Boris Becker
Bildrechte: Nadine Rupp/SAT.1/dpa

Boris Becker

    Boris Becker: Wurde im Gefängnis mit dem Tod bedroht

    Boris Becker hat nach seiner vorzeitigen Haftentlassung in einem Interview über seinen Gefängnisaufenthalt in Großbritannien erzählt. Es sei auch zu lebensgefährlichen Situationen gekommen, berichtete die Tennis-Legende.

    Letzte Woche wurde Boris Becker in Großbritannien vorzeitig aus der Haft entlassen. Der ehemalige Tennis-Star kehrte umgehend nach Deutschland zurück. In einem Interview mit dem Fernsehsender "Sat1" berichtete der 55-Jährige nun über seine Gefängniszeit.

    "Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", sagte Becker. Er habe in der Haft in England "eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte", so Becker, "aber das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund."

    Lebensgefährliche Situation im Gefängnis

    Nach eigenen Worten wurde Becker in seiner Haft auch mit dem Tod bedroht. Es habe im Oktober eine Situation gegeben "mit einem Häftling, der wollte mich umbringen", sagte Becker in dem Interview. Der wegen Mordes seit 16 Jahren einsitzende Mitgefangene habe ihm an die Wäsche gewollt und auch "verbal alles erklärt, was er mit mir machen wird". Der Mitgefangene habe aber unterschätzt, dass Becker durch seine Position im Gefängnis die Solidarität der anderen Gefangenen gehabt habe, sagte der ehemalige Tennisprofi. Zehn andere Häftlinge hätten dem Mitgefangenen gesagt, dass er jetzt gehen müsse, oder sonst Schläge bekomme.

    Unter Tränen schilderte Becker, wie es am anderen Tag zu einer Versöhnung gekommen sei. Der Mann habe sich vor ihm auf den Boden geworfen und seine Hand geküsst. Er habe den Mann dann hochgenommen, ihn umarmt und ihm gesagt, dass er großen Respekt vor ihm habe. Wie Becker sagte, hatte er sich im Huntercombe-Gefängnis nahe London mit mehreren Mitgefangenen angefreundet.

    "Ich war eine Nummer"

    Im April hatte Becker wegen Vergehen im Insolvenzverfahren eine zweieinhalbjährige Strafe erhalten, den Rest muss er nicht mehr absitzen. "Im Gefängnis bist du niemand", sagte Becker nun rückblickend, "du bist nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer Du bist."

    In den letzten Stunden vor seiner Abschiebung nach Deutschland war für Becker erneut Geduld gefragt. "Ich saß ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht", erzählte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger: "Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: 'Los geht's!' Ich hatte auch schon alles gepackt."

    1985 eroberte Becker mit seinem Wimbledon-Triumph als 17-Jähriger Millionen Fanherzen. Vor seinem Prozess hatte er als Fernseh-Experte für Eurosport und die britische BBC gearbeitet. Sein Amt als Head of Men's Tennis im Deutschen Tennis Bund hatte der Leimener Ende 2020 aufgegeben. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff kündigte jedoch bereits an, dass sich der Verband ein Engagement des einstigen Stars vorstellen kann.

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