Ganz im Gegensatz zu den hochgekochten Emotionen nach Daniel Baiers obszöner Geste im Hinspiel und einer Dauerfehde zwischen den beiden Vereinen geben jetzt Trainer und Spieler des FC Augsburg Lobeshymnen über den Gegner zum Besten. Kein Wort mehr über die Fankritik am Retortenverein mit dubioser Transferpolitik. Auch die Auseinandersetzung zwischen dem FCA-Manager Stefan Reuter und RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach dem abgelehnten Handschlag Hasenhüttls ist kein Thema.
"Wir sehen, dass da gute Arbeit geleistet wird", sagten Trainer Manuel Baum und Rani Khedira im gleichen Wortlaut. "Da gibt es bei uns gar nichts, was das letzte Spiel betrifft", betonte der Trainer. Auch Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl hat seine heftige Reaktion mittlerweile als "nicht richtig" bezeichnet und betont, er würde im Nachhinein nicht mehr so explosiv reagieren.
SMS-Gratulationen beiderseits
Der Trainer der Schwaben akzeptiert sogar, dass ein Teil der FCA-Fans dem Spiel aus Kritik am ungeliebten Gegner fern bleibt. FCA-Präsident Klaus Hofmann, der RB Leipzig in der Vergangenheit häufiger verbal attackiert hatte, wird nach Vereinsangaben wegen einer beruflichen USA-Reise nicht vor Ort sein. Vermutlich auch besser so, er hatte auf der Mitgliederversammlung des FCA dem Rivalen auch die Gültigkeit der Lizenz in Frage gestellt. Khedira hatte als ehemaliger Leipziger hingegen sogar SMS-Kontakt mit RB-Sportdirektor Ralf Rangnick. Dabei wurden nur Freundlichkeiten ausgetauscht: "Er hat mir gratuliert zu meiner positiven Entwicklung. Und ich habe ihm gratuliert zu seinem neuen Vertrag", sagte der Mittelfeldspieler.
"Erfolgreich spielen" und "gewinnen"
Die sportliche Herausforderung für das Gastspiel in Sachsen geht Baum aber wieder ganz kämpferisch an: "Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, wie man dort erfolgreich spielen kann.“ Bis auf Marco Richter steht ihm der komplette Kader zur Verfügung. Der Stürmer, der beim 3:0 gegen Eintracht Frankfurt in seinem zweiten Bundesligaspiel sein erstes Profitor überhaupt erzielte, hat eine Innenbandverletzung am rechten Sprunggelenk, wie lange er ausfällt, steht noch nicht fest.
Dafür darf vermutlich Khedira nach seiner abgesessenen Gelbsperre wieder ran. Mit bösen Reaktionen rechnet er nicht. "Ich hatte drei schöne Jahre in Leipzig und habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen. Ich denke nicht, dass mich das Publikum auspfeift", sagte er. Allerdings dürfte sich der Mittelfeldakteur angesichts seiner Ansage vor der Partie dort keine Freunde machen: "Ich fahre dorthin, um zu gewinnen!"