Sportvorstand Hasan Salihamidzic (l.) und Julian Nagelsmann
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Sportvorstand Hasan Salihamidzic (l.) und Julian Nagelsmann

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FC Bayern wieder FC Hollywood? Warum Nagelsmann gehen muss

Der FC Bayern München trennt sich voraussichtlich von Trainer Julian Nagelsmann. Die Hintergründe, die zu einem fragwürdigen Zeitpunkt zu diesem Schritt geführt haben, analysiert BR24Sport-Reporter Florian Eckl.

In der Königsklasse mit acht Siegen "wow", in der Bundesliga als Tabellen-Zweiter mit der schlechtesten Punktausbeute seit elf Jahren eher mau. Das war der FC Bayern München in den vergangenen Wochen. Diese fehlende Konstanz des größten Fußball-Vereins in Deutschland wurde Trainer Julian Nagelsmann nach ARD-/SWR-Informationen zum Verhängnis. Schon am Donnerstagabend berichteten mehrere Medien übereinstimmend über seine Entlassung.

Lob am Montag, Entlassung am Freitag?

Auch die Spieler waren "überrumpelt". Der Schritt kommt einerseits überraschend, denn der FC Bayern spielt noch in allen Wettbewerben um den Titel mit. Und schließlich bekam Nagelsmann noch am Montag Lob von höchster Vereinsstelle: "Ein Top-Trainer, der auch gegen Paris bewiesen hat, dass er auf höchstem europäischen Niveau taktisch und strategisch hervorragend agiert", sagte der Münchner Präsident Herbert Hainer.

Hainer am Montag: Auf jeden Fall "langfristig mit Nagelsmann"

Der FC Bayern plane mit Nagelsmann auf jeden Fall "langfristig, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. Man erkennt einen deutlichen Fortschritt in diesen eineinhalb Jahren. Julian macht es sehr gut. Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen", betonte Hainer. Fast erinnert das an längst vergessene Bayern-Tage des "FC Hollywood" in den 1990er- Jahren.

1:2 in Leverkusen der Auslöser?

Denn das mit dem langfristigen Planen hat sich dann doch in Windeseile erledigt. Andererseits: Vielleicht passt aber gerade das auch ein wenig in die Ambivalenz dieser Saison. Schließlich merkte Hainer nach dem jüngsten 1:2 in der Bundesliga am BR-Mikrofon auch an: "Paris geschlagen, wir haben gegen Augsburg dann gewonnen und dann am Sonntag in Leverkusen verloren. Das war enttäuschend, muss ich sagen."

Hat Nagelsmann "die Kabine verloren"?

Fast ein wenig ratlos wirkte das. Nach dieser Leverkusen-Partie, in der Sportvorstand Hasan Salihamidzic vom Team "nicht das" sah, "was Bayern München bedeutet", hat sich offenbar eine Meinung bei den Kluboberen verdichtet: dass es da knirscht zwischen Mannschaft und Trainer.

Die Fragen, die einfach immer wieder schwelten an der Säbener Straße, waren: Warum läuft es in der Champions League so gut mit acht Siegen aus acht Partien, sieben davon ohne Gegentor? Und warum fällt dem teueren Kader das in der Liga so schwer, wo Dortmund die Tabelle anführt?

Verschiedene Medien berichten nun, dass Nagelsmann "die Kabine verloren" hat. Beim FCB, der seit jeher mehr Spieler- als Trainerverein ist, ist das immer wieder ein Punkt, an dem sich die Wege mit dem Coach trennen. Bei den jüngst vorzeitig geendeten Engagements von Niko Kovac und Carlo Ancelotti war das tatsächlich auch der Fall.

Umstrittener Torwarttrainer-Tausch, Schiri-Schelte samt Strafe

Wenngleich die Gründe jeweils eigene waren: Bei Kovac war es ein frustrierter nicht-spielender Thomas Müller, bei Ancelotti ebenfalls Führungsfiguren, die nicht mitspielen durften. Der berühmte Tropfen, der das Wasserglas bei Nagelsmann zum Überlaufen gebracht hat, war nun eben die Leistung in Leverkusen.

Vorausgegangen waren andere umstrittene Entscheidungen. Nagelsmanns geräuschvoller Torwarttrainer- Tausch gegen den Willen von Kapitän Manuel Neuer, dann die Strafe wegen seiner Schiri-Schelte, gefolgt von Undiszipliniertheiten mancher Spieler. Außerdem soll es einen Maulwurf im Team gegeben haben - und eben diese Leistungsschwankungen im Team.

Die fehlenden 100 Prozent

"Du musst auch in der Bundesliga von Anfang an 100 Prozent geben. Und ich bin sicher, die Mannschaft weiß das auch. Das hat man auch an den Kommentaren hinterher gehört", sagt Hainer: "Von Müller, von Kimmich, die haben sich alle unheimlich geärgert, und ich hoffe, das passiert uns nicht noch mal."

Tuchel-Debüt ausgerechnet gegen Ex-Klub

Zumindest mit dem Trainer Nagelsmann wird es nicht mehr passieren. Das Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund am 1. April steigt wohl mit dem früheren Dortmunder Thomas Tuchel an der Seitenlinie, der nach ARD-Informationen gemeinsam mit seinen Assistenten Zsolt Löw und Arno Michels anfangen soll.

"Jetzt müssen wir in Dortmund zu Hause schlagen, dann ist alles offen. Ich habe gesagt wir haben es selber in der Hand", sagt Hainer. Ob er das mit dem neuen Trainer da am Dienstagabend schon wusste, bleibt sein Geheimnis.

FC-Bayern-Hauptgebäude an der Säbener Straße in MünchenJulian Nagelsmann
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FC-Bayern-Hauptgebäude an der Säbener Straße in München

BR24Sport heute live ab 16.15 Uhr zum Nagelsmann-Rauswurf

Ab 16.15 Uhr geht unser Team von BR24Sport mit den FCB-Reportern Florian Eckl von der Säbener Straße und Dominik Vischer im Studio live und klärt die Fragen zum Rauswurf Nagelsmanns, zum möglichen Neuzugang Tuchel und den Hintergründen zum fragwürdigen Zeitpunkt, an dem der FCB den Schritt vollzog. Zudem mit dabei der ehemalige Münchner Fußballer Olaf Thon und vom DFB-Hauptquartier in Frankfurt: Nationalmannschafts-Reporter Andre Siems.

Julian Nagelsmann
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Julian Nagelsmann

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