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Niederlande testen Fußball der Zukunft

Niederlande testen Fußball der Zukunft

Marco van Basten, FIFA-Direktor für technische Entwicklung, hatte Anfang 2017 revolutionäre Änderungen für den Fußball ins Spiel gebracht. Jetzt wurden sie bei einem Freundschaftsspiel in den Niederlanden getestet.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Die Quick Boys aus Katwijk sind zu Gast beim FC Lisse. Ein Lokalderby unter Flutlicht - vor fast leeren Rängen, denn es geht in der Partie nicht um Punkte oder Titel, sondern um neue Fußballregeln. Immerhin so innovativ, dass sich auch Marco van Basten das Spiel anschaut. Der frühere niederländische Nationalspieler ist heute bei der FIFA für technische Entwicklungen zuständig. "Fußball ist toll, es läuft auch alles gut, aber man muss immer schauen, ob man nicht Dinge verbessern kann. Und das hier ist ein guter Ansatz", sagt van Basten.

Das Spiel soll schneller und attraktiver werden

Die Idee zu dem Regel-Experiment stammt von den Redakteuren dreier Sportzeitungen. Ihr Wunsch ist es, den Fußball noch schneller und attraktiver zu machen.

Test Nummer 1: bei einem Freistoß muss der Spieler nicht länger auf den Pfiff des Schiedsrichters warten - er darf direkt schießen oder selbst losdribbeln. Eine Regel, die der Niederländer Maurits Hendriks bereits vor zehn Jahren im Feldhockey eingeführt hat. Das Tempo im Spiel ist dadurch enorm gestiegen, es gibt kaum noch Unterbrechungen. Der Ball ruht fast gar nicht mehr.

Diese Erfahrung hat auch Schiedsrichter Pieter Vink im Stadion "Ter Specke" in Lisse gemacht. Der ehemalige FIFA-Referee hat das Fußballexperiment geleitet: "Ich habe keine Zahlen, aber ich bin absolut davon überzeugt, dass die reine Spielzeit deutlich zugenommen hat. Normalerweise haben die Spieler vor jedem Freistoß etwas zu nörgeln, oder es dauert, bis die Mauer steht. Ich habe heute gar keine Mauer gesehen. Mein Linienspray kann ich wegwerfen. Das ist ein großes Plus."

Kein Einwurf mehr

Test Nummer 2: Ein Einwurf wird mit dem Fuß ausgeführt. Dabei kann der Spieler auch direkt mit dem Ball losspurten oder dribbeln. Gleiches gilt für Ecken und Abstöße. Im Prinzip eine gute Idee, findet Marco van Basten. Dadurch, dass Spieler beim Freistoß oder Einwurf direkt mit dem Ball loslaufen dürfen, wird das spiel noch mal schneller. Van Basten sagt aber: "Das war natürlich auch nur ein Freundschaftsspiel. Keine Ahnung, wie die Spieler reagieren, wenn der Druck und die Spannung zunehmen. Das muss alles noch weiter getestet werden."

Andere Ideen, wie Halbzeiten à 30 Minuten, ein Anhalten der Spieluhr bei jeder Unterbrechung sind weiter in der Diskussion. Fairer, attraktiver und unterhaltsamer soll das Spiel dadurch werden. Ebenso revolutionär ist die sogenannte alternative Strafstoßregel. Wann immer einem Spieler eine klare Torchance genommen wird, soll der Schiedsrichter Elfmeter pfeifen - egal ob das Foul im Strafraum begangen wurde, oder außerhalb. Im Testspiel zwischen Lisse und Katwijk kam diese Regel nicht zur Anwendung.

Die Partie endete übrigens 4:3 für die Quick Boys. Fast alle Tore fielen in der Schlussphase, weil den Spielern durch das hohe Tempo am Ende die Puste ausgegangen ist.