Max Marzillier, Nick Weihs, Johannes Floors und Andreas Walser nach dem 100 Meter Rennen
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sven Beyrich

Max Marzillier, Nick Weihs, Johannes Floors und Andreas Walser nach dem 100 Meter Rennen

  • Artikel mit Audio-Inhalten
  • Artikel mit Video-Inhalten

Deutsche Para-Leichtathletik Meisterschaft in Regensburg

Der Augsburger Andreas Walser absolvierte bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft Para Leichtathletik seinen ersten offiziellen Wettkampf. Landestrainer Carlos Avila de Borba hofft, dass er bald auch mehr junge Talente unterstützen kann.

Andreas Walser hat erst seit kurzem mit dem Para-Sport begonnen. In Regensburg absolviert er seinen allerersten offiziellen Wettkampf. Doch der Schwabe, der auf Grund von absterbenden Sehzellen auf der Netzhaut unter einem verkleinerten Sichtfeld leidet, hat sich viel vorgenommen. Sein Ziel lautet: die Teilnahme an den Paralympics in Paris im Jahr 2024.

Dafür arbeitet Walser seit April mit einer eigenen Trainerin zusammen. "Da habe ich jetzt eineinhalb Jahre Zeit, richtig zu trainieren und mich vorzubereiten", sagt der Sprinter. Das findet auch der neue bayerische Landestrainer für Para-Leichtathletik Carlos Avila de Borba: "Andreas kann alles erreichen". Er sei "sehr fleißig" und könne sich durch die Zusammenarbeit mit seiner Trainerin gut weiterentwickeln. Dazu ist Walser ehrgeizig: "Ich mag es, mich mit anderen Leuten zu messen", erklärt der Augsburger. Nur zu trainieren, das reicht ihm nicht.

Seine Bestleistung über die 100 Meter liegt derzeit bei 12,05 Sekunden. In Regensburg hat er bei seinem allerersten offiziellen Wettkampf schon mal eine Zeit von 12,35 Sekunden hingelegt. Das Potential ist auf jeden Fall da, um international erfolgreich zu sein.

Para Leichtathletik DM in Regensburg
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2022

Para Leichtathletik DM in Regensburg

Schwierige Talentsuche im Behindertensport

Trotz seines späten Einstiegs in den Para-Sport zählt Walser zu Bayerns großer Hoffnung. Denn Nachwuchs im Behindertensport zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Mittlerweile versucht man mit Scouts, die bundesweit aktiv sind, Talente aufzuspüren.

In Bayern übernimmt das Landestrainer Carlos Avila de Borba. "Der Logistik für die Eltern ist sehr anstrengend und ist immer verbunden mit viel reisen und viel kosten und so. Aber ich komme nicht das, dass wir noch ein paar neue Leute bekommen, aber ist nicht einfach."

Eine mühsame Arbeit für einen Einzigen. Und deswegen bekommt er Unterstützung von Jörg Frischmann, den Geschäftsführer der Para-Sportabteilung des Vorzeigeklubs Bayer Leverkusen. "Ich habe ihm geraten, dass er fünf Vereine finden muss, idealerweise einfach Leichtathletikvereine, wo es die Strukturen gibt." Beispielsweise in Garmisch-Partenkirchen, München, Coburg und Würzburg, die er sich als Partnervereine sucht. Wo er dann "seine Athleten hinschicken kann und wo die trainieren können."

Inklusion: Getrennte Wertung ein Thema

Zudem beschäftigt sich Frischmann mit der aus seiner Sicht unbefriedigenden Zusammenarbeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit dem Behindertensportverband beim Thema Inklusion. Er will einen Denkprozess anstoßen mit Blick auf den Breiten- und Spitzensport und die Trennung zwischen Behinderten und nicht behinderten Sportlern bei Wettbewerben, zwischen dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV).

"Die beiden Verbände haben auf jeden Fall Gesprächsbedarf. Mir geht es erst mal um den Kinder- und Jugendbereich." Aus seiner Sicht sollten "bis zu Regionalmeisterschaften und speziell auch bei Kindern und Jugendlichen, Behinderte einfach teilnahmeberechtigt sein, auch dann, wenn sie entsprechende Normen erbracht haben. Es sollte keine getrennte Wertung geben." Für ihn ist es "ein Unding, wenn Menschen mit und ohne Behinderung getrennt gewertet werden."

Inklusion: Getrennte Wertung ein Thema

Zudem beschäftigt sich Frischmann mit der aus seiner Sicht unbefriedigenden Zusammenarbeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit dem Behindertensportverband beim Thema Inklusion. Er will einen Denkprozess anstoßen mit Blick auf den Breiten- und Spitzensport und die Trennung zwischen Behinderten und nicht behinderten Sportlern bei Wettbewerben, zwischen dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV).

"Die beiden Verbände haben auf jeden Fall Gesprächsbedarf. Mir geht es erst mal um den Kinder- und Jugendbereich." Aus seiner Sicht sollten "bis zu Regionalmeisterschaften und speziell auch bei Kindern und Jugendlichen, Behinderte einfach teilnahmeberechtigt sein, auch dann, wenn sie entsprechende Normen erbracht haben. Es sollte keine getrennte Wertung geben." Für ihn ist es "ein Unding, wenn Menschen mit und ohne Behinderung getrennt gewertet werden."

Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Para-Sport-Abteilung von Bayer Leverkusen
Bildrechte: BR Sport

Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Para-Sport-Abteilung von Bayer Leverkusen

Ehrung für BR für Leistungen um den Behindertensport

Der Bayerische Behinderten-und Rehabilitations-Verband, der sich die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der bayerischen Sportlandschaft zum Ziel gesetzt hat, feiert 2022 sein 70-Jähriges Bestehen.

In Verbindung mit der Deutschen Meisterschaft in der Para-Leichtathletik wurde bei einem Festakt im Regensburger Rathaus auch der Bayerische Rundfunk geehrt. "Der BR trägt mit Berichten im Fernsehen, Radio und Online immer wieder dazu bei, unsere Sportler*innen und dem Thema Behindertensport mehr Sichtbarkeit zu verleihen", heißt es in einer Verbandsmitteilung. Der BR unterstützt "gesellschaftlich Brücken zu bauen und mehr Bewusstsein für Inklusion zu schaffen."

Der Bayerische Rundfunk war unter anderem auch der Verantwortlicher ARD-Sender für die Winter-Paralympics in Peking. Großes Interesse gab es dabei für das TV, Hörfunk- und Online-Angebot. Porträts von Para-Sportlern sind zudem ebenso im Programm, wie die Berichterstattung über Para-WMs, -EMs und -DMs, sowie die Special-Olympics.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!