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Olympia-Ausschluss russischer Sportler bleibt kontrovers

Das unter neutraler Flagge startenden russische Olympiateam wird immer kleiner. Das Internationale Olympische Komitee hat bereits sechs Sportlern den Start in der russischen Mannschaft verwehrt und für deutliche Missstimmung in Russland gesorgt.

Über dieses Thema berichtet: BR24.

Biathlet Anton Schipulin, Shorttracker Wiktor Ahn, die Langläufer Sergej Ustjugow und Ruslan Sacharow sowie die Eiskunstläufer Xenia Stolbowa und Iwan Bukin waren schon am Dienstag (23.01.2018) wegen ihrer Verwicklung in das russische Staatsdoping vom "Invitation Review Panel" des IOC nicht zu den Spielen zugelassen worden. Einen Tag später wurde bekannt, dass auch die Eisschnelllauf-Medaillenkandidaten Denis Juskow und Pawel Kulischnikow nicht nach Südkorea dürfen.

 Wenige Wochen vor dem Auftakt der Spiele stehen dem IOC und Russland turbulente Tage bevor. Das IOC will bis Samstag eine finale Liste veröffentlichen, welche russischen Sportler denn nun starten dürfen und welche nicht. Zeitgleich wehren sich andere Athleten vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. 42 Russen waren bereits im Dezember lebenslang gesperrt worden und ziehen gegen diese Strafe vor Gericht. 

 Als "Internationaler Olympischen Killer" wird das IOC in russischen Medien beschimpft. Es entstehe der Eindruck, dass IOC-Chef Thomas Bach den "russischen Sport kleinhalten oder einen Boykott provozieren wolle". Das IOC hatte Russland im Dezember von den Spielen in Pyeongchang komplett ausgeschlossen, aber einzelnen Athleten mit der Option, unter neutraler Flagge zu starten, die Tür geöffnet. Diese schließt das IOC derzeit offenbar aber Stück für Stück wieder. Auch Trainer und Betreuer der betroffenen Athleten melden sich zu Wort. Ricco Groß beispielsweise, vierfacher Olympiasieger und derzeit Trainer der russischen Biathlonherren. 

 "Auf der einen Seite sagt der Biathlon-Weltverband, dass alles in Ordnung ist und er im Weltcup starten darf. Auf der anderen Seite sagt das IOC, dass nicht alles in Ordnung ist und er in Pyeongchang nicht starten darf. Dafür muss öffentlich ein Grund genannt werden", sagte Groß zur Sperre seines Schützlings Schipulin. 

Sperre - aber wofür?

Was der frühere Weltklasse-Biathlet damit damit: Doping konnte den ausgeschlossenen Sportlern konkret nicht nachgewiesen werden. Alle Sperren der vergangenen Monate und Wochen fußen ausschließlich auf den Ergebnissen des 2016 veröffnetlichten McLaren-Reports und den Aussagen von Whistleblower Gregori Rodschenkow, dem ehemaligen Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, der erklärt hatte, mit Hilfe des russischen Geheimdienstes die Urinproben russischer Sportler bei den Winterspielen in Sotschi ausgetauscht zu haben. Rodschenkow sagt als Kronzeuge vor dem CAS aus.

IOC-Präsident Bach verteidigt Vorgehensweise

IOC-Präsident Thomas Bach will sich dagegen nicht detaillierter äußern. Das eingesetzte "Invitation Review Panel" habe äußerst "seriös" und "verantwortungsvoll" entschieden, erklärte er in einer internationalen Telefon-Konferenz mit Nachrichtenagenturen am Mittwoch. "Es ist im Interesse des IOC, einen fairen Ablauf zu gewährleisten, und auch im Interesse Russlands, nur saubere Athleten bei den Spielen in Pyeongchang antreten zu lassen", sagte Bach.

Auf die Frage, warum das IOC die Entscheidungen nicht begründet habe, verwies Bach auf das zuständige Panel unter Vorsitz der ehemaligen französischen Sportministerin Valerie Fourneyron. "Dieses Panel hat Informationen aus unterschiedlichsten Quellen geprüft und jeden Athleten individuell gecheckt", sagte Bach. Die Kommission wolle "keinen Zweifel aufkommen lassen", dass am Ende tatsächlich nur saubere russische Athleten in Südkorea starten. 

Angeblich habe es bei der Analyse der von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sichergestellten Datenbank des Moskauer Doping-Kontroll-Labors durch das Fourneyron-Panel bei den betroffenen Athleten Auffälligkeiten gegeben. Unklar bleibt aber, warum das IOC kein Verfahren einleitet, sondern die "sauberen" Spiele einfach durch den Umweg der Nicht-Einladung der Sportler realisieren will.