1860-München-Trainer Maurizio Jacobacci
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1860-München-Trainer Maurizio Jacobacci

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TSV 1860 München - Hadern über die "Slapstick-Einlage"

Der TSV 1860 München ist seit sieben Spielen sieglos. Beim MSV Duisburg verschenkten die Löwen leichtfertig Punkte. Trainer Maurizio Jacobacci sieht sein Team trotzdem im Aufwind - auch wenn ihn ein Fehler vor dem Duisburger Anschlusstreffer wurmt.

Die spielentscheidende Szene, da sind sich Trainer und Spieler des TSV 1860 München einig, erlebten die 12.388 Zuschauer beim 2:2 der Löwen in Duisburg nach 77 Spielminuten. 2:0 hatte der TSV da noch geführt, der erste Sieg unter dem neuen Coach Maurizio Jacobacci war zum Greifen nah.

Folgenschwerer Patzer von Belkahia

Doch dann unterlief Semi Belkahia ein folgenschwerer Patzer, der Duisburg zurück ins SPiel und später sogar noch zum Punktgewinn bringen sollte. Als letzter Mann vertändelte er unbedrängt den Ball, Duisburgs Julian Hettwer schnappte sich den Ball und stürmte allein aufs Löwentor zu - der 1:2-Anschlusstreffer war nur noch Formsache.

"Eine kleine Slapstick-Einlage bringt die Gegner nochmal ins Spiel", fasste Joseph Boyamba den unglücklichen Moment zusammen. Der Fehler "hat dem MSV Duisburg in die Karten gespielt", sagte Coach Jacobacci. Denn nur drei Minuten später glich Duisburg zum 2:2 aus.

1860 und der verpasste Sieg

Entsprechend gefrustet wirkten Trainer und Spieler zunächst nach dem Spiel. "Es ist sicher ärgerlich, wenn man den Spielverlauf betrachtet", sagte Jacobacci, der allerdings auch einräumte, dass sein Team im ersten Durchgang auch in Rückstand hätte geraten können. "Ein zum Teil gerechtes 2:2 mit ein bisschen Pech für uns", nannte Boyamba die Punkteteilung, Quirin Moll wählt das Adjektiv "bitter".

Der Teamgeist soll es richten

Aber - und auch da war sich das Trio einig: Das Spiel in Duisburg war ein erster Schritt zurück zu alter Löwenstärke. "Wir haben ein ordentliches gutes Spiel gemacht", urteile Moll: "Ich habe mehr Teamgeist gesehen - es war der richtige Schritt in die richtige Richtung."

Dies unterstrich auch Boyamba, der in Sachen "Ausstrahlung und Präsenz" von seinem Team angetan war. Was fehlt ist derzeit eben noch ein Erfolgserlebnis, um "den Bock irgendwann umzustoßen" (O-Ton Moll).

Die 1860-München-Spieler Joseph Boyamba (links) und Quirin Moll
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Die 1860-München-Spieler Joseph Boyamba (links) und Quirin Moll

Dass ein solches gar nicht mehr weit entfernt ist, unterstrich auch Trainer Jacobacci in seiner fachlichen Analyse der Partie. "Man hat es gesehen, wie wir das Spiel aufgezogen haben. Wir haben ihnen Probleme bereitet, vor allem ganz am Anfang, wo sie nicht wussten, wie sie damit umgehen sollen", sagte der Schweizer.

Der Kampfgeist stimmt, spielerisch hakt's noch

Selbst nach dem Ausgleich habe sich seine Mannschaft nicht aufgegeben und noch auf das 3:2 gedrängt. "Für mich ist die kämpferische Leistung absolut tadellos, ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen." Ein großes Kompliment an sein enttäuschtes Team.

Und gleichzeitig auch ein Satz der unterstreicht, wo es beim TSV 1860 München aktuell noch hapert: Die Mannschaft präsentiert sich kämpferisch top, fußballerisch enttäuscht sie zu oft - und da will Jacobacci ansetzen: "Jetzt gilt es, noch mehr spielerische Mittel in unser Spiel zu bringen."

Gegen Duisburg habe man "versucht, das umzusetzen. Ab und zu ist es gelungen, andere Momente weniger. Aber wir arbeiten daran, dass wir mehr Fußball spielen als zu kämpfen." Jacobacci geht bei den Löwen offenbar gerade noch einmal das kleine Fußball-Einmaleins durch.

Die "Ruhe am Ball" fehlt den Löwen

"Ruhe am Ball, in der Situation die richtige Entscheidung zu treffen - das haben wir nicht", erklärt er, und meint damit nochmal den unnötigen Ballverlust und den Anschlusstreffer in der 77. Minute. "Man hätte etwas Tempo aus dem Spiel nehmen sollen, bis zu diesem Punkt haben wir es gut gemacht", ergänzt er noch.

"Ich sage immer: In der Ruhe liegt die Kraft - diesem Spruch müssen wir nachgehen." 1860-Trainer Maurizio Jacobacci

Man merkt dem 60-Jährigen an: Bei den Löwen ist sein Fußballlehrer-Know-How gefordert wie noch nie. Gegen Duisburg coachte er lautstark 90 Minuten an der Seitenlinie. Ob sein Team das aktuell braucht? "Ja, sonst würde ich das nicht machen."

Fazit nach dem 2:2 dennoch positiv

Flexibilität ist das Stichwort, die Gegner sollen sich wieder weniger leicht auf die Löwen einstellen können. Viele Baustellen also an der Grünwalder Straße - und viel Arbeit für den Chefcoach. Der am Ende trotz des vermeintlichen Punktverlust aber doch ein versöhnliches Fazit zog: "Für mich ist es trotz des Resultates ein positives Spiel gewesen."

Spielszene MSV Duisburg - TSV 1860 München
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Spielszene MSV Duisburg - TSV 1860 München