Die Hallendecke kommt den Trampolinspringern der Bayreuther Turnerschaft ganz schön nahe, wenn sie mit Salti und Schrauben durch die Luft wirbeln. Die Gefühle, die sie bei den schwindelerregenden Übungen bekommen, sind breit gefächert: Amelie liebt beispielsweise den "Adrenalinkick", Max macht es Spaß die Kontrolle in der Luft zu haben und für Melina fühlt es sich "wie fliegen" an. Auch das "Kribbeln im Bauch" wird immer wieder beschrieben – eine Faszination, der man sich offenbar einmal erlebt, kaum mehr entziehen kann.
Voraussetzungen für das Trampolinspringen: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit
Um den Sport sicher und ohne Verletzungen ausüben zu können, ist vor allem die Muskulatur gefragt, denn "da wirken enorme Kräfte auf den Körper", erklärt Trampolin-Trainerin Kathrin Meier.
"Leistungsmäßig Trampolinspringen birgt eine gewisse Verletzungsgefahr und deswegen ist eine gute Grundausbildung im Turnen wichtig." Kathrin Meier, Trainerin Bayreuther Turnerschaft.
Bei einem normalen Training wird deswegen gar nicht so viel auf, sondern fast zwei Drittel der Zeit neben dem Trampolin trainiert. Zuerst allerdings müssen die schweren Geräte aufgebaut werden, danach gibt es ein langes Aufwärmtraining. "Von zweieinhalb Stunden Training nehmen Krafttraining, turnerische Elemente, Ausdauer, Beweglichkeit – also Dehnen – gut eine Stunde ein", erklärt Trainerin Kathrin Meier. Auf dem Trampolin selbst kommt dann noch Grundlagentraining dazu und der kleinste Trainingsteil ist der, in dem neue Sprünge gelernt werden.
"Um einen neuen Sprung zu lernen braucht man viele Vorübungen und Wiederholungen: 100 bis 200 Mal wird eine Vorübung oder ein Bewegungsablauf wiederholt, bis es dann einen Schritt weitergeht." Kathrin Meier
Trampolin: Erst ab sechs Jahren – wegen der Körpermuskulatur
Wie in vielen Sportvereinen können Kinder in Bayreuth erst ab sechs Jahren mit dem Trampolinspringen beginnen. Da der Sport unter anderem die Wirbelsäule belastet muss bei Kindern erst einmal die entsprechende Muskulatur vorhanden sein, sagt Trainer Bernd Meier. Er weiß genau worauf es ankommt, hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Trampolinturnen und schon seine Tochter Kathrin trainiert – die nun selbst Trainerin ist.
Sechs sei das perfekte Alter, um mit dem Sport anzufangen, sagt Bernd. Das "Fliegen" auf dem Trampolin auch mal als Erwachsener auszuprobieren sei kein Problem, sagt er, aber um im Wettkampfsport erfolgreich sein zu können, sei ein Einstieg als Erwachsener problematisch. "Da wird’s schon schwierig und auch gefährlich, weil man einen Erwachsenen als Trainer nicht mehr so gut bei schwierigen Sprüngen halten kann."
"Babyfliffis": Trampolinsprünge haben teils "verrückte" Namen
Bis zu drei Mal pro Woche trainieren Bernd Meier und Tochter Kathrin ihre Trampolin-Schützlinge. Die komplizierten Verbindungen von Längs- und Querachsendrehungen, also Schrauben und Salti, sind nicht nur schwer zu erlernen, sondern haben teilweise auch verrückte Namen, erklärt Trampolinturnerin Aurelia: "Es gibt zum Beispiel einen Babyfliffis – da macht man einen Vorwärtssalto in den Rücken und aus dem Rücken macht man dann einen Vorwärtssalto mit halber Schraube. Ein "Rudy" ist ein Vorwärtssalto mit eineinhalb Schrauben in der Luft." Andere Sprünge heißen Barani oder Cody. Manchmal müsse man selbst als Trainer nachschauen, wie ein Sprung eigentlich geht, gibt Bernd Meier Schmunzelnd zu.
Trampolin: Hallensport vs. Gartengerät
Trainiert wird das ganze Jahr über, immer in einer Halle. Nur bei Auftritten geht es auch mal ins Freie, wenn es das Wetter zulässt. So ein mehr als 10.000 Euro teures Wettkampf-Trampolin ist nämlich nichts für den Garten – die runden Geräte dort sind aus Profi-Sicht auch mit Vorsicht zu genießen, sagt Kathrin: "Das Verletzungsrisiko als "Nichtwissender" ist auf so einem Gartentrampolin immens und deswegen ist das für uns so ein bisschen ein Graus." Häufig meinen Gartentrampolin-Hobbyspringer, sie könnten mit den Wettkampfsportlern mithalten, aber die Geräte seien sehr unterschiedlich und das Springen nicht vergleichbar, so Kathrin weiter.
Großtrampolin-"Schnupperspringen" im Ferienkurs oder Verein
Ein Wettkampf-Großtrampolin ist auch nicht rund, sondern rechteckig und doppelt so lang wie breit - in etwa zwei auf vier Meter. Das weiße Sprung-Tuch besteht aus zusammengenähten Nylonstreifen und hat ein rotes Kreuz in der Mitte – das ist bei Wettkämpfen wichtig. An den kurzen Seitenenden des Trampolins liegen zur Absicherung Matten. Und unter einer blauen Abdeckung rund um das Gerät halten mehr als 100 Stahlfedern das Tuch auf Spannung. Diese ermöglichen mittlerweile Sprünge von bis zu 8 Metern Höhe. Wer ein richtiges Wettkampf-Großtrampolin mal testen möchte - in den Ferien werden meist Schnupperkurse angeboten.
Ursprung des Trampolinturnens
Das Trampolinturnen hat seinen Ursprung in den USA, dort wurde 1928 das erste Trampolin gebaut – zur Unterhaltung. In Deutschland baute Albrecht Hurtmanns 1951 die erste "Wurfmaschine", wie er sie nannte. Seine Materialien: Rollladengurte und Fahrradschläuche. 1959 wurde das Trampolinturnen als selbständige Sportdisziplin anerkannt, mittlerweile gibt es Europa- und Weltmeisterschaften, seit 2000 ist Trampolinturnen im Einzel auch bei den Olympischen Spielen vertreten.
Wettkampf: Einzel, Mannschaft und Synchron
Bei einem Wettkampf gibt es immer eine Pflichtübung mit einer vorgegebenen Sprungreihenfolge. In Durchgang zwei folgt eine Kür mit zehn direkt aneinander gereihten Sprüngen. Kampfrichter bewerten dabei die korrekte Ausführung der Übungen, ob sie auf dem gerät hin und her "wandern", die Höhe der Sprünge und deren Schwierigkeit. Im Finale – an dem nur die besten acht Springer teilnehmen dürfen – wird nochmals eine Kür gezeigt. Das ist im Einzeln-, im Mannschafts- und im Synchronwettkampf gleich. Bei der Mannschaft, die aus vier Turnern besteht, werden die Punktzahlen der besten drei des Teams zusammengezählt.
Bei einem Synchronwettkampf stehen zwei Trampoline nebeneinander. Die Springer müssen die gleichen Sprünge möglichst gleichzeitig, auf selber Höhe und eben synchron ausführen, denn auch das fließt in die Bewertung durch die Kampfrichter mit ein.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!