Die Nordische Kombination steht an einem olympischen Scheideweg. Im Juni entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC), ob die Sportart 2030 aus dem Programm der Winterspiele gestrichen wird.
Doch die Athleten können in der kommenden Saison, die am Wochenende im finnischen Ruka beginnt, kaum die Werbetrommeln rühren: Nur acht Weltcup-Wochenenden stehen an - weniger waren es zuletzt vor 14 Jahren.
Geiger mit verbaler Ohrfeige an FIS-Renndirektor
Das stößt auf Unmut bei den Kombinierern. Olympiasieger Vinzenz Geiger wurde auf Instagram deutlich: "Du warst offenbar extrem beschäftigt - mit Nichtstun", schrieb Oberstdorfer. Das Ziel seiner verbalen Ohrfeige: FIS-Renndirektor Lasse Ottesen. Ausgerechnet "in diesen Zeiten", wo die Zukunft der gesamten Sportart auf dem Spiel stehe, sei der Terminplan "noch schlechter geworden."
Und jetzt nur acht Weltcups: "Das ist kein so gutes Zeichen in einem Jahr, in dem die Entscheidung über den Olympia-Verbleib ansteht", sagte Geiger zuletzt im Podcast "Ski happens". Sollte das IOC den Daumen senken, ginge es "mit unserem Sport sehr schnell steil bergab", sagt Geiger. Der kommende Winter sei "die letzte Chance, uns zu präsentieren".
Zum Video: Fünf Oberstdorfer im deutschen Weltcupteam der Kombinierer
Im prestigeträchtigen Wintermonat Januar nur ein Weltcup-Wochenende
Besonders düster sieht es im Januar aus, gleich an drei Wochenenden haben die Kombinierer frei. Grund: In Val di Fiemme sind die Schanzen für Olympia 2026 noch nicht fertig, das japanische Hakuba zog aus finanziellen Gründe zurück. Das sächsische Klingenthal wollte einspringen, doch es fehlt das Geld.
"Für die Kombination ist es nicht das beste Bild, wenn es nur einen Wettkampf im Januar gibt", sagte auch Ex-Weltmeister Johannes Lamparter (Österreich) bei "Ski happens" und fragte: "Es gibt Langlauf-Wettbewerbe, wo Schanzen stehen. Warum sind wir da nicht dabei? Und es gibt Springen, wo es Loipen gibt. Warum sind wir da nicht dabei?"
Ottensen wenig begeistert von Geiger-Kritik
Geiger würde gerne wissen, "an was es wirklich scheitert und ob alles dafür getan wurde." Und ergänzt: "Wir verstehen alle, dass es nicht einfach ist. Wir haben eine Sportart, die relativ aufwändig im Fernsehen zu produzieren ist. Wir wissen, dass man damit nicht viel Geld verdient", sagte Geiger. Aber gerade der Januar sei eben der Monat mit den besten TV-Quoten.
FIS-Funktionär Ottesen war indes wenig begeistert von Geigers öffentlicher Kritik. "Ich habe kein Problem, wenn Vinzenz oder ein anderer Athlet zu mir kommt, wir einen Kaffee trinken und direkt und offen sein können", sagte der Norweger im ORF, schob dann aber hinterher: "Selbstverständlich sollten wir solche Kommentare nicht öffentlich machen." Klingt nach stürmischen Monaten, die bevorstehen - auch ohne viele Wettkämpfe.
Verantwortliche wollen NoKo attraktiver machen
Und so könnte im Sommer tatsächlich der Super-GAU eintreten. Die Verbannung aus dem Olympia-Programm. Dabei gehörte die Kombination bislang bei allen Winterspielen zum Programm. Eines der großen Probleme: Seit Jahren machen nur Deutschland, Norwegen und Österreich die Siege unter sich aus. Die mangelnde Vielfalt an Formaten und niedrige TV-Einschaltquoten gelten als weitere Kritikpunkte.
Die Verantwortlichen bemühen sich, die Sportart attraktiver zu machen. Kleinere Länder, die bislang in der Nordischen Kombination kaum eine Rolle gespielt haben, werden mit Förderprogrammen unterstützt. Ziel ist, dass noch mehr Nationen am höchsten Wettkampfniveau teilnehmen können. In der vergangenen Saison wurde das "Individual Compact"-Format eingeführt und soll mehr Zuschauer an die Strecken und vor die Bildschirme locken. Bei diesem Wettkampf ist der Vorsprung oder Rückstand nach dem Springen nicht mehr so gravierend.
Um die Frauen-NoKo attraktiver zu machen, wurden Mixed-Wettbewerbe eingeführt. Den Kombiniererinnen wurde bislang die Aufnahme ins Programm der Olympischen Spiele verweht. Die große Sorge: Die vom IOC geforderte Ausgewogenheit der Geschlechter könnte für 2030 kurzerhand durch die Streichung der Männer-Wettbewerbe hergestellt werden.
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