Haben vorerst das Sagen bei den Münchner Löwen: Günther Gorenzel (links) und Stefan Reisinger
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Haben vorerst das Sagen bei den Münchner Löwen: Günther Gorenzel (links) und Stefan Reisinger

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Sportchef auf der Trainerbank: Gorenzel sorgt für Kuriosum

Nach der Entlassung von Trainer Michael Köllner beim TSV 1860 München wird mit Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel vorerst ein Funktionär auf der Trainerbank Platz nehmen. Ein Kuriosum, ja, aber kein Novum in der Bundesliga-Geschichte.

Entlässt ein Verein seinen Trainer, so hat er entweder einen neuen Übungsleiter in der Hinterhand, mit dem er aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit möglicherweise schon Wochen vorher erste Gespräche geführt hat, oder er setzt auf den Co- oder einen Interimstrainer. Dass der Sportvorstand, der ja für die Entlassung eines Trainers verantwortlich ist, sich aber selber auf die Trainerbank setzt so wie Günther Gorenzel nun bei den Münchner Löwen, das kommt sehr selten vor.

Gorentzel trifft die letzten Entscheidungen

Im Auswärtsspiel des TSV 1860 München beim VfB Oldenburg am Sonntag (13.00 Uhr/Liveticker im BR24 Sport Livecenter) wird Gorenzel zusammen mit Co-Trainer Stefan Reisinger an der Seitenlinie stehen. Der Österreicher trifft dabei die letzten Entscheidungen. Unterstützt wird er von Reisinger und Video-Analyst Franz Hübl. Der Ex-Löwen-Profi Reisinger kommt als Cheftrainer nicht in Frage, da er aktuell noch seinen Fußballlehrer macht und regelmäßig auf Lehrgängen ist.

Oft gibt es diese Konstellation nicht, aber es kam schon vor. Bei Ligakonkurrent 1. FC Saarbrücken arbeitet derzeit Manager Rüdiger Ziehrl als Interimstrainer in einer Doppelfunktion. Wer weitere Beispiele sucht, muss in der Geschichte weiter zurück.

Beckenbauer sprang zweimal ein

Für das erste Beispiel eines Funktionärs als Interimstrainer sorgte 1860-Lokalrivale FC Bayern München: Franz Beckenbauer übernahm dort in seiner Funktion als Präsident zweimal auch interimsweise das Traineramt. Ende 1993 beerbte er Erich Ribbeck und führte die Münchner am Ende der Saison zur Meisterschaft. In den letzten Wochen der Saison 1995/96 löste Beckenbauer Otto Rehhagel als Chefcoach der Roten ab. Am Ende der Spielzeit stand für die Bayern der Gewinn des UEFA-Pokals zu Buche.

Arnesen und Knäbel übernahmen beim HSV

Der Hamburger Sportverein hatte besonders in seiner jüngeren Geschichte viele Trainer und zweimal auch einen Sportvorstand auf der Trainerbank. Der Däne Frank Arnesen entließ 2011 Esteban Cardoso, nachdem er sich wiederum nur 21 Tage früher von Michael Oenning getrennt hatte, und übernahm interimsweise für ein Spiel, das der HSV sogar gewann. Danach folgte übrigens Thorsten Fink, der aktuell ja auch an der Grünwalder Straße im Gespräch ist.

Peter Knäbel sprang in seiner Rolle als Direktor Profifußball im März 2015 als Interimstrainer bei den Rothosen ein, nachdem sich der Verein von Joe Zinnbauer getrennt hatte. In zwei Spielen gab es keinen Sieg. Anschließend durfte sich Bruno Labbadia versuchen.

Völler Interimstrainer in Leverkusen

Wer in dieser Liste nicht fehlen darf, ist natürlich Rudi Völler. Der neue DFB-Sportdirektor war in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen auch mehrmals als Interimstrainer tätig. Im Jahr 2000 setzte sich Völler - eigentlich Sportdirektor - für 21 Tage auf die Trainerbank. Der Verein hatte sich zuvor aufgrund der Kokainaffäre von Christoph Daum getrennt. In sieben Spielen blieb Völlers Leverkusen unter seiner Führung ungeschlagen und feierte fünf Siege.

2005 war es dann ein zweites Mal so weit. Rudi Völler ersetzte Klaus Augenthaler auf der Trainerbank. In den 23 Tagen bis zum Amtsantritt von Michael Skibbe gab es dieses Mal nur zwei Siege aus fünf Spielen.

Wie läuft's für die Löwen mit Gorenzel und Reisinger?

Beim TSV 1860 übernimmt nun erstmal ein Duo mit Co-Trainer Reisinger und dem Geschäftsführer Sport Gorenzel. Sie sollen für die nötigen Punkte sorgen, die die Löwen im Kampf um den lang ersehnten Aufstieg in Liga zwei dringend benötigen. Wie es für die Giesinger mit ihrem neuen Trainergespann gelaufen ist, sehen Sie in Blickpunkt Sport am Sonntagabend ab 21:45 Uhr im BR-Fernsehen. Dort wird u.a. die Krise bei den Löwen Thema der Sendung sein.

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