Für die alpinen Skirennfahrer stehen in Soldeu/Andorra die letzten Entscheidungen des Winters an. Nur die besten 25 der Weltcup-Wertung sind beim Finale jeweils startberechtig.
Für eine faustdicke Überraschung sorgten zum Auftakt Romed Baumann und Andreas Sander. Sie mussten in der Abfahrt nur dem Österreicher Vincent Kriechmayr den Vortritt lassen und feierten Platz zwei und drei. Zwei Deutsche auf einem alpinen Weltcup-Podium hatte es zuletzt 1992 gegeben."Ein cooler Saisonabschluss," der Grund zum feiern gibt. "Man hat nicht jeden Tag so einen Erfolg," freute sich Baumann.
Baumann: "Zum Teil unter Wert geschlagen"
"Es ist Balsam für die Seele", ergänzte der 37-Jährige nach dem überraschenden Doppel-Podest erleichtert. "Wir waren heuer zum Teil unter Wert geschlagen."
Einen "richtigen Auftrieb" habe ihn dabei noch einmal "am 'Andi' seine Formkurve" gegeben. Andreas Sander war beim Super G in Aspen auf Rang zwei gefahren. Der 33-Jährige hatte sich nach Veränderungen am Material zuletzt in aufsteigender Form gezeigt und blickt nach dem zweiten Stockerl-Erfolg schon optimistisch in die nächste Saison: "Das Rad kommt langsam wieder ins Rollen", so Sander.
"Ein wahnsinnig geiler Teamerfolg." Andreas Sander
Auch Baumann denkt schon an die nächsten Herausforderungen. "So lange ich noch konkurrenzfähig bin, will ich weiterfahren".
DSV-Speed-Spezialisten zum Abschluss top
Auch wenn Platz zwei von Baumann, der in Soldau zum ersten Mal seit Februar 2015 wieder auf einem Abfahrtspodest stand, und Platz drei von Sander, noch einmal das Potenzial der deutschen Abfahrer aufzeigten, war es insgesamt keine Saison, die den Ansprüchen gerecht wurde.
Die DSV-Speedfahrer, denen Topmann Thomas Dreßen verletzungsbedingt erneut lange fehlte, konnten in der Saison 2022/23 keine großen Erfolge feiern. Bester Deutscher wurde in der Schlussabrechnung Romed Baumann als Gesamt-Achter. Andreas Sander 17.. Josef Ferstl schloss den WM-Winter als 21. ab. Die Kristallkugel für den besten Abfahrer ging an den Norweger Alexander Aamodt Kilde.
Romed Baumann Zweiter beim Ski-Weltcup in Andorra
Weidle beendet Saison als Gesamt-Siebte
Für Kira Weidle lief es auch beim Weltcup-Finale wie so oft in der Saison. Die Starnbergerin ärgerte sich beim Sieg von Ilka Stuhec (SLO) als Neuntschnellste über ihre Fehler. "Es ist ein Rennen wie die ganze Saison", sagte sie im ARD-Interview. "Es waren dieses Jahr zu viele Rennen dabei, in denen genau solche Fehler passiert sind", so die 27-Jährige. Sie sei mit ihrer Abfahrts-Saison daher "nicht zu 100 Prozent zufrieden."
Weidle beendete die Abfahrts-Saison damit als Siebte des Disziplinen-Weltcups. Die 27-Jährige war in Cortina d'Ampezzo und St. Moritz aufs Podest gefahren. Bei der WM hatte sie eine Medaille verpasst.
Die kleine Kristallkugel ging an Sofia Goggia. Die Italienerin wurde damit zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt beste Abfahrerin der Saison.
Kira Weidle - siebte in der Abfahrts-Gesamtwertung
Alpindirektor Maier: "Für unseren Anspruch zu wenig"
Für die nächste Saison gibt es jedoch wieder viel zu tun. DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier hatte schon vor dem Saisonfinale ein durchwachsenes Fazit gezogen. "Immer wieder schaffen wir die eine oder andere Überraschung, setzen immer wieder Akzente. Aber in der gesamten Breite ist das für unseren Anspruch zu wenig", fasste der 62-Jährige in einem Interview der Mediengruppe Münchner Merkur/tz zusammen. "Wir erreichen immer etwa dieselbe Anzahl an Top-Zehn-Ergebnissen und an Podien über die letzten vier, fünf Jahre. Ein erfolgreicheres Abschneiden scheitert oft an verletzungsbedingten Ausfällen."