscher sind verwaist. Das slowenische Team hat ein neues, kleines Skigebiet, in dem es in den nächsten Tagen wieder auf Schnee trainieren will. Gemütlich geht's das Team der Schweiz an: Dort ist erst für Juli ein Trainingslager auf den Gletschern in Zermatt und Saas-Fee geplant.
Vorteil für die Skandinavier?
Eine alte Weisheit: Wintersportler werden im Sommer gemacht. Aber: Der Saisonaufbau ist dieses Jahr für die Skifahrer sowieso völlig durcheinander. Der letzte Weltcup-Winter musste Anfang März wegen des Coronavirus abgebrochen werden. Wichtige Skitests im April fanden nicht statt.
Lediglich die Skandinavier konnten dies teilweise umgehen. Da Schweden mit seinem Sonderweg geringere Beschränkungen hatte, konnte dort gefahren und trainiert werden. Das Skigebiet in Are, dem WM-Gastgeberort von 2019, war bis zum Winterende geöffnet.
Vorteil Österreich?
Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Saisonvorbereitung deutet schon jetzt vieles auf eine spannende Alpinsaison hin. Haben die Österreicher einen Vorteil? Im vergangenen Winter mussten sie sich nach 30 Jahren Vorherrschaft in der Nationenwertung der Schweiz geschlagen geben. Der Stachel sitzt wohl sehr tief.
Deutschlands Top-Athlet Thomas Dreßen wohnt übrigens in Oberösterreich. Er könnte also ohne Quarantäne-Gefahr auf Österreichs Gletschern trainieren. Der ÖSV würde ihn sicher gerne einladen. Vielleicht könnten sich die Österreicher ja was vom deutschen Speedspezialisten abschauen?