Es ist das Los eines DEL-Eishockeyspielers, dass er am Geburtstag im Dezember kaum Zeit findet, den gebührend zu feiern – selbst dann nicht, wenn es der Vierzigste ist. Patrick Reimer kennt das lange genug. Auch dieses Jahr erwischt ihn sein runder Geburtstag mitten in der heißen Phase der Deutschen Eishockey Liga: Gestern Abend war er noch gegen Ingolstadt auf dem Eis, am Sonntag will der Kapitän der Nürnberg Ice Tigers seine Mannschaft zuhause gegen die Grizzlies aus Wolfsburg zum erhofften Sieg führen. Da bleibt am Samstag kaum Luft, für eine Geburtstagsparty. Dabei hätte er sie sich wirklich verdient.
Wilde Zeit in Düsseldorf bei den DEG Metro Stars
Seit 2012 spielt Reimer für die Ice Tigers. Und gleich in der ersten Saison erlebte er, wie er selbst sagt, ein unvergessliches Highlight: das erste Wintergame im Nürnberger Max-Morlock-Stadion vor 50.000 begeisterten Zuschauern. Reimer kam damals von den DEG Metro Stars, wo er zunächst mit Thomas Jörg und Florian Jung die Sturmreihe der "jungen Wilden" bildete. Ab der Saison 2008/09 stürmte er dann an der Seite von Daniel Kreuzer und Rob Collins zur Vizemeisterschaft.
Als Routinier nach Nürnberg
Nach acht Jahren in Düsseldorf wechselte der Rechtsschütze an die Noris. Und auch hier sorgte die Nummer 17 gleich in der ersten Saison 2012/13 an der Seite von Stanley-Cup Sieger Steven Reinprecht und dem damaligen Jungspund Yasin Ehliz für Furore im Sturm.
Rekorde über Rekorde
Reimers persönliche Bilanz – gespickt von Rekorden: Reimer ist mit 372 erzielten Toren der erfolgreichste Torschütze der DEL-Geschichte. Am 24. November 2021 holte sich der Allgäuer mit 798 erzielten Punkten den Scorerrekord der Liga, mittlerweile ist er bei 819 (Stand 7.12.22) Als siebter Spieler schaffte er die 1.000-Spiele-Marke der DEL. Drei Mal wurde der Stürmer mit dem harten Schlagschuss zum Spieler des Jahres in der DEL gekürt – so oft wie kein anderer.
Unvergessen: Silbermedaille bei Olympischen Spielen 2018
Mit der deutschen Nationalmannschaft feierte Reimer einen ganz besonderen Höhepunkt seiner Karriere: Den Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang. Schon durch die Teilnahme an den Spielen in China sei für ihn ein Traum wahr geworden, sagte er hinterher, dass das Olympische Turnier ihn dann auch noch bis zu Silber führte, war "ein unfassbares Highlight".
Meistertitel wäre I-Tüpfelchen
In Nürnberg war sein Team mal Titelaspirant, mal wurden die erhofften Play-Offs nicht mal erreicht. Drei Mal nacheinander gelang dem Team das Play-Off-Halbfinale – nur eine deutsche Meisterschaft konnte Reimer bisher noch nicht gewinnen. Die wäre natürlich das I-Tüpfelchen auf einer mit Rekorden gepflasterten Karriere. Und in diesem Jahr kämpft die stark verjüngte Truppe von Tom Rowe um den Einzug in die Play-Offs.
Vorbild für die Youngsters
Routinier Reimer sieht sich in seiner Kabine vielen Spielern gegenüber, die seine Söhne sein könnten und so mancher hat ihn zu Beginn der Saison erstmal ehrfurchtsvoll gesiezt. Zwar sind die Umbrüche im Team, die Reimer Jahr für Jahr erlebt, vor allem auch finanziellen Gründen geschuldet, doch gerade junge Spieler sieht der 40-Jährige persönlich positiv. Zum einen halte es selbst jung mit jungen Spielern im Team zu stehen und zum anderen kriege man auch mit, wie die Jugend tickt.
Familie als Rückhalt
Für Reimer ist Nürnberg zur zweiten Heimat geworden. Seine beiden Kinder sind hier geboren. Er und seine Frau Anja fühlen sich in Franken wohl, was dem Stürmer enorm wichtig ist. Er betont immer wieder, wie sehr ihn seine Frau in seiner Karriere unterstützt hat. Langfristig zieht es Familie Reimer auch wieder zurück in die alte Heimat nach Mindelheim. Wann das sein wird, ist noch offen. Der Vertrag bei den Ice Tigers läuft 2023 aus. Aber in der Form, in der sich Patrick Reimer derzeit präsentiert – mit neun Toren und 16 Assits nach 25 Spielen – wäre eine Verlängerung durchaus möglich.
Von den Fans verehrt
Voraussetzung dafür ist, dass er weiterhin gesund bleibt und er die Lust am Eishockey nicht verliert – etwas, was ihm ganz sicher nicht nur die Fans der Nürnberg Ice Tigers wünschen. Und die werden ihrem Kapitän beim Heimspiel am Sonntag sicher ein Ständchen singen. Schon lange haben sie Reimi ins Herz geschlossen. Auch weil er trotz aller Erfolge bodenständig und nahbar geblieben ist und den Nürnbergern über elf Saisons die Treue gehalten hat – in guten wie in schlechten Zeiten.
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