Kohlenmonoxid, ausgerechnet das Gas, das als so gefährlich gilt, kann für Ausdauersportler hilfreich sein. Sportmediziner Professor Walter Schmidt von der Universität Bayreuth hat herausgefunden, dass Kohlenmonoxid in geringen Dosen und mehrmals am Tag inhaliert, wie ein Höhentrainingslager wirkt.
"Die Haupterkenntnis ist, dass wir mit der Methode, die wir benutzt haben, Hämoglobin mit Kohlenmonoxid blockieren können, dadurch einen Sauerstoffmangel hervorrufen und über diesen Sauerstoffmangel, praktisch die gleichen Anpassungserscheinungen, wie man es bekommt, wenn man auf 2000 bis 2500 Metern Höhe ist", sagt Schmidt im BR-Interview.
Mehr Hämoglobin, das den Sauerstoff im Blut transportiert, für eine bessere Ausdauerleistung. Wirkt Kohlenmonoxid also wie das Blutdopingmittel EPO? "Es wirkt eher noch besser als EPO. Ich möchte jetzt keine Werbung für Kohlenmonoxid hier betreiben. Aber: Über Kohlenmonoxid wird Erythropoetin freigesetzt", so Schmidt.
Jetzt liegt der Ball bei der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Sie muss entscheiden, ob Kohlenmonoxid auf die Verbotsliste kommt. Denn derzeit ist die Methode erlaubt. Und es gibt Hinweise, dass sie im Spitzensport vielleicht schon seit Jahren angewandt wird.
Radsport-Arzt: Methode möglicherweise verbreitet
Der Sportmediziner Prentice Steffen aus den USA war jahrelang Team-Arzt im Profiradsport und mehrere Male bei der Tour de France dabei. Er erinnert sich: "Vor ein paar Jahren haben wir das Gerücht gehört, dass sein Team mit dieser Methode herumexperimentiert."
Der langjährige Radsport-Teamarzt warnt davor, die Methode anzuwenden. Für ihn gehört sie ganz klar verboten. "Es gibt drei Kriterien, nach denen eine Substanz oder eine Methode auf die Verbotsliste kommt"; sagt Steffen: "Erstens, wirkt sie leistungssteigernd. Zweitens, gefährdet sie die Gesundheit. Und drittens, verstößt sie gegen den Sportsgeist. Und alle drei Kriterien sind für mich hier klar erfüllt."
Welt-Doping-Agentur will Bayreuther Studie diskutieren
Die Welt-Anti-Doping-Agentur teilt auf Anfrage mit, dass fundierte Daten zur Wirkung von Kohlenmonoxid bei Sportlern bisher gefehlt haben. Und dass die Experten der WADA die neue Studie bei ihrem nächsten Treffen diskutieren werden.
Die Bayreuther Forscher verstehen ihre Studie übrigens nicht als Anleitung zum Dopen. Sondern sie wollten Klarheit schaffen, wie Kohlenmonoxid wirkt und ab welcher Menge es gefährlich wird. Damit Sportler nicht auf eigene Faust herumexperimentieren und sich gefährden.