Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis
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Eishockey-WM - der Traum vom deutschen Überraschungs-Coup

Bronze in Innsbruck 1976, Silber in Pyeongchang 2018 - bei Olympischen Spielen sorgte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft immer wieder für Furore. Bei Weltmeisterschaften fehlt noch der große Coup. Auch 2023 startet das Team als Außenseiter.

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Erich Kühnhackl, Alois Schloder, Ignaz Berndaner - Namen, die bei jedem Eishockey-Fan in Bayern die Augen zum Glänzen bringen. 1976 sorgten sie und die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) mit Olympia-Bronze für das "Wunder von Innsbruck", der größte Erfolg im deutschen Eishockey.

2018 in Pyeongchang schaffte das Nationalteam um Torwart Danny aus den Birken und Yannic Seidenberg vom EHC München dann den bis heute größten Triumph: Olympia-Silber. Erst in der Nachspielzeit musste sich die Mannschaft der Auswahl Russlands beugen.

Noch keine WM-Medaille seit DEB-Gründung

Deutschland, eine Turniermannschaft, die bei Olympischen Spielen Nadelstiche setzen kann. Aber bei Weltmeisterschaften? Seit der DEB-Gründung 1963 wartet Deutschland auf eine WM-Medaille. Vierte Plätze bei der Heim-WM 2010 und in Lettland 2021 waren die bisher besten Resultate. Im Spiel um Platz drei war die Nationalmannschaft jeweils chancenlos, vor zwei Jahren setzte es eine derbe 1:6-Klatsche gegen die USA.

Die WM-Favoriten sind die üblichen Verdächtigen

Und bei der 2023er-WM vom 12. bis zum 28. Juli in Finnland und Lettland? In der Weltrangliste der Internationalen Eishockey-Föderation IIHF stehen die seit Jahren bekannten Topteams an der Spitze. Finnland, Kanada, Russland, USA, Schweden und Tschechien belegen die Plätzen eins bis sechs. Das letzte Mal, dass ein Team jenseits dieses illustren Sextetts den WM-Titel holen konnte, war 2002.

Deutschland wie einst die Slowakei?

Damals triumphierte die Slowakei, durchaus überraschend. Der Sieg des 5,5-Millionen-Einwohner-Landes könnte aber vielleicht auch eine Blaupause für die deutsche Auswahl sein. Die Slowakei geht als Geheimfavorit und Weltranglisten-Achter ins Turnier. Deutschland steht nur einen Platz dahinter auf Rang neun.

Auftakt gegen Schweden, Finnland, USA

Ob Deutschland tatsächlich mit der absoluten Weltspitze mithalten kann, wird sich gleich in den ersten drei Spielen zeigen. Schweden, Finnland, USA - das sind die ersten drei Gegner des DEB-Teams. Von motivierenden Überraschungen bis bösen Niederlagen ist alles möglich. Finnland gilt unter Experten als absoluter Top-Favorit auf den Titel.

Allerdings: Selbst wenn die ersten drei Partien verloren gehen - siegen muss das DEB-Team ohnehin in den Spielen danach gegen Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich. Die ersten vier Teams jeder Achter-Vorrundgruppe ziehen ins Viertelfinale ein. Sollten sich Schweden, Finnland und die USA um die ersten drei Plätze balgen, wäre Deutschland als lachender Vierter weiter. Und dass die "Wundertüte" Deutschland den vermeintlich "Großen" in einzelnen Spielen dann ein Bein stellen kann, hat sie schon oft bewiesen.

Wie stark ist Deutschland tatsächlich?

Über allem schwebt dennoch die Ungewissheit, wie stark Deutschland tatsächlich ist. Vermutlich weiß das noch nicht einmal der neue Bundestrainer Harold Kreis. Denn er muss auf zahlreiche Topspieler verzichten. Leon Draisaitl und Torhüter Philipp Grubauer spielen in der nordamerikanischen Profiliga NHL noch um den Stanley Cup, Jungstars wie Tim Stützle und Lukas Reichel oder auch Routiniers aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wie Patrick Hager oder Yasin Ehliz sagten ab, meist wegen Verletzungen.

Bundestrainer Harold Kreis: "Können jeden besiegen"

"Es ist kein Wunschkonzert", sagt Kreis sachlich, der sich davon nicht von seinem Weg abbringen lässt. Als Spieler nahm er an acht Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen teil. Nun steht er erstmals als Chefcoach bei einem Turnier an der Bande - und will von der Arbeit seiner Vorgänger Marco Sturm und Toni Söderholm profitieren.

"Wir müssen nicht viel ändern", glaubt Kreis: "Die Mannschaft spielt mit viel Selbstbewusstsein, versucht, das Spiel an sich zu reißen, und hat, egal gegen wen, den Gedanken: Die können wir besiegen." Übersteht Deutschland die Vorrunde, scheint vieles möglich.