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Sexueller Missbrauch in Österreichs Ski-alpin-Team?

Sexueller Missbrauch in Österreichs Ski-alpin-Team?

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) wird von einer Missbrauch-Affäre erschüttert, in der auch Präsident Peter Schröcksnadel unter Druck gerät. Zwei ehemalige Rennläuferinnen berichten von Übergriffen in den 70er-Jahren - und einem Fall 2005.

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"Ich kenne einen Fall aus dem Jahr 2005, der an die Mannschaftsführung herangetragen wurde. Das hätte Schröcksnadel wissen müssen", sagte die frühere Abfahrerin Nicola Werdenigg in einem Interview mit dem österreichischen Rundfunk ORF. Zuvor hatte die 59-Jährige in einem Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" von mehreren Belästigungen und einer Vergewaltigung durch einen Kollegen in den 70er-Jahren berichtet. Damals sei sie 16 Jahre alt gewesen.

"Wer nicht mitspielen wollte, brachte seinen Startplatz in Gefahr", sagte Werdenigg, unter ihrem Mädchennamen Spieß damals unter anderem österreichische Abfahrtsmeisterin: "Es hat Übergriffe gegeben. Von Trainern, von Betreuern, von Kollegen." Eine weitere ehemalige Skifahrerin, die allerdings anonym bleiben wollte, bestätigte die Vorwürfe gegenüber der Zeitung. Beide Ex-Läuferinnen sagten, dass Übergriffe zu dieser Zeit verbreitet gewesen seien. "Ich musste mich mit Händen und Füßen wehren. Ich habe mir immer gesagt, ich lasse mich nicht brechen", wird die anonyme Ex-Rennläuferin zitiert.

Österreichs Skilegende Annemarie Moser-Pröll will dagegen in ihrer Karriere nichts von solchen Vorfällen mitbekommen haben. Sie äußerte Bedauern für Trainer, Betreuer und Serviceleute. "Da gehören immer zwei dazu", sagte Moser-Pröll in einem Fernsehinterview.

ÖSV weiß von nichts, reagiert aber

Der Österreichische Skiverband äußerte sich durch Präsident Peter Schröcksnadel zu den Vorwürfen. "Das Problem ist, dass alle Mannschaftskollegen beschuldigt werden", erklärte der Tiroler, der forderte, dass Werdenigg konkrete Namen nennen sollte. Ebenfalls im "Standard" wird Schröcksnadel zitiert, dass ihm in seiner Zeit als Präsident (seit 1990) "nie etwas über sexuelle Übergriffe zu Ohren gekommen" sei. Er könne "das eine oder andere Pantscherl nicht ausschließen. Aber ein Pantscherl ist ja auch kein Übergriff."

Für die Zukunft kündigte der ÖSV an, kompromisslos gegen solche Vorfälle vorgehen zu wollen: Der ÖSV will auf Prävention setzen. Trainer und Betreuer werden aufgefordert, "die Aktiven immer und überall mit dem nötigen Respekt zu behandeln." Zudem werde der bereits 2015 installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger im "Bedarfsfall" Vizepräsidentin Roswitha Stadlober zur Seite stehen. Auch in der Trainerausbildung soll das Thema zukünftig "ein breiterer Raum als bisher eingeräumt" werden. "Wenn jetzt so etwas vorfallen würde, würden wir dazwischenfahren und kurzen Prozess machen", so Schröcksnadel.