FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß
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Hoeneß in Plauderlaune: Bei Nagelsmann-Trennung nicht involviert

FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß gibt ungeahnte Einblicke ins Innenleben des Vereins. In einem Interview redet er Tacheles - über die Fehler von Vorstandschef Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und "Störgefühle", die zum Beben führten.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Lange Zeit war Uli Hoeneß nur der Mann im HIntergrund. Der Ehrenpräsident, der sich mit seiner neuen Rolle angefreundet hat. Der Ex-Manager, der Ex-Lenker des FC Bayern. Nach der hauchdünnen Meisterschaft der Münchner am 34. Bundesliga-Spieltag meldet sich der langjährige Präsident in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" zu Wort - und bringt Erstaunliches über die Stimmung im Verein in den letzten beiden Jahren ans Licht.

Hoeneß und Kahn - fünf Telefonate in dreieinhalb Jahren

Wer sich bisher gefragt hat, ob und wie intensiv sich Hoeneß beispielsweise mit der neuen Führungsriege ausgetauscht hat, liest im Interview Überraschendes. "Ich denke, Oliver ist generell kein Typ, der laufend den Kontakt sucht", sagt Hoeneß beispielsweise über Kahn. Hoeneß habe "kürzlich mal nachgesehen: Oliver hat mich in der ganzen Zeit vielleicht fünf Mal angerufen."

Zur Erinnerung: Kahn rückte im Januar 2020 in den Bayern-Vorstand, im Juli 2021 hatte er Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef abgelöst. Bei "Hasan", gemeint ist Salihamidzic, habe das dagegen "gut geklappt".

"Es geht da gar nicht nur um mich, auch Karl-Heinz Rummenigge wurde nicht mehr um Rat gefragt. Aber noch mal: Es ist völlig legitim, sich freizuschwimmen. Nur warum zum Beispiel auf den Rat eines Mannes wie Karl-Heinz verzichten, der so viel über den FC Bayern weiß?" Uli Hoeneß im SZ-Interview

Was Hoeneß genau meint: Nach langer Zeit an der Spitze eines Unternehmens - oder eben einem Verein wie dem FC Bayern - "kommt es auf eine gute Balance an. Man will einerseits noch seine Meinung einbringen können, aber den anderen nicht das Gefühl geben, dass man sich zu sehr einmischt."

Nagelsmann-Trennung ein Alleingang von Kahn und Salihamidzic

Doch Hoeneß, so der Eindruck im Interview, genoss sogar, dass sich die neue Generation abnabelte: "Völlig normal! Ich habe mir auch gedacht: Sollen sie mal machen. Und wenn sie Erfolg haben, ist auch alles okay." Nur: Am Ende war es eben nicht mehr in Ordnung, das bemerkte schließlich auch Hoeneß.

Ein zentraler Punkt in den vergangenen Wochen: die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann, "da haben sich die Störgefühle allmählich verstärkt." Weder Hoeneß noch Präsident Herbert Hainer seien zunächst involviert gewesen: "Nein, niemand", wird Hoeneß zitiert: "Auch Herbert Hainer wurde als Aufsichtsratsvorsitzender viel zu spät informiert. Und so etwas geht einfach nicht."

Hasan Salihamidzic habe am Mittwoch vor der Trennung - die folgte offiziell am Freitag - bei Hoeneß vor der Tür gestanden "und hat gesagt: Wir wollen das machen, und eigentlich haben wir das auch schon entschieden."

"Gesamtentwicklung sorgte mehr und mehr für Irritationen"

Die Nagelsmann-Trennung aus Hoeneß' Sicht aber nur ein Tropfen auf den immer heißer werdenden Stein: "Es war eher die Gesamtentwicklung, die im Lauf der Zeit mehr und mehr für Irritationen gesorgt hat."

"Ich muss mal klarstellen, dass Oliver und Hasan in erster Linie auch viel richtig gemacht haben. Aber in der Summe haben viele Entscheidungen eben Fragen aufgeworfen." Uli Hoeneß über Kahn und Salihamidzic

Am Ende habe der FC Bayern die Trennung von Kahn und Salihamidzic nicht mehr vom sportlichen Abschneiden abhängig gemacht: "Dafür war die Gesamtentwicklung einfach zu unbefriedigend." Die Verkündung der Trennung selbst sei aus Hoeneß' Sicht - kurz nach dem letzten Bundesliga-Spiel mit dem Meistertitel - weder stillos noch unglücklich gewesen, man habe sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht.

Hoeneß über die Trennung von Kahn und Salihamidzic

"Es wäre nicht fair gewesen, so wichtige Entscheidungen mit den Betroffenen erst 24 Stunden vor der Aufsichtsratssitzung zu besprechen", sagt Hoeneß im Interview: "Also gab es keine wirkliche Alternative. Wir wollten, dass es Oliver und Hasan direkt von uns erfahren, wir wollten das Thema von der Mannschaft vor dem Spiel in Köln fernhalten und wir wollten nach der Bekanntgabe in der Kabine auch umgehend die Öffentlichkeit informieren. Ich habe gehört, dass 85 Prozent der Leute finden, dass wir alles richtig gemacht haben."

Karl-Heinz Rummenigge
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Karl-Heinz Rummenigge