Der zweite Platz von Jessica Degenhardt and Cheyenne Rosenthal war ein tolles Ergebnis am Samstag in Innsbruck. Nur Selina Egle and Lara Michaela Kipp aus Österreich waren schneller. Das Top-Resultat wurde aber übertroffen von der Tatsache, dass es der erste Doppelsitzer Weltcup der Frauen war. Für Rodel-Bundestrainer Norbert Loch war es eine Frage der Zeit und der Gleichberechtigung: "International gesehen ist in allen Sportarten der Gedanke der Geschlechtergleichheit, der des Genderns. Und dann ist man irgendwann darauf gekommen, ja, warum können eigentlich unsere Damen nicht auf den Doppelsitzer gehen?"
Doppelsitzer bisher nur im Juniorenbereich
Bisher gab es Doppelsitzer-Wettbewerbe bei den Frauen nur im Juniorenbereich. Die einzige Junioren-Weltmeisterschaft gewannen Degenhart und Rosenthal. Dass das Niveau nun deutlich höher ist, haben die beiden Rodlerinnen beim zweiten Platz in Innsbruck schon gemerkt. Trotzdem ist die Freude bei Jessica Degenhardt groß über die Weltcup-Premiere:
"Also ich finde es einen super Schritt in Richtung Gleichberechtigung, dass wir jetzt auch noch eine Chance haben, Medaillen zu gewinnen." Im Sommer hat das IOC den Doppelsitzer der Frauen ins Olympiaprogramm aufgenommen. 2026 wird der Doppelsitzer der Frauen also auch bei den Olympischen Spielen in Cortina d'Ampezzo vertreten sein. Für viele Athletinnen biete sich dadurch "eine neue Chance", ist sich Degenhardt sicher.
Männliche Teamkollegen geben Tipps
Die neue Disziplin heißt für Athletinnen wie Cheyenne Degenhardt, die jahrelang Einzel fuhr, umzuschulen. Für sie bedeutet der Doppelsitzer: "Nicht mehr viel mit lenken zu tun zu haben." Stattdessen muss die Abstimmung und Harmonie mit ihrer Teampartnerin passen.
Wie die perfekte Teamabstimmung aussieht zeigen ihre männlichen Doppelsitzer-Kollegen und geben gerne ihr Wissen und ihre Erfahrung weiter: "Gerade die Tobis (Anm. d. Red. Tobias Wendl und Tobias Arlt) und (Tobias) Eggert (Sascha) Benecken sind auch zu uns gekommen und haben gesagt, wenn ihr Fragen habt, dann kommt zu uns und und wenn ihr noch mal was erklärt haben wollt, dann fragt einfach. Und dann erklären die uns das ganz ausführlich und nehmen sich wirklich die Zeit für uns", freut sich Jessica Degenhardt über die Unterstützung der Männer.
Bundestrainer Loch mahnt Athletinnen zu schützen
Doch trotz aller Freude , gab es auch schon schwere Stürze, die zum Teil böse ausgingen. Und deshalb, sagt Bundestrainer Norbert Loch, müsse man die Rodlerinnen schützen und sollte überlegen, ob man auf langen, schnellen Bahnen den Start nach unten verlegt. "Wir müssen immer gut bewerten, ob es für die Damen auf der jeweiligen Bahn auch machbar ist. Aber ich sage trotzdem, es ist eine Rennsportart. Wir wissen, auf was wir uns einlassen."