67 Minuten vor dem Anpfiff des Bundesligaspiels zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt veröffentlichte der deutsche Rekordmeister in den sozialen Netzwerken seine Aufstellung. Was in den sozialen Netzwerken folgte, war zwar noch lange kein Shitstorm. Doch "Nagelsmann" und ein Spielername waren plötzlich in den Twitter-Trends.
Der Niederländer Ryan Gravenberch saß nur auf der Bank. Dabei hatte der Trainer unter der Woche angedeutet, dass der Hochtalentierte von Ajax Amsterdam für den verletzten Leon Goretzka in die Startelf rutschen könnte. Dort stand stattdessen Thomas Müller.
Müller statt Gravenberch sorgt für Social-Media-Diskussionen
"Thomas ist ein sehr erfahrener Spieler, der in so einer Situation Verantwortung übernehmen darf, übernehmen muss", erklärte Nagelsmann vor dem Spiel im TV-Interview. Keine Entscheidung gegen Gravenberch, sondern für Müller also. Im Internet wurde da schon munter diskutiert. Einige Fans zeigten Verständnis für die Entscheidung, andere kritisierten deutlich, dass Gravenberch wieder nur auf der Bank saß.
Ob es mit dem Niederländer statt Müller besser gelaufen wäre gegen die Eintracht? Reine Spekulation. Zufrieden war der Coach jedenfalls nicht, auch wenn seine Mannschaft zumindest im ersten Durchgang so wirkte, als hätte sie ihre Schwächephase der vergangenen beiden Partien überwunden.
Nagelsmann vermisst die "Spielbeschleunigung"
Nach 90 Minuten stand Nagelsmann aber da und musste einräumen: "Am Ende ist es keine besondere Leistung von uns." Taktisch betrachtet hat der Rekordmeister unverändert Probleme, wenn ein Gegner tief verteidigt. Der zentrale Faktor, warum es dann hakt? Es fehle an "Spielbeschleunigungsmomenten", sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem Match. Vor Weihnachten habe das sein Team noch "super gemacht".
Schon zuletzt gegen Leipzig (1:1) und gegen Köln (1:1) fehlte den Bayern in diesem Punkt die Präzision. Oder anders ausgedrückt: "Die Passfenster, wenn der Gegner so tief verteidigt, sind nicht lange offen", so Nagelsmann.
Genau dafür wurde eigentlich einmal Ryan Gravenberch geholt. Mehr "Achter" als "Zehner", aber mit allem ausgestattet, um ein Spiel aus der Zentrale zu lenken, mal zu verlangsamen, mal mit ein, zwei Kontakten zu beschleunigen. Doch auch mit ihm - er wurde nach 71 Minuten eingewechselt - kamen die Bayern in der Schlussphase nicht mehr richtig in Schwung.
Der FC Bayern spielt zu viel über die Flügel
Nagelsmann macht die derzeitige Ergebniskrise ("Wenn man die Ergebnisse nicht liefert, ist es eine Ergebniskrise") aber gar nicht an Einzelspielern fest, er nimmt das komplette Team in die Pflicht. "Es gibt viele Punkte, die wir besser machen können, die wir auch oft besprechen", erklärte er. Ein Manko seiner Offensivabteilung: "Es ist sehr schwer, wenn der Gegner so tief verteidigt. Wir spielen nur über den Flügel, kaum durchs Zentrum."
Besser werden durch Wiederholungen
Und genau da, in der Mitte, waren in der vergangenen Saison die Stärken der Bayern, da konnten sie ihr Gegenpressing aufbauen, da konnten sie brillieren. Was tun? Nagelsmann will den pragmatischen Ansatz wählen.
"Es ist mein Job, das aufs Inhaltliche runterzubrechen. Ich bin auch nicht müde, die Dinge zu wiederholen und auch oft zu wiederholen", erklärte er: "Wir werden auch jetzt wieder viele Analyseszenen aus diesem Spiel ziehen können und dann arbeiten wir weiter und schauen, dass es wieder besser wird."
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