BBC-Fußballexperte Gary Lineker
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BBC-Fußballexperte Gary Lineker

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Gary Lineker kontra BBC - Fußballstreit in England eskaliert

Ein umstrittener Tweet des englischen Fußball-Experten Gary Lineker sorgt für einen denkwürdigen Premier-League-Spieltag: Weil die BBC Lineker vorerst aus dem TV nimmt, wollen Spieler dem Sender keine Interviews geben. Andere Experten "streiken".

Gary Lineker, ehemaliger englischer Nationalstürmer und seit über 20 Jahren das Hauptgesicht der Fußballübertragungen in der englischen BBC, darf vorerst nicht mehr im TV auftreten. Lineker, der mit 8,8 Millionen Twitter-Followern auch in den sozialen Netzwerken eine Ikone ist, hatte in einem Tweet die Politik der britischen Regierung kritisiert.

Dabei wählte Lineker einige unglückliche Metaphern. Unter anderem verglich er die Sprache der Regierung rund um Englands Asylpolitik mit der "von Deutschland in den 30er-Jahren". Die Politik von Innenministerin Suella Braverman nannte er "mehr als schrecklich".

(Anm.d.Red.: In einer ursprünglichen Version des Artikels wurde der Tweet, der auch weiter unten eingebunden ist, falsch übersetzt. Linekers Kritik richtet sich nicht gegen die englische Asylpolitik generell, sondern die dabei verwendete Wortwahl der Regierung).

BBC setzt Lineker ab

Die öffentlich-rechtliche Britisch Broadcasting Company (BBC) reagierte prompt: Lineker, der auch am heutigen Samstag (11.03.2022) durch das Fußballprogramm hätte führen sollen, wird vorerst nicht mehr im TV erscheinen. Die BBC wolle mit ihm eine "klare Position" finden, wie sich die Fußball-Ikone zukünftig in den sozialen Netzen präsentiert.

Experten und Kommentatoren boykottieren BBC-Sendung

Doch was ein zwischenzeitlicher Schlussstrich hätte sein können, brachte die Lawine im selbsternannten Mutterland des Fußballs erst ins Rollen. Zuerst meldeten sich Ian Wright und Alan Shearer zu Wort, beide ebenfalls ehemalige englische Topspieler. Aus Solidarität mit Lineker werden beide ebenfalls nicht in der Sendung "Match of the Day" auftreten.

Sechs Kommentatoren der BBC folgten. Diese kündigten in einer gemeinsamen Erklärung an, nicht in der Übertragung auftreten zu wollen. Angesichts der Umstände "empfinden wir es als nicht angemessen, Teil des Programms zu sein," twitterte beispielsweise Conor McNamara.

Spieler wollen keine Interviews geben

Das nächste Kontra für die BBC kam schließlich von der englischen Spielergewerkschaft "Professional Footballer's Association" (PFA). Diese teilte - ebenfalls via Twitter - mit, dass sie mit Mitgliedern gesprochen habe, die der BBC rund um die Sendung "Match of the Day" keine Interviews geben wollen - und sicherte diesen volle Rückendeckung zu. Die nächste Konfrontation scheint also vorbestimmt.

BBC plant Sendung nur mit Spielbildern

Und die BBC? Gibt sich derzeit noch betont gelassen - und hält an Linekers vorübergehendem Bildschirm-Aus fest. Vorerst wird der Ex-Fußballer, der mit rund 1,5 Millionen Euro Jahresgehalt bestbezahlter BBC-Mitarbeiter sein soll, nicht im TV zu sehen sein.

Die Fußballfans sollen auch ohne Experten, Kommentatoren und Spielerinterviews im TV versorgt werden - die Sendung soll ausschließlich mit Spielbildern gesendet werden.