Das auf Nachhaltigkeit angelegte Konzept der European Championships schließt auch einen der schönsten Plätze Münchens mit ein, den Königsplatz. Wo sonst vor allem Museumsgänger, Studenten und Touristen flanieren, lesen oder versuchen, ein paar schöne Panorama- oder Weitwinkelaufnahmen zu machen, werden sich zwischen dem 11. und 21. August die Beachvolleyballer und Kletterer messen.
Zehn Entscheidungen im Klettern und Beachvolleyball
Bei den Europameisterschaften der Kletterer geht es im Bouldern, Lead und Speed um Medaillen. Insgesamt stehen acht Entscheidungen an, darunter das neue Kombinationsformat "Boulder und Lead", das 2024 in Paris erstmals olympisch ist. Im Beachvolleyball spielen Frauen und Männer in einem K.o.-System, vergleichbar mit den großen Tennisturnieren.
Sport statt Konzert
Für Sportveranstaltungen ist der Königsplatz, in der Verlängerung der Brienner Straße im Stadtteil Maxvorstadt gelegen, bisher nicht unbedingt bekannt. Die Münchner Marathonstrecke führte mal hier durch, und auch ein Münchner Sport-Festival fand hier einmalig statt.
Ansonsten wird der großzügige Platz eher für Konzerte genutzt. Klassik-Open-Airs, aber auch Rock- und Popkonzerte (Paul McCartney, R.E.M., Black Sabbath, Eros Ramazotti und zuletzt die Fantastischen Vier spielten hier schon) werden hier im Sommer veranstaltet, auch zum Kino-Open-Air versammeln sich hier die Münchner.
Farblithografie der Propyläen anno 1880
Akropolis in Athen als Vorbild
Die Geschichte des Königsplatzes ist eng mit der der Brienner Straße verknüpft. Der damalige Kronprinz und spätere König Ludwig I. war es, der Karl von Fischer und Friedrich Ludwig Sckell damit beauftragte, den ehemaligen Fürstenweg von der Münchner Residenz zum Schloss Nymphenburg zur Pracht- und Hauptstraße auszubauen, die auch zum Königsplatz führt.
Konzipiert wurde der von Fischer nach dem Vorbild der Akropolis in Athen. Klassische Strenge sollte in lebendiges Grün eingebettet werden, um so den städtebaulichen Vorstellungen Ludwigs I. zu entsprechen. Der wollte kulturelles Leben, bürgerliche Ideale, katholisches Christentum, königliche Verwaltung und Militär gemeinsam in Grün eingebettet sehen.
Leo von Klenzes Klassizismus
Der klassizistische Architekt, Maler und Stadtplaner Leo von Klenze, der schließlich den Auftrag zur Ausführung des Königsplatzes erhalten hatte, behielt die Grundkonzeption Karl von Fischers bei. Die von ihm selbst entworfene Glyptothek korrespondiert mit der Antikensammlung, die von Georg Friedrich Ziebland stammt.
An der Kreuzung Brienner Straße hatte Karl von Fischer bereits kleine Wohnbauten, die architektonisch der palaisorientierten Bebauung der Brienner Straße entsprachen, errichten lassen, die den östlichen Abschluss des Königsplatzes bilden.
Als Abschluss wurden durch Leo von Klenze an der Westseite des Platzes die Propyläen in Form eines Tempeleingangs errichtet, die auch wieder griechische, aber auch ägyptische Einflüsse vereinen. Das Denkmal ist dem griechischen Freiheitskampf gewidmet. Die Propyläen sind neben dem Obelisken am Karolinenplatz das einzige Bauwerk Leo von Klenzes, das Ludwig I. der Stadt München übereignete.
Nazi-Aufmarsch auf dem Königsplatz im Jahr 1936
Umgestaltung durch die Nationalsozialisten
Die Propyläen waren das repräsentativste Stadttor Münchens, der Hauptstadt des neuen Königreichs Bayern. Sie dienten vor allem als Durchgänge für den Verkehr, das Königsplatz-Ensemble als repräsentatives Vorzeigeobjekt.
Das machten sich nach der Machtübernahme der NSDAP auch die Nationalsozialisten zunutze. So kam es dort am 10. Mai 1933 auf dem Königsplatz zu einer maßgeblich vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund organisierten Bücherverbrennung.
Ein Jahr später begann die Umgestaltung Münchens zur "Hauptstadt der Bewegung". Der von den nationalsozialistischen Machthabern in Königlicher Platz umbenannte Königsplatz wurde durch Paul Ludwig Troost massiv umgestaltet. So wurde sämtliches Grün entfernt und am östlichen Ende der Führerbau und dazu symmetrisch südlich der Verwaltungsbau der NSDAP errichtet.
Wo Fischers Wohnhäuser standen, wurden zwei sogenannte Ehrentempel als gemeinsame Grabanlage für die während des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 ums Leben gekommenen Nationalsozialisten errichtet.
Rückbau und Sanierungen
Die Nazis ließen den Platz mit 20.000 Granitplatten pflastern. Diese Platten ließen sowohl die Museumsbauten wie auch die Propyläen sehr deplatziert wirken. Das lag in der Absicht Troosts. Die historischen Bauwerke sollten den Platz nicht mehr dominieren, sondern den Neubauten gleich- oder untergeordnet erscheinen.
Der insbesondere von Troost entwickelte monumental-reduzierte Architekturstil leitete sich zwar architektonisch vom klassizistischen Stil ab, stand aber klar in der Tradition der Nazi-Bauweise, im Ausland auch als Traditionalismus bekannt. Seit der Umgestaltung wurde der Königsplatz für Aufmärsche und Kundgebungen der NSDAP genutzt.
1987 kam es zur bislang letzten Umgestaltung. Die den Königsplatz bedeckenden Platten wurden entfernt und der Originalzustand vom Beginn des 19. Jahrhunderts so weit wie möglich wiederhergestellt. Lediglich die Wohnbauten Karl von Fischers fehlen noch, um den ursprünglichen Eindruck wiederherzustellen. An ihrer Stelle stehen noch die überwachsenen Sockel der Troostschen Ehrentempel.
Fakten zum Königsplatz
- Angelegt: 1806
- Erbaut: Propyläen (1848 bis 1862), Glyptothek (1816 bis 1830), Antikensammlungen (1838 bis 1845)
- Neugestaltung: 1935, 1987
- Konzept: Karl von Fischer
- Fertigstellung: Leo von Klenze (im Auftrag des späteren Königs Ludwig I.)
- Auf der Westseite des Königsplatzes erheben sich die Propyläen mit Giebelfiguren Ludwig von Schwanthalers
- Auf der Nordseite befindet sich die Glyptothek mit Giebelfiguren Johann Martin von Wagners
- Auf der Südseite steht das ehemalige Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude,das seit 1967 die Staatlichen Antikensammlungen beherbergt, mit Giebelfiguren Ludwig von Schwanthalers.
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