Ungeachtet des matschigwarmen Regenwetters und der ungewohnten Außenseiterrolle sprühen die deutschen Skispringer vor Vorfreude auf die 71. Vierschanzentournee: "Der Tourneesieg ist seit Jahren ein Riesenziel", sagte Karl Geiger vor dem Qualifikationsspringen in seiner Heimatstadt Oberstdorf: "Wir haben hier einiges vor!"
Am Mittwoch erste Qualifikation
Beim finalen Pressetermin vor der ersten Quali am Mittwoch herrschte im malerischen Teamhotel gewissermaßen entspannte Anspannung. "Es gibt ein paar Konkurrenten, die im Moment die Luke vorgeben. Aber ich hoffe, dass ich meinen Trend fortsetze und die anderen ärgern kann", so Geiger mit Blick auf die Kraftprobe an vier Orten, an deren Ende am 6. Januar in Bischofshofen möglichst der erste deutsche Gesamtsieg seit 21 Jahren steht.
Ausverkaufter Hexenkessel: 27.000 Fans in Oberstdorf
27.000 Fans an der seit Wochen ausverkauften Schanze werden beim ersten Springen für den berühmten Oberstdorfer Hexenkessel sorgen, in dem es bereits 22 deutsche Siege gegeben hat - zuletzt durch Geiger 2020. Die Aussicht auf die Rückkehr der Fans nach drei Jahren verursacht bei Geiger, der vor knapp zwei Jahren auf seiner Hausschanze zweimal Weltmeister wurde, Gänsehaut: "Das wird eine Megastimmung, das ist unschlagbar!"
Skisprung-Coach Horngacher: Team war "noch nie so gut"
Dass Geiger und Co. an diese Festtage anknüpfen können, daran glaubt zumindest der Bundestrainer: "Wir haben in den vergangenen Tagen auf hohem Niveau trainiert, gerade beim Karl habe ich eine deutliche Verbesserung erlebt", stellte Stefan Horngacher fest. Trotz des bislang eher holprigen Saisonverlaufs gibt er sich optimistisch: "Alles in allem bin ich relativ entspannt, weil ich noch nie mit so einer guten Mannschaft zu einer Vierschanzentournee gefahren bin!"
"Das einzige, was wir nicht haben, ist einen ganz an der Spitze. Dieses Jahr kommen wir von der anderen Seite." Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher
Deutsche nicht im engsten Favoritenkreis
Nach acht Wettkämpfen liegt nur Geiger als Weltcup-Siebter auf einem einstelligen Platz. Pius Paschke ist Zehnter, Andreas Wellinger 13.
Diese bislang gezeigten Vorleistungen müssen aber nichts heißen: Zwei der jüngsten drei Gesamtgewinner, die Polen Dawid Kubacki (2019/20) und Kamil Stoch (2020/21), kamen sieglos zur Tournee, Kubacki sogar ohne Podestplatz.
Und andersrum: Von den vergangenen neun Springern, die im Gelben Trikot des Weltcup-Spitzenreiters nach Oberstdorf kamen, konnten nur zwei die Tournee gewinnen - zuletzt wurde Geiger als Primus nur Vierter. "Die richtig guten Springer kommen eben oft erst bei der Tournee in Topform. Und der mit dem Gelben Trikot hat mit Sicherheit den größten Rucksack", betonte Horngacher.
Weltcup-Führender Kubacki startet als Top-Favorit
Der in Gelb, Kubacki eben, ist aber auch für den Coach "der Top-Favorit". Dennoch: Das Ziel, erstmals seit Sven Hannawald 2001/02 den Gesamtsieger zu stellen, lebt. "Wir haben mehr drauf, als wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben", sagte Olympiasieger Wellinger, der nach langwierigen Verletzungsproblemen mittlerweile fast wieder auf altem Niveau springt.
Wellinger fit für die Tournee
Wellinger gehört neben Geiger zu den Hoffnungsträgern. Der 27-Jährige war Anfang Dezember beim Weltcup in Titisee-Neustadt gestürzt und hatte danach über Schmerzen im Fuß geklagt. "Die ruhigen Tage über Weihnachten haben meinem Sprunggelenk gut getan", freute sich der Springer vom SC Ruhpolding vor der Qualifikation.
"In den letzten 15, 20 Jahren gab es bei der Tournee genug Überraschungen - warum soll das nicht mal einem von uns gelingen." DSV-Skispringer Andreas Wellinger
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