Österreichs Langläufer Christian Hoffmann (r.) 1999 beim Zieleinlauf im Staffel-Rennen
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Österreichs Langläufer Christian Hoffmann (r.) 1999 beim Zieleinlauf im Staffel-Rennen

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Österreichs Gold-Langläufer 1999 – pharmakologisch gut betreut?

Vor 25 Jahren begannen in Berlin die Prozesse zur Aufarbeitung des DDR-Doping-Systems. Verurteilt wurde auch der Sportmediziner Dr. Bernd Pansold. Pansold war da schon in Österreich angestellt. Ob er auch dort sein Dopingwissen eingesetzt hat?

Vor 25 Jahren, im März 1998, begannen in Berlin die Prozesse zur Aufarbeitung des Doping-Systems in der ehemaligen DDR. Verurteilt wurde dabei auch der Sportmediziner Dr. Bernd Pansold, wegen Beihilfe zur Körperverletzung an Minderjährigen.

Pansold war da schon beim Olympiastützpunkt Obertauern in Österreich angestellt, betreute unter anderem Skistar Hermann Maier. Ob Pansold auch in Österreich pharmakologisch nachgeholfen hat? Es gibt neue Indizien.

Neue Indizien - auch in Österreich „pharmakologisch“ nachgeholfen

Rückblick auf den 26. Februar 1999: Bei den Ski-Nordisch-Weltmeisterschaften in Ramsau am Dachstein in der Steiermark gewinnt die österreichische Langlaufstaffel sensationell Gold. Betreut wird die Staffel von Trainer Walter Mayer, der später mehrmals des Dopings überführt wird, und von Dr. Bernd Pansold. Pansold und Mayer arbeiten damals also zusammen. Und es gibt neue Indizien, dass dabei pharmakologisch nachgeholfen wurde.

Die kommen von Heinrich Bergmüller. Bergmüller leitete Ende der 1990er den Olympiastützpunkt Obertauern, damals das Höhen-Trainingszentrum in Österreich. Pansold war dort angestellt. Und verhielt sich merkwürdig, verrät Bergmüller heute: “Immer, wenn ich zu ihm ins Büro gekommen bin, hat er sofort seinen Computer zu gemacht, oder das Bild runter gefahren. Ich habe das Gefühl gehabt, er hat Misstrauen, oder Geheimnisse vor mir.”

Skepsis beim Olympiastützpunkt-Leiter

Bergmüller fand im Zimmer von Pansold geheime Pillen, Dragees, die für die Ski-Langläufer bestimmt gewesen sein sollten. Er wollte herausfinden, welche Substanzen drin sind, schaffte es aber nicht. "Ich habe das dann sogar Bekannten gegeben, also zwei Fachärzten für Biochemie, und die wollten das dann untersuchen und analysieren. Es war aber nicht möglich, die waren nicht in der Lage dazu und konnten nicht herausfinden, was das war und welche Substanzen."

Bergmüller wird in der Folge immer skeptischer. Und fällt dann nach dem WM-Sieg der österreichischen Langlaufstaffel 1999 endgültig vom Glauben ab. Pansold sagte lt. Bergmüller da zu ihm, "das sei sein Erfolg. (...) Denn eines sag ich Dir, es geht nicht ums Training. Gewinnen tun die, die pharmakologisch am besten betreut werden." Dieser Satz ist für Bergmüller "ein einschneidendes Erlebnis".

Auf Anfrage möchte sich Pansold dazu nicht äußern. Auch auf die Frage, was in den geheimen Pillen drin war. Er schreibt:

"Es besteht kein Anlass, die Fragen zu beantworten." Bernd Pansold in einer E-Mail

Fakt ist: Nach seiner Zeit in Obertauern blieb Pansold in Österreich, und wurde 2003 von Red Bull engagiert. Er leitete rund 16 Jahre lang das konzerneigene Trainingszentrum in Thalgau, und betreute von Red Bull gesponserte Stars wie Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und Ski-Star Lindsey Vonn.

Der ehemalige Skispringer und Trainer Toni Innauer
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Der ehemalige Skispringer und Trainer Toni Innauer

Damaliger Skisprungverantwortlicher Innauer skeptisch

Die beiden Red Bull-Skispringer Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern durften aber nicht nach Thalgau. Toni Innauer, ihr damaliger Chef beim österreichischen Skiverband, wollte keinen Kontakt zu Pansold. "Ich wollte nicht, dass wir in einem Zentrum trainieren, wo man dann sagt: Ja, das war ja absehbar, der Herr ist ja früher in der DDR auffällig und verurteilt worden. Und wenn dann - auch in einer anderen Sportart - dort etwas explodiert wäre, dann ist man mitgehangen und mitgefangen. Und das wollte ich verhindern."

Pansold beschäftigt österreichische Ärztekammer

2009 beschäftigte sich sogar die Österreichische Ärztekammer mit ihm. Anlass waren mehrere Doping-Affären, die damals den österreichischen Sport erschütterten. "Im Zuge der gesamten Doping-Affären, ist die Wiener Ärztekammer auf den Namen Pansold gestoßen", sagte damals der Sprecher der Ärztekammer, Martin Stickler.

Auf Nachfrage weigert sich die österreichische Ärztekammer heute, Auskünfte über die damaligen Ermittlungen zu geben.

Zu Pansolds Zeit in Österreich bleiben also viele Fragen offen. Er selbst schweigt dazu, 2019 wurde die Zusammenarbeit mit Red Bull in Thalgau nach 16 Jahren beendet. Inzwischen ist er offiziell im Ruhestand.

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Die sechsteilige Podcast-Serie ist in Zusammenarbeit der ARD-Radio-Recherche Sport und der Redaktion Hörspiel, Dokumentation, Medienkunst des BR entstanden. Storytelling-Knowhow hat das Team hinter Podcasts wie "Wild Wild Web" oder "Seelenfänger" beigesteuert.

Heinrich Bergmüller
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Heinrich Bergmüller

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