Hermann Weinbuch stand am Samstagnachmittag glücklich am Sportschau-Tisch bei der Nordischen Ski-WM in Planica. Er wusste in dem Moment schon, welche Botschaft er den Menschen daheim in die Wohnzimmer mitgeben wollte. "Die Zeit ist gekommen", sagte er also, "dass ich ins zweite Glied trete. Es ist schon ungewohnt zu sagen: Es ist vorbei. Ich kann jetzt etwas entspannter ins Leben schreiten." Nach 27 Jahren als Noko-Coach.
Entspannt ins Leben schreiten, das hat er sich verdient. Er ist vermutlich einer der erfolgreichsten Trainer überhaupt. In der Nordischen Kombination hat er mehrere Generationen zu Medaillenehren geführt. Weinbuch ist seit 1996 im Amt, in seiner Ära feierten die Kombinierer sechs Olympiasiege und 15 WM-Titel - insgesamt bejubelten sie 57 Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften.
Weinbuchs Planica-Highlight: Frenzel überflügelt Dählie
Die Krönung sollten diese Weltmeisterschaften in Planica darstellen. Schließlich schaffte es da einer seiner Athleten einen Weltrekord aufzustellen. Mit 18 Medaillen überflügelte der Flossenbürger Eric Frenzel den großen norwegischen Langläufer Björn Dählie als erfolgreichsten Nordischen WM-Athleten.
Seine Athleten würdigten Weinbuch zum Abschied. "Hermann ist ein riesiger Fachmann auf seinem Gebiet", sagte der dreimalige WM-Zweite Julian Schmid: "Er hat die Kombination in Deutschland über Jahrzehnte geprägt, das tut natürlich sehr weh. Wir werden schauen, dass wir einen würdigen Ersatz für ihn finden, ich denke aber, dass das sehr schwierig werden könnte."
Nachfolger für Weinbuch "im Hinterkopf"
Der erfahrene Coach will dem Deutschen Skiverband (DSV) erhalten bleiben. "Klar ist noch nichts. Aber das kommt ja nicht von heute auf morgen, wir haben schon Vorgespräche geführt. Es ist aber noch nichts fixiert", sagte der Trainer.
Auch bei der Suche nach seinem Nachfolger will Weinbuch helfen. "Wir haben den einen oder anderen im Hinterkopf, aber das ist noch nicht spruchreif", so der ehemalige Weltmeister.
Weinbuch hatte schon öfter an Rücktritt gedacht
Weinbuch hatte in der Vergangenheit schon häufiger an einen Rückzug gedacht. Bereits 2011 (!) hatte der Deutsche Skiverband vermeldet, dass Weinbuch aus familiären Gründen seinen Abschied erklärt habe und der langjährige Assistent Ronny Ackermann nach den Winterspielen 2014 übernehmen werde - 2020 legte stattdessen Ackermann seine Aufgaben im Weltcup-Team nieder. Weinbuch blieb über die Jahre.
Da im Winter 2023/24 kein Großereignis ansteht - die folgende WM wird 2025 in Trondheim, Olympia 2026 für die Kombinierer in Val di Fiemme ausgetragen -, ist der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel durchaus gut gewählt.
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