Kaum sind die Fußballer in Katar angekommen, hat Bundestrainer Hansi Flick auch schon die erste Aufgabe von seinem Präsidenten beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gestellt bekommen: Ein WM-Auftaktsieg der Fußball-Nationalmannschaft ist für Bernd Neuendorf praktisch eine Selbstverständlichkeit, teilte er in der Pressekonferenz nach dem Einzug im Zulal Wellness Resort am Nordzipfel des Gastgeberlandes mit.
"Eine echte Einheit ist diese Truppe, die wir da haben. Das gilt für die Trainer und Spieler. Ich bin fest überzeugt, dass wir einen positiven Eindruck haben und das Spiel gegen Japan gewinnen", sagte der 61-Jährige. Deutschland habe in Katar "richtig gute Kicker am Start", fasste Neuendorf zusammen. Flick mahnte dagegen zuletzt: "Wir brauchen noch Trainingseinheiten."
Neuendorf: Weitere Menschenrechts-Aktionen möglich
Vor dem ersten kompletten Teamtraining im Al-Shamal an diesem Samstag gehörte die Bühne zunächst Delegationsleiter Neuendorf. Und der DFB-Boss hatte auch als WM-Neuling viele Botschaften, die man weder bei der FIFA und deren Chef Gianni Infantino noch beim Turniergastgeber Katar mit Freude vernehmen wird.
Englands Harry Kane (l.)
Neuendorf schloss explizit nicht aus, dass die DFB-Stars auch öffentlich mit Aktionen für Menschenrechte und Meinungsfreiheit in Erscheinung treten werden - über die One-Love-Kapitänsbinde von Manuel Neuer hinaus. "Das wird in der Mannschaft besprochen, dass wir uns das vorbehalten, da sind wir durch die Positionen sehr deutlich geworden", sagte der seit acht Monaten den DFB mit ruhiger Hand führende Neuendorf.
Eine Million Euro für SOS-Kinderdörfer in Nepal
Die erste Charity-Aktion der Nationalspieler, die Neuendorf präsentierte, geht über Katar hinaus. In den kommenden fünf Jahren werden jeweils 200.000 Euro aus der Stiftung der Nationalmannschaft und damit direkt von den DFB-Stars einem SOS-Kinderdorf in Nepal zugutekommen. Aus dem asiatischen Land kommen viele Wanderarbeiter nach Katar. Viele von ihnen arbeiteten unter international kritisierten Bedingungen auf den WM-Baustellen.
"Wir glauben, dass das eine Maßnahme ist, die ein wirkliches Zeichen setzt, die nachhaltig ist", sagte Neuendorf über die Millionenspende. Es gehe darum, eine neue Generation an Arbeitsmigranten zu verhindern. Daher sollten die Verhältnisse der Menschen im Herkunftsland verbessert werden.
Bernd Neuendorf bei Blickpunkt Sport
DFB nimmt auch FIFA-Strafe in Kauf
In Katar will sich Neuendorf nicht wegducken. Sollte der Weltverband den DFB und andere große Fußball-Nationen wie die ebenfalls kritischen Engländer für die bunte Spielführerbinde sanktionieren, "wäre ich bereit, eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen", versicherte er auf dem DFB-Podium. Im März soll der frühere Journalist als Nachfolger von Peter Peters ins FIFA-Council aufrücken - Freunde macht er sich dort in diesen Tagen ganz sicher nicht.
Unverständnis äußerte der Politiker erneut für das FIFA-Verbot der dänischen T-Shirt-Botschaft mit dem Schriftzug "Menschenrechte für alle". Schon im BR-Sport-Interview in der vergangenen Woche hatte er diesen Standpunkt vertreten.
Ebenso kritisch sieht Neuendorf, dass die FIFA zur gewaltsamen Niederschlagung der Proteste für Gleichberechtigung im WM-Teilnehmerland Iran schweigt. "Ganz generell sollte man dazu Position beziehen. Die sehr mutigen Frauen im Iran verdienen jede Aufmerksamkeit und Unterstützung", sagte Neuendorf. Auch das ist eine klare Botschaft an FIFA-Boss Gianni Infantino, dem der DFB seine Stimme für die praktisch sichere Wiederwahl im März nicht bedingungslos versprechen will.
Fünf Fakten über die WM in Katar
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