Schild "Bolzplatz gesperrt wegen Corona"
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Schild "Bolzplatz gesperrt wegen Corona"

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Drei Jahre Corona: Wie die Pandemie den Sport verändert hat

Am 27. Januar 2020 wurde der erste positive Corona-Fall in München gemeldet. Mehrere Lockdowns folgten darauf. Auch im Sport ging nichts mehr. Wie sehr hat sich der Sport seit der Pandemie verändert? Eine Rundreise durch Bayerns Klublandschaft.

Drei Jahre Corona: Ein Jubiläum, auf das viele gerne verzichtet hätten. Damals nach dem ersten bestätigten Fall am 27. Januar wurde im März 2020 das öffentliche Leben schlagartig heruntergefahren. Und auch der Amateursport fand nicht mehr statt. Fast 20.000 Vereine mit fünf Millionen Mitgliedern waren betroffen. Denn jeder Dritte in Bayern ist Mitglied in einem Sportverein.

Anfangs hat Corona "niemand ernst genommen"

Vor drei Jahren habe das "niemand ernst genommen", erinnert sich der Präsident des Bayerischen Landesportverbandes (BLSV) Jörg Ammon über die Anfänge der Pandemie.

"Anfang, Mitte März hat man dann gespürt, da kommt was, was die Gesundheit angreift. Und das richtig einzuschätzen, denn die Gesundheit ist ja das höchste Gut für Sportlerinnen und Sportler, das war eine enorme Herausforderung“, erzählt Ammon im BR24-Sport-Interview.

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Vereine auf dem Land kamen besser durch die Pandemie

Über sieben Monate ging im bayerischen Sport nichts mehr, trotzdem haben laut BLSV alle Sportvereine überlebt. Deutliche Unterschiede seien aber spürbar gewesen, denn Vereine auf dem Land sind deutlich besser durch die die Pandemie gekommen als Vereine in der Stadt.

Für Jörg Ammon liegt der Grund dafür auf der Hand: "Gerade in der Großstadt, ist ja der Sportverein eher ein Dienstleister, da steht er im Wettbewerb zu verschiedenen anderen Angeboten." Auf dem Land hingegen sei "der Verein mehr die soziale Einrichtung auch, wo man von der Geburt bis ins hohe Alter dann auch Mitglied bleibt".

Weniger Mitglieder als vor der Pandemie

Viele der Mitglieder, die während der Pandemie ihre Vereine verließen, seien nicht mehr zurückgekommen, bedauert die Geschäftsführerin des ESV München Pia Kraske die Entwicklung. Hinzu käme außerdem, "dass die Kinder einfach zwei Jahre keinen Sport gemacht haben. Und das hängt uns nach, also zwei Jahre sportliche Entwicklung fehlen den Kindern".

Corona im Amateursport
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Corona im Amateursport

Fußball-Bundesliga ohne Zuschauer belastet auch den FC Bayern

Während der Amateursport über schwindende Mitglieder klagte, fehlten dem Profifußball die Zuschauer. Zwar durften ausgewählte Sportarten wie der Profifußball nach kurzer Zeit schon wieder an den Start gehen, allerdings fehlten die Fans. Anfangs mutete das lustig und speziell an, dass man plötzlich "Radio Müller" (also Thomas Müller) auf den Fußballplätzen Deutschlands lauthals senden hörte. Aber: Das zog sich schließlich über Monate und dementsprechend fehlten den Klubs Einnahmen.

Für die Vereine war das ein finanzieller Balanceakt, auch für finanzstarke Klubs wie den FC Bayern, erzählt der Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen: "Wir hatten ja Verpflichtungen gegenüber unseren Fans, die Jahreskarten gekauft haben. Was machen wir damit eigentlich? Zahlen wir denen das Geld zurück oder nicht? Wir haben Verpflichtungen gehabt gegenüber Sponsoren, können wir unsere Marketingleistung leisten?" Das alles seien Fragen damals gewesen, sagt der Finanzvorstand des Rekordmeisters. Erst nach und nach wurden wieder Zuschauer zugelassen.

Kritik am Profifußball: "Warum dürfen Profis spielen?"

Das zeigt: Auch am Profisport ging die Coronazeit nicht spurlos vorüber. Anfangs befand er sich ob seines frühen Starts inmitten des Lockdowns auch ein wenig im Kreuzfeuer, wie Dreesen berichtet: "Warum darf der Profisportler wieder Fußball spielen und der Jugendliche, oder die Kinder, oder der Amateursport darf kein Fußballspielen und der Spielbetrieb ist dauerhaft eingestellt?" Das fand ich eine gesellschaftliche kritische Situation." Dreesen glaubt aber, dass es gelungen sei zu erklären, "dass das für unsere Spieler auch Sport ist, die spielen auch Fußball, aber auch Arbeit".

Klubs lernen, Fans wieder neu wertzuschätzen

Ähnlich lief es auch beim Handball-Bundesligist HC Erlangen. Die Mittelfranken spielten ebenfalls monatelang vor leeren Rängen und lernten dabei, die Fans wieder neu wertzuschätzen, erzählt der Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Bissel im BR24-Sport-Interview: "Man weiß auch, dass man froh sein muss und auch glücklich und auch stolz, wenn man vor Publikum spielen kann."

Monatlicher Stammtisch und Nachwuchssuche

Beim Ski-Club in Schwandorf in der Oberpfalz nutzten sie die Corona-Zeit und ließen sich durch den BLSV beraten, erzählt der 1. Vorsitzende des Vereins Christian Betzlbacher im BR24-Sport-Interview.

"Da kann man einfach mal alles: Stärken, Schwächen, wirklich mal komplett analysieren und gewisse Problemfelder in Angriff nehmen. Also man musste halt einfach selber kreativ sein als Verein." Heraus kam ein monatlicher Stammtisch und verschiedene Sportgruppen für Kinder, um den Nachwuchs anzuwerben.

Radio Müller sendet wieder leiser

Carsten Bissel hat in seinem Team erkannt: Nach der Pandemie wüssten Spieler und Verantwortliche "einzuschätzen, wie schön es jetzt ist solche Handballfeste zu feiern und wie schrecklich es war, als man vor ein paar Offiziellen, in einer leeren Halle spielen musste, wo man jedes einzelne Wort eines Spielers verstanden hat!"

Oder wie man es mittlerweile auch im Fußball wieder bemerken kann: Radio Müller sendet jetzt unten auf dem Platz wieder leiser.

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