Vor 35.000 Zuschauern dominierten die Münchner das Spiel gegen Union Berlin und bauten ihren Vorsprung im Kampf um die Deutsche Meisterschaft auf sieben Punkte aus. Zumindest kurzzeitig, denn Dortmund tritt am Sonntagabend beim 1. FC Köln an. Die Tore erzielten Kingsley Coman (12.) Tanguy Nianzou (25.) und Robert Lewandowski (44., 47.).
Junge Bayern-Abwehr mit Problemen
Nach den Ausfällen von Niklas Süle und Benjamin Pavard musste Julian Nagelsmann seine Verteidigung gehörig umbauen und setzte gegen Union Berlin auf eine Viererkette. Mit Josip Stanisic (21 Jahre) und Lucas Hernández (26) auf den Außenpostionen sowie Dayot Upamecano (23) und Nianzou (19) in der Zentrale hatte die hinterste Bayern-Reihe einen Altersdurchschnitt von knapp über 22 Jahren.
Und diese junge Abwehr stand gleich zu Beginn im Fokus. Nach einem Konter flankte Julian Ryerson von halbrechts aus vollem Lauf auf den zweiten Pfosten. Sheraldo Becker ging Sechs Meter vor dem Tor ins Kopfballduell mit Leroy Sané. Sein Versuch ging nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbei (6.).
Coman bringt Bayern in Führung
Die Anfangsphase war ein offener Schlagabtausch. Chancen auf beiden Seiten. Und Plötzlich nahm sich Kingsley Coman ein Herz. Der Franzose wackelte einmal kurz nach links, dann nach rechts, legte sich Gegner und Ball so zurecht, dass er freie Schussbahn hatte. Aus rund 20 Metern zog er ab. Sein Schuss: fest, flatternd, doch nicht allzu platziert. Andreas Luthe brachte zwar eine Hand an den Ball, doch konnte das Tor nicht verhindern (16.).
Doch Union blieb gefährlich, die Bayernabwehr anfällig. Taiwo Awoniyi und Sheraldo Becker wirbelten im Sturm der Berliner und brachten so die neu zusammengestellte FCB-Verteidigung gehörig durcheinander. So war es entweder das Glück der Münchner oder die Aura von Neuer, die den Ausgleich verhinderten – jedenfalls weder Nianzou, der das Zuspiel nicht stoppen, noch Upamecano, der sich nicht vor Awoniyi schieben konnte und ihn so unbedrängt aus fünf Meter zum Schuss kommen ließ. Wieder flog der Ball um Zentimeter am Pfosten vorbei (22.).
Nianzou gibt seine Tor-Premiere
Auf der anderen Seite des Feldes klappte es dafür umso besser. Nach einer Ecke von Joshua Kimmich stieg Nianzou am höchsten. Paul Jaeckel kam nicht an den 1,91-Meter-Schlaks heran, der ins linke Eck zum 2:0 einköpfelte (25.). Sein erster Treffer für die Münchner. Die Berliner dürften sich zu diesem Zeitpunkt zu Recht über diesen hohen Rückstand geärgert haben.
Doch im Anschluss übernahm Bayern die volle Kontrolle über das Spiel. Vorne pressten sie später, hinten spielten sie ruhiger. So kam Union kaum noch zu Chancen, konnte keine gefährlichen Nadelstiche durch Konter mehr setzen.
Lewandowski mit Saisontreffer 30 und 31
Kurz vor der Pause wagte sich Union-Keeper Andreas Luthe nach einem Fehler von Jaeckel ins Laufduell mit Robert Lewandowski. Der Pole war schneller am Ball, spitzelte ihn nach oben – und Luthe rauschte mit vollem Tempo in den Stürmer hinein. Da sich die Szene innerhalb des Straf-, aber außerhalb des Fünfmeterraums abgespielt hatte, zeigte Schiedsrichter Harm Osmers auf den Punkt. Der Gefoulte verwandelte selbst. 3:0 – Lewandowskis 30. Saisontor im 27. Spiel.
Kurz nach der Halbzeit setzte er diesen Wert auf 31. Nach schöner Vorarbeit von Jamal Musiala kam der 33-Jährige wenige Meter vor dem Tor völlig frei zum Abschluss (47.). Es ist Lewandowskis siebter Doppelpack in dieser Bundesliga-Saison. Außerdem traf der Pole schon zweimal dreifach.
Union glück- und torlos
Spätestens nach dem 4:0 war das Spiel entschieden und aus der Partie ein wenig die Luft heraus. Dass kein Tor mehr fiel, lag allerdings auch an Schiedsrichter Osmers. Nianzou traf nach einer Ecke nicht den Ball, dafür aber Robin Knoche am Fuß. Trotz Überprüfung der Szene durch den Videoschiedsrichter blieb die Entscheidung bestehen: Kein Elfmeter.
Weil Union auch im Anschluss die wenigen, verbleibenden Chancen nicht nutzte und der FC Bayern in den Verwaltungsmodus schaltete, blieb es beim 4:0. Union dürfte sich darüber ärgern, dass sie aus ihrer guten Anfangsphase und ihren Chancen nicht mehr gemacht hatten.
Das Bayern-Lazarett lichtet sich
"Wir haben sehr gut gespielt, sehr effizient", sagte Coman nach dem Spiel und fügte an: "Wir haben sehr gut gearbeitet, viele Chancen kreiert." Mit Blick auf Verfolger Dortmund, der vor seinem Sonntagspiel gegen den 1. FC Köln sieben Zähler zurückliegt, fügte er an: "Wir wollen gewinnen, gewinnen, um den Abstand größer zu machen."
Nagelsmann monierte die Spieleröffnung in der ersten Hälfte: "Wir hatten zu einfache Ballverluste. Der Gegner kriegt immer dann Chancen, wenn wir den Ball verlieren. Das war heute eigentlich leicht abzustellen. Wir haben die Bälle zu früh über das Zentrum gespielt, deswegen haben wir in der Halbzeit umgestellt."
Nagelsmann kann sich neben den drei Punkten darüber freuen, dass sich pünktlich zur heißen Phase der Saison das Lazarett ein wenig lüftet. Corentin Tolisso gab sein Comeback nach überstandenen Muskelfaserriss, auf der Bank nahm zum ersten Mal seit Dezember Leon Goretzka platz und auch bei Alphonso Davies stehen die Zeichen auf baldige Rückkehr.
Bayern München - Union Berlin 4:0 (3:0)
München: Neuer - Stanisic, Nianzou, Upamecano, Hernandez - Kimmich (75. Tolisso), Musiala (61. Sabitzer) - Leroy Sane (75. Roca), Thomas Müller (75. Choupo-Moting), Coman (68. Gnabry) - Lewandowski. - Trainer: Nagelsmann
Union Berlin: Luthe - Jaeckel, Knoche, Baumgartl - Ryerson, Haraguchi (84. Ujah), Khedira, Oczipka - Becker (72. Michel), Möhwald (62. Schäfer) - Awoniyi (62. Voglsammer). - Trainer: Fischer
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: 1:0 Coman (16.), 2:0 Nianzou (25.), 3:0 Lewandowski (45.+1, Foulelfmeter), 4:0 Lewandowski (47.)
Zuschauer: 37.000
Gelbe Karten: Musiala (2), Nianzou - Baumgartl (4)
Erweiterte Statistik: Torschüsse: 16:9 Ecken: 3:2 Ballbesitz: 67:33 Prozent Zweikämpfe: 115:94
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