Zumindest ein kurzes Lächeln huscht Franz Reindl, dem Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), übers Gesicht. Auf der Tribüne des menschenleeren Füssener Bundesstützpunkts beobachtet er Teile der Nationalmannschaft beim ersten Training seit Monaten.
"Zurückzukommen in den Stützpunkt nach Füssen ist Vergnügen. Das geht weg vom Alltag. Man sieht nur den Sport und nicht das ganze drumherum", sagt Reindl. Doch dieses "drumherum" ist trotz der Wiedersehensfreude da.
Schicksalswoche fürs deutsche Eishockey
Es ist womöglich eine Schicksalswoche fürs deutsche Eishockey: Ende der Woche fällt die Entscheidung, ob der Saisonstart der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Mitte November über die Bühne gehen kann oder nicht. Und das hängt wie Blei, auch über der Füssener Halle.
Bundestrainer Toni Söderholm findet klare Worte: "Wir sind die einzige Nation, die noch nicht wieder Eishockey spielt. Wir können die Lage so wie jetzt nicht mehr lange halten. Das ist so. Wir müssen schauen, dass schnell eine Lösung kommt."
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Kann die Deutsche Eishockey-Liga wie geplant im November starten? Mit nur wenigen Zuschauern wird's für die meisten Klubs wirtschaftlich schwierig. Aber auch eine weitere Saisonverschiebung könnte verheerende Auswirkungen haben.
Eishockey ist teurer als andere Sportarten
Das Problem: Eishockey ist teurer als andere Sportarten. Der Fernsehvertrag spielt kaum Geld ein, die Kader sind groß, Ausrüstungen teuer, ebenso Eisflächen. Basketball oder Handball tun sich da leichter.
Reindl: Saisonverschiebung wäre "Katastrophe"
Und die meisten Klubs erlösen über zwei Drittel ihrer Gelder über Zuschauereinnahmen. Ohne die wird's wirtschaftlich fast unmöglich, die Saison zu starten, das sieht man auch bei der Nationalmannschaft ein.
Trotzdem sagt Franz Reindl, der in dieser Woche auch bei der Politik nochmal die Türklinken putzen will, zur drohenden Saisonverschiebung: "Für den Sport wäre es eine Katastrophe." Nach aktuellem Stand dürfen die Eishockey-Arenen zum Saisonstart zu maximal 20 Prozent ausgelastet werden.
Toni Söderholm legt nach: "Ich sehe die Lage katastrophal für die Spieler. Wenn ein Spieler im Training das Maximale rausholen will, dann muss er eine Richtung haben. Der Spieler muss ein Ziel haben. Und wenn das fehlt, dann geht's einen Schritt zurück. Die Gefahr ist da."
Die Nachhaltigkeit steht auf der Kippe
Der Silbercoup bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, die Talentausbildung - alles ist jetzt auf der Kippe. Und wie eine Weltmeisterschaft oder Olympiateilnahme mit Spielern aussehen soll, die ewig nicht spielen können - das weiß noch keiner.
Sollte die Liga später starten, wären weitere Lehrgänge der Nationalmannschaft denkbar. Davor steht aber erst mal der Deutschlandcup Anfang November und der zieht momentan die Laune wenigstens ein bisschen hoch, so wie bei Ingolstadts Tim Wohlgemuth.
Durch die Nationalmannschaft gibt's zumindest ein Ziel
"Es ist gut, ein Ziel vor Augen zu haben, auch weil die Saison noch nicht feststeht. Es ist gut, einen Grund zu haben, wofür man trainiert. Da gibt's ne kleine Motivation. Sonst hat man so das Gefühl: Ich trainiere so ein bisschen ins Nichts hinein", sagt der Nationalspieler.
Das deutsche Eishockey womöglich am Scheideweg. Ende dieser Woche soll es eine erste Entscheidung geben: Saisonstart Mitte November - ja oder nein.