BVB-Kapitän Marco Reus mit seinem Trainer Edin Terzic
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BVB-Kapitän Marco Reus mit seinem Trainer Edin Terzic

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Bundesligaspitzenreiter: Was macht Borussia Dortmund so stark?

Am Samstag reist der BVB als Tabellenführer nach München. Ein Sieg gegen den FC Bayern könnte schon die Vorentscheidung für die Meisterschaft sein. Doch wie brachte sich Dortmund in die Position, die Titelserie des FCB durchbrechen zu können?

Über dieses Thema berichtet: Heute im Stadion am .

Dortmund reist als Tabellenführer nach München. Eine für alle Beteiligten ungewohnte Situation. Der FC Bayern stand nach dem 25. Spieltag zuletzt vor elf Jahren nicht an der Spitze der Bundesliga-Tabelle. Und nicht ganz zufällig ist es genauso lange her, dass der BVB so spät in der Saison genau diese Position innehatte. Im Spitzenspiel am Samstag (01. April, 18.30 Uhr, bei BR24Sport in der Livereportage zum Hören) könnte das Team von Edin Terzic einen großen Schritt machen, die elfte Bayern-Meisterschaft in Folge zu verhindern. Doch wie ist es dazu gekommen, dass der BVB diese Chance hat? Was macht die Mannschaft so stark?

Nach dem WM-Aus: Training statt Urlaub

Seit der Bundesliga-Winterpause durch die Weltmeisterschaft in Katar stürmt der BVB von Sieg zu Sieg. Zehn Spiele in der Liga, neun Siege. Nur aus dem Revierderby gegen den FC Schalke 04 (2:2) konnte der BVB nicht die volle Punkteausbeute mitnehmen. Während die Konkurrenz aus München nach der WM sich äußerst schwer tat, wieder in den Tritt zu kommen, begann für Dortmund die stärkste Phase der Saison.

An den frischeren Beinen liegt das nicht unbedingt. Zwar hatte der FC Bayern mit 17 Nationalspielern weltweit die meisten Akteure bei der WM im Einsatz, doch auch der BVB musste elf Spieler abstellen - fast die Hälfte davon für den DFB. Doch anders als Julian Nagelsmann ließ Coach Terzic die ausgeschiedenen Nationalspieler nicht in den Urlaub fahren. Er beorderte sie direkt an das Trainingsgelände, ehe sie wie die restlichen Spieler kurz vor Weihnachten ein paar freie Tage genießen konnten.

Flexibilität und hohes Tempo

Seit der Winterpause zeigt sich der BVB verändert: Mit deutlich besserer Laune - und vor allen Dingen einem anderen Spielsystem. Terzic hat nach dem Winter das Spiel angepasst, ist flexibler geworden, kann so die Stärken seiner vielseitig einsetzbaren Spieler besser ausnutzen. Egal ob Julian Brandt, Marco Reus, Karim Adeyemi, Donny Malen oder Giovanni Reyna: Die kreativen Offensivkräfte können mehr als eine Position spielen und machen es Terzic leicht, sich an den Gegner anzupassen.

Doch nicht alles im Dortmunder Spiel ist flexibel: Der wichtigste Fixpunkt: Jude Bellingham lenkt aus dem zentralen Mittelfeld die Angriffe, leitet Spielzüge ein und kontrolliert Tempo und Rhythmus der Mannschaft. Die zweite Konstante: hohes Tempo. Es ist etwas das den BVB seit der Ära Klopp ausmacht: überfallartige Angriffe auf in Richtung Tor. Wenn "schwarz-gelb" den Ball hat, geht es ab nach vorne. Der gegnerischen Verteidigung bleibt nicht viel Zeit, um sich zu positionieren.

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Taktgeber im Mittelfeld: Mit 19 Jahren ist Jude Bellingham das Herz des Dortmunder Spiels

Flügelspiel als wichtigste Waffe

Und wenn das gegnerische Gegenpressing scheitert, kommt die wichtigste Waffe der Dortmunder zum Einsatz: das Flügelspiel. Bei Kontern versuchen die Dortmunder genau dieses erste Gegenpressing zu überspielen und dann die meist freie Zone auf dem Flügel zu bespielen - oder die schnellen Offensiven mit einem Pass hinter die Verteidigung auf den Weg Richtung Tor zu schicken. Genau darauf wird der FC Bayern am Samstag aufpassen müssen.

Doch auch wenn Dortmund nicht kontert, bleiben die Flügel die bevorzugte Angriffsvariante. Terzic setzt dann zusätzlich die spielstarken Außenverteidiger Marius Wolf, Raphael Guerreiro und Julian Ryerson ein. Wenn über einen Flügel nichts geht, dann probiert es Dortmund eben auf der anderen Seite: Kein Bundesliga-Team schlägt so viele Seitenwechsel wie der BVB und nur vier Mannschaften schlagen mehr Flanken. Aber Terzic zeigte, dass er bereit ist, sein stärkstes Mittel für den Erfolg zu opfern: Gegen Leipzig spielte er ohne Flügelstürmer, überflutete mit Reus und Brandt das Zentrum und überließ die Außenbahnen seinen Außenverteidigern. Mit Erfolg: Der BVB gewann 2:1.

Statistik: Eigentlich dürfte der BVB nicht Tabellenführer sein

Doch auch wenn Dortmund nun neun Siege in zehn Spielen holte: Die Auftritte waren nicht immer überzeugend. Bei vier Spielen lag man am Ende nur ein Tor vorne. Und auch sonst zeigt ein Blick auf die Statistik: Eigentlich dürfte Dortmund gar nicht dort oben stehen. Der FC Bayern hat deutlich mehr Tore geschossen (72 (FCB) : 55 (BVB)), deutlich weniger kassiert (27 : 31), hat einen deutlich höheren "Expected Goals"-Wert (53,2 : 45,6), spielt deutlich mehr Pässe mit Raumgewinn (1.490 : 1141), schießt häufiger (71 : 53), zielt dabei genauer auf das Tor (41,1% : 40,0%) und gewinnt mehr Tacklings (299 : 241).

Doch eigentlich gibt es im Fußball nun mal nicht. Und so liegt Dortmund in der wichtigsten Statistik vorne: Dortmund hat 53 Punkte, der FC Bayern 52 Punkte. Am Samstag könnte der BVB mit einem Sieg in München einen großen Schritt in Richtung Meistertitel machen - oder den Vorsprung auf den FC Bayern verlieren und im Saisonendspurt wieder die Rolle des Jägers übernehmen. Denn wie man es auch dreht und wendet: Eigentlich zählt nur, wer nach dem 34. Spieltag vorne steht.

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