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Steinhaus vor Bundesliga-Debüt in Berlin

Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus steht im heutigen Spiel zwischen Hertha BSC und Werder Bremen vor ihrem Debüt in der Fußball-Bundesliga. Die 38-Jährige steigt als erste Frau im Amt des Referee in die höchste deutsche Spielklasse auf.

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Zehn Jahre lang hatte sich die 1,81 Meter große Polizistin aus Langenhagen in der 2. Liga qualifiziert - und wird den Mannschaften heute die Schau stehlen.

"Ob das nun historisch ist, sollen andere beurteilen. Einerseits ist es nur ein weiteres Spiel, das ich gut leiten möchte. Andererseits ist es nunmehr die Bundesliga und die Tatsache, dass ich die erste Schiedsrichterin bin, macht es vor allem für die Öffentlichkeit doch zu einer nicht normalen Partie", sagte sie vor der Begegnung.

Große Macho-Sprüche der Profi-Spieler und Trainer blieben aus. Gastgeber Hertha nutzt das Debüt von Steinhaus aber gleich mal für eine PR-Aktion, die suggerieren könnte, dass Frauen tatsächlich wegen einer Schiedsrichterin und nicht wegen der Partie gegen Werder Bremen ins Olympiastadion kommen: Die ersten 250 Besucherinnen des Hertha-Spiels zahlen heute einen um 50 Prozent ermäßigten Eintrittspreis. Die Berliner rechnen mit 50.000 Zuschauern. Hertha-Trainer Pal Dardai freut sich auf die Premiere der Unparteiischen: "Sie hat es verdient, sie hat fehlerfrei gepfiffen."

Geduld mit Franck Ribéry

Steinhaus, deren Lebensgefährte der frühere englische Spitzen-Referee Howard Webb ist, war im Mai in den Kreis der 24 Bundesliga-Referees befördert worden. "Ich hörte die Worte, allein der Glaube brauchte einen Moment, um zu sacken", erinnerte sie sich an diesen lange ersehnten Moment. Die Reaktionen im Anschluss seien dann "überwiegend positiv" gewesen. Sie hatte sich in 80 Zweitliga-Partien, bei den Frauen-Weltmeisterschaften 2011 und 2015 sowie bei Olympia 2012 durch untadelige Leistungen empfohlen. - Und durch ihre Gelassenheit. Zum Beispiel als Vierte Offizielle am Spielfeldrand, wenn die Trainer mal wieder um sie herumtobten. Souveränität bewies sie zuletzt, als Franck Ribéry beim Pokalspiel des FC Bayern in Chemnitz ihr die Schnürsenkel aufzupfte. Der freche Franzose hatte Glück und kam ohne Verwarnung davon.

"Wir sind es von zu Hause gewohnt, nach der Pfeife einer Frau zu tanzen", scherzte Bremens Trainer Alexander Nouri vor dem Steinhaus-Debüt. "Im Ernst: Sie hat sich das verdient. Durch sehr gute Leistungen – und das ist am Ende entscheidend." Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann freut sich über Steinhaus' Aufstieg: "Das Geschlecht an sich ist ja kein Qualitätsmerkmal. Auch wenn wir Männer manchmal beim Autofahren hoffen, dass es so ist..."

Vorbild Schweiz

In Europa ist Steinhaus aber keine Pionierin. In der Schweizer Liga war Nicole Petignat zwischen 1999 und 2008 bereits als Unparteiische tätig. Sie kam sogar im UEFA-Cup zum Einsatz. "Sie hat hervorragende Leistungen gebracht und hätte schon viel früher aufsteigen müssen", sagte Petignat in "Fußball-Bild" über ihre Kollegin.