Es war ein nahezu perfekter Lauf, den der Mittenwalder Thomas Dreßen auf der legendären "Streif" hinlegte. Und trotzdem ganz knapp bis zum Schluss: 0,18 Sekunden Vorsprung bei der letzten Zwischenzeit hatte Dreßen auf den bis dato Führenden Schweizer Beat Feuz. Als es dann im Ziel grün aufleuchtete, riss der 24-Jährige die Arme nach oben und schrie seine Freude einfach nur heraus.
Erster Weltcupsieg - ausgerechnet in Kitzbühel
Wie sehr der Abfahrer des Deutschen Skiverbandes (DSV) seinen ersten Weltcupsieg - ausgerechnet in Kitzbühel - genoss, war für jeden Zuschauer vor Ort oder im Fernsehen offensichtlich. Dreßen hob seine Ski in Richtung Himmel und baute sich vor der Tribüne auf, dann sank er zu Boden, weil er nicht fassen konnte, was er da gerade geschafft hatte.
"Es ist der Wahnsinn, das kann ich so sagen"
"Ich hab es gar nicht glauben können. Ich habe gemeint, die wollen mich verarschen", sagte Dreßen kurze Zeit später in der Sportschau über die Momente nach der Zieldurchfahrt vor rund 45.000 Fans: "Es war immer von klein auf mein Traum, ins Ziel zu fahren und in Führung zu liegen hier in Kitzbühel." Und:
"Es ist einfach nur geil, es ist der Wahnsinn, das kann ich so sagen."
Mit einer famosen Fahrt bei seinem erst zweiten Start auf der legendären Strecke in Tirol feierte er den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere. Vor einem Jahr war er noch gestürzt. Seine beste Platzierung zuvor war Rang drei bei der Abfahrt von Beaver Creek.
39 Jahre später - ein historischer Sieg
Der Sieg Dreßens in Kitzbühel war aus DSV-Sicht historisch. Es ist erst der zweite Sieg eines Deutschen bei der Hahnenkammabfahrt überhaupt. Zuletzt war dieses Kunststück Sepp Ferstl 1979 gelungen - auf den Tag genau vor 39 Jahren. Der zeigte sich erfreut, dass er nun nicht mehr der einzige Deutsche in dieser Riege ist:
"Gott sei Dank, dass ich jetzt mal abgelöst bin, das hältst du auf Dauer nicht aus. Jetzt ist endlich der Mythos Ferstl-Streif erledigt."
Neureuther: "Hatte noch nie so Gänsehaut"
Auch der am Kreuzband verletzte Slalomstar Felix Neureuther jubelte auf der Tribüne in Kitzbühel und war einer der ersten Gratulanten Dreßens. "Wahnsinn", sagte Neureuther:
"Ich hatte noch nie bei einem Rennen so Gänsehaut. Das ist ein denkwürdiger Tag für den deutschen Skisport."