Am Dienstag (21.04.2020) wollen sich die Bundesliga-Verantwortlichen erneut zu einer Videokonferenz zusammenschalten, auf der möglicherweise das Ergebnis verkündet werden kann.
"Unter den derzeit vorgegebenen Timelines ist eine Fortsetzung der Saison schwer vorstellbar." Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann
Quotientenreglung wahrscheinlich
Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann geht im Fall eines vorzeitigen Saisonendes von einer Wertung der Abschlusstabelle aus. Eine komplette Annullierung hält der 55-Jährige für unwahrscheinlich. Als mögliche Variante für die Wertung im Fall eines Abbruchs gilt die sogenannte Quotientenregelung, bei der die Pluspunkte jedes Teams jeweils durch die Anzahl der Spiele geteilt und dann mit 100 multipliziert würden. Dies sei "ein Weg", sagte Bohmann. Die Entscheidung über die Wertung würde aber das HBL-Präsidium treffen.
Block-Modell eher unwahrscheinlich
Kaum Chancen hat wohl der Vorschlag von Bob Hanning. Der Geschäftsführer der Füchse Berlin hatte angeregt, die Mannschaften der ersten Liga an einem Spielort zu versammeln und die Saison in kurzer Zeit ohne Publikum zu Ende zu bringen. Spielen im Akkord, Wohnen im Quarantäne-Hotel und zwischendurch Corona-Tests - ein skurilles Szenario zur Saisonrettung.
Wenn es jedoch für den Abbruch die erforderliche Mehrheit gibt, würde es Hanning "voll akzeptieren". Aber es solle auch über verschiedene Alternativszenarien nachgedacht werden, die auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden müssten.
"Denkverbote darf es nicht geben. Wir können uns nicht in der Höhle verkriechen und uns dann, wenn wir rauskommen, wundern, dass nur verbrannte Erde rumliegt." Bob Hanning, Geschäftsführer Füchse Berlin
Kiel wäre Meister
Meister SG Flensburg-Handewitt sieht laut Geschäftsführer Dierk Schmäschke einen Abbruch als einzige realistische Möglichkeit an: "Man kann sich das doch an fünf Fingern abzählen. Unter den derzeitigen Umständen ist eine Fortsetzung der Saison nicht möglich." In diesem Sinn wird sich der Meister auch bei der gegenwärtig laufenden Abstimmung aller 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga entscheiden. Dass die Mannschaft ihren zweimal nacheinander gewonnenen Titel nach Lage der Dinge damit nicht verteidigen kann, sei zwar bitter, betonte Schmäschke, "aber solche Gedanken sollten höchstens an dritter oder vierter Stelle stehen. Hier geht es um die Existenz der Vereine, um den Handball schlechthin. Wir müssen einheitlich solidarisch auftreten und unsere Strukturen bewahren."
Erlangen würde in der 1. Liga bleiben, Coburg aufsteigen
Falls die Quotientenregelung greifen würde, wäre also Kiel Meister. Der HC Erlangen stände in der Endabrechnung auf Platz 13. Es sollte dann keinen Absteiger geben, aber zwei Aufsteiger aus der 2. Liga. So würde der HSC 2000 Coburg zusammen mit TUSEM Essen in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga spielen.
Derzeit stimmen die Vereinsbosse der 36 Erst- und Zweitligisten der Handball-Bundesliga über einen Abbruch der laufenden Saison ab. Mindestens 27 Vereine, also eine Dreiviertelmehrheit, müsste dafür sein.