Hochsprung hat in Deutschland schon viele erfolgreiche Athleten hervorgebracht: Die Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth, Dietmar Mögenburg, Heike Henkel und Carlo Thränhardt, der mit 2,42 m lange den Hallenweltrekord hielt, um nur einige zu nennen. Bei den European Championships in München hat ein weiterer Springer international den endgültigen Durchbruch geschafft: der Aschheimer Tobias Potye ersprang sich die Silbermedaille.
Potye: "Endlich in der Weltspitze angekommen"
Der 27-Jährige von der LG Stadtwerke München konnte bei den Finals in Berlin seinen Titel als Deutscher Meister verteidigen - er lieferte sich ein packendendes Duell mit Europameister Mateusz Przybylko und übersprang zum ersten Mal die magische Höhe von 2,30 m. "Ich bin endlich in der Weltspitze angekommen", sagte Potye nach dem Wettkampf. "Jetzt geht es darum, sich dort zu etablieren. Das ist der zweite Schritt". Doch bei den Weltmeisterschaften in Eugene/USA kurz nach den Finals schaffte es Potye mit 2,21 m nicht in das Finale.
Immer wieder von Knieproblemen zurückgeworfen
Der Bayer machte seine ersten Sprünge beim FC Aschheim. Schnell zeigte sich sein Talent. Zum ersten Mal machte er bei der U20-EM in Rietei 2013 auf sich aufmerksam: Er übersprang die 2,20 m und wurde U20-Europameister.
Doch der große Sprung in die Weltspitze wollte in den kommenden Jahren nicht gelingen: Knieprobleme warfen ihn immer wieder zurück. Wegen einer chronischen Entzündung der Patellasehne bestritt er 2019 keinen Wettkampf. "Wenn man mal ehrlich ist, hat mein Körper, speziell mein Knie, mir das auch zwei, drei Jahre lang verwehrt, richtig hoch zu springen", sagte er dem Portal leichtathletik.de.
Nach Olympia-Aus: Durchbruch bei der Heim-EM
2021 hoffte Potye nach einem guten Start in die neue Saison auf Olympia. Doch eine Corona-Infektion, die er sich bei der Hallen-EM holte und erneute Knieprobleme warfen ihn zurück. Zwar schaffte er bei den Deutschen Meisterschaften mit seinem ersten nationalen Titel und mit einem sehr guten 2,27-Meter Sprung bei einem Wettkampf im hessischen Sinn ein Mini-Comeback - doch für eine Qualifikation für die Spiele in Tokio reichte es nicht.
Der 27-jährige Student und Sportsoldat gab aber nicht auf. Er erarbeitete für sein lädiertes Knie zusammen mit einem Spezialisten in den USA einen Trainingsplan und gab die Heim-EM als großes Ziel aus: "Erst die Hallen-WM, dann die WM draußen in den USA und vor allem natürlich die Europameisterschaften in München. 2022 ist die deutlich interessantere Saison für mich", sagte er dem Münchner Merkur.
An gleicher Stelle feierte Ulrike Meyfarth vor 50 Jahren ihr erster internationaler Triumph - die damals 16-Jährige holte sensationell Gold bei den Olympischen Spielen. Potye gelang eine ähnliche große Überraschung: Er holte Silber!
"Die EM ist mir persönlich natürlich sehr wichtig. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich wollte mit einer 2,30 dorthin reisen und ich denke, das ist jetzt geritzt." Tobias Potye auf leichathletik.de
Wichtigsten Erfolge
International:
- Vierter Hallen-EM 2021
- Neunter U20-WM 2014
- U20-Europameister 2013
- Achter U23-EM 2015, Zehnter 2017
- Teilnehmer EM 2018 (16.)
National:
- Deutscher Meister 2021 und 2022
- Zweiter der DM 2018 und 2020, Vierter 2015
- Deutscher Hallenmeister 2022
- Zweiter Hallen-DM 2017 und 2020, Dritter 2021, Vierter 2018
- Zweiter U23-DM 2015 und 2016
- Dritter U20-DM 2014
- Deutscher U20-Hallenmeister 2014