"Bester Schauspieler 2022", "Wunderheilung durch Red Bull", "Wenn Lügen zum Geschäftsmodell wird" - das waren noch die harmloseren Transparente die Fans von Borussia Mönchengladbach beim Fußball-Bundesligaspiel gegen RB Leipzig in ihrer Kurven aufrollten.
Adressat war der Niederbayer Max Eberl, seit Dezember 2022 Sportchef der Leipziger und zuvor in Mönchengladbach. In einer Pressekonferenz am 28. Januar 2022 hatte Eberl aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bei der Borussia bekanntgegeben: Er leide unter einem Erschöpfungssyndrom (Burn-out). Insgesamt war er als Spieler und Verantwortlicher 23 Jahre in Mönchengladbach.
Beleidigungen? "Ja, das tut schon weh"
Mit Anfeindungen im ersten Spiel für den neuen Arbeitgeber gegen den alten Klub hatte Eberl zwar gerechnet. Doch die Wucht überraschte ihn dann doch. Auch einen Tag nach dem Spiel wirkte der 49-Jährige noch gezeichnet - die Transparente haben Spuren hinterlassen.
"Das trifft mich als Menschen. Ja, das tut schon weh", sagte Eberl nun, nicht einmal 24 Stunden nach dem Spiel am Sonntagvormittag in der TV-Sendung Doppelpass am Münchner Flughafen. Teile der Gladbacher Fanszene werfen ihm fehlende Glaubwürdigkeit vor - oder eben Schauspielerei.
"Mit der Unterstellung, die im Raum steht, kann ich nicht leben. Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut für mich als Menschen ... Es stört jeden Menschen, wenn seine Grundtugenden angepackt werden und Werte, für die man steht, nicht ernst genommen werden." Max Eberl
Anschuldigungen "einfach eine Lüge"
"Absurd", nannte Eberl solche Anschuldigungen nun: "Das ist einfach eine Lüge. Ich war krank." Eberl unterstrich mit aller Deutlichkeit, warum er Mönchengladbach Anfang 2022 verlassen hat: "Ich habe nicht aufhören wollen, ich musste aufhören. Das ist ein Riesenunterschied - das wird völlig negiert."
Max Eberl beim Spiel Leipzig gegen Mönchengladbach
Eberl über RB Leipzig: "Bin kein Traditionalist"
Ein weiterer Kritikpunkt der Fans an Eberl: Zu Mönchengladbacher Zeiten hatte dieser sich noch als idealistischer Managertyp präsentiert und unter anderem auch Vereine wie RB Leipzig angegriffen, die mehr Konzern als Fußballklub sind. Dass er nach seiner Genesung nun ausgerechnet dort angefangen hat, sorgte für zusätzlichen Fan-Unmut.
"Ich habe nie gesagt, dass ich der Hüter des heiligen Grals bin. Ich habe nie gesagt, dass ich ein Traditionalist bin", sagte Eberl nun. Zudem habe sich der Fußball seit seiner damaligen Aussagen weiterentwickelt. Unter anderem hatte 2016 als Gladbach-Verantwortlicher noch kritisiert: "Was mich an RB stört, ist dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben."