Miriam Neureuther
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Miriam Neureuther

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"Hungern für Gold" - Tabuthema Essstörungen im Spitzensport

Essstörungen sind häufig ein Tabuthema, auch hinter den Kulissen des Leistungssports. Auch die Aspekte Gewicht und Abnehmen begleiten das Leben vieler Athletinnen und Athleten. Kim Bui und Miriam Neureuther wollen die Mauer des Schweigens brechen.

Die ehemalige Weltklasse-Turnerin Kim Bui und Biathlon-Weltmeisterin Miriam Neureuther haben selbst erlebt, wie andauernder Druck, die Leistungsfähigkeit zu steigern, oder auch einer ästhetischen Norm entsprechen zu müssen, das Essverhalten beeinflussen und verändern kann.

Beide haben dabei unterschiedliche Erfahrungen. Miriam Neureuther verlor für den Sport viel Gewicht, Kim Bui geriet in den Teufelskreis der Bulimie. Gemeinsam mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten wollen Miriam Neureuther und Kim Bui in der BR-Dokumentation "Hungern für Gold" das Schweigen brechen, bestehende Systeme hinterfragen, Wege und Lösungen aus dem Teufelskreis der Essstörungen heraus suchen.

Tabuthema Essstörungen

Essstörungen sind das große Tabuthema unter Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern. Die ehemalige Weltklasse-Turnerin Kim Bui und Biathlon-Weltmeisterin Miriam Neureuther wissen nur zu genau, was das heißt.

Sie haben gehungert für Gold. Sie haben durchlebt, was das System "leichter = besser" mit einem macht. Und erlebt, wie leicht andauernder Druck, die Leistungsfähigkeit zu steigern und einer ästhetischen Norm zu entsprechen zu müssen, in die Essstörung führt.

Wenn der Sport wichtiger als die Gesundheit wird

"Der Sport war mein Leben", sagt Miriam Neureuther: "Für ihn habe ich alles getan, auch Gewicht verloren." Sie beschreibt: "Es wurde Druck ausgeübt, dass ich abnehmen muss, um noch schneller laufen zu können, obwohl meine Leistungen damals schon sehr gut waren. Dadurch war ich für kurze Zeit sehr an meinem persönlichen Gewichtslimit."

Erst nach einer schweren Verletzungszeit, in der an Leistungssport nicht zu denken war, hat sie ihr Essverhalten hinterfragt: Will ich wirklich weiter für Gold hungern und meine Gesundheit aufs Spiel setzen? Dank ihres Umfelds hat sie rechtzeitig umgesteuert und es sich nun zur Herzenssache gemacht, über das Thema aufzuklären und zu sensibilisieren.

Kim Bui - mit Therapie aus dem Teufelskreis

Kim Bui war 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal das Essen wieder hervorwürgte: "Es musste raus, ich durfte einfach nicht zunehmen." Von da an erbrach sie sich mehrmals - jeden Tag. Eine Trainerin, so sagt sie, habe sie damals in die Essstörung getrieben, eine andere Trainerin sie Jahre später gerettet. Als diese von Kims Bulimie erfährt, schickt sie die Athletin zur Therapie und hilft ihr damit, den Teufelskreis zu durchbrechen.

Leistungssteigerung nur zu Beginn

Oft ergibt sich in der Anfangsphase einer Gewichtsabnahme eine Leistungssteigerung, wenn das Optimum im Kraft-Last-Verhältnis erreicht wird. Doch irgendwann kippt das System und die zunächst positiven Effekte kehren sich um, die Leistung wird wieder schlechter.

Fataler Kreislauf

Ein fataler Kreislauf beginnt, denn aus der Unzufriedenheit heraus nimmt der innere und äußere Leistungsdruck weiter zu und es wird noch mehr versucht, Gewicht zu verlieren. Die Essstörung ist dann kaum mehr aufzuhalten - mit teils dramatischen Folgen für die Betroffenen.

Kim Bui und Miriam Neureuther wollen die Öffentlichkeit sensibilisieren und jungen Menschen und Athletinnen helfen, den Weg des Hungerns für Gold gar nicht erst gehen zu müssen.

Doku in TV und Mediathek

Die Dokumentation "Hunger für Gold" schon jetzt in der ARD Mediathek. Das BR Fernsehen sendet den Film am 8. März ab 22.00 Uhr.

Im Video: Miriam Neureuther und Kim Bui in Blickpunkt Sport

In Blickpunkt Sport im BR Fernsehen sprachen Miriam Neureuther und Kim Bui über ihre sportliche Vergangenheit und den Kontakt mit dem Tabuthema Essstörungen.

Miriam Neureuther (l.) und Kim Bui bei Blickpunkt Sport
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Miriam Neureuther (l.) und Kim Bui bei Blickpunkt Sport