Kontiolahti ist die erste von insgesamt zehn Weltcup-Stationen, die für diesen Biathlon-Winter geplant sind. In Finnland fällt am Samstag damit der Startschuss in eine Saison mit vielen Fragezeichen.
Weltcup-Auftakt mit Zuschauern
Bei der ersten Etappe in Finnland stehen am Samstag (28.11.2020) zunächst die Bewerbe im Einzel auf dem Programm. Am Sonntag (29.11.2020) folgen die Entscheidungen im Sprint. Ab Donnerstag der darauffolgenden Woche (03.12.2020) finden in Kontiolahti dann weitere Sprint- sowie die Verfolgungs- und Staffelbewerbe statt.
Über die Zulassung von Fans entscheiden die örtlichen Gesundheitsbehörden. Zum Auftakt in Kontiolahti dürfen wohl bis zu 4.500 Zuschauer pro Wettkampftag die Rennen verfolgen.
Denise Herrmann
Hoffnungsträgerin Denise Herrmann
Die deutschen Stars wollen sich von den coronabedingten Unwägbarkeiten nicht beeinflussen lassen. Zwar sind auch in diesem Jahr Seriensiege wie noch in Zeiten von Biathlon-Königin Laura Dahlmeier eher unwahrscheinlich, dennoch gehört Vorzeigeläuferin Denise Herrmann zu den aussichtsreichsten Kandidatinnen im Kampf um den Gesamtweltcup. Zwar fehlten in der Vorbereitung die Vergleiche mit anderen Nationen, "aber ich habe wirklich ein gutes Gefühl und bin optimistisch", betonte Herrmann nach dem Abschlusslehrgang in Muonio. Über den Sommer habe sie "alles, was ich mir vorgenommen habe, gut umsetzen können", ergänzte die 31 Jahre alte Vize-Weltmeisterin. Dahinter müsste bei einer Franziska Preuß oder Vanessa Hinz schon alles passen, um ganz nach vorne zu kommen.
Wir konnten trotz der Corona-Pandemie ohne große Ausnahmen trainieren. Es gibt keinen Grund für Ausreden. Franziska Preuß.
Peiffer und Doll hoffen auf Podestplätze
Auch die Männer arrangieren sich mit den ungewohnten Umständen. "Es bringt ja auch nichts, sich wuschig zu machen", sagte Arnd Peiffer. Dennoch fehle die "Leichtigkeit", so der Olympiasieger und fünfmalige Weltmeister. Neben ihm ist Benedikt Doll noch am ehesten Anwärter auf das Podest. Für die Routiniers Simon Schempp und Erik Lesser soll nach teils verletzungsbedingten Rückschlägen diese Saison ein "Neuanfang" sein.
Bö-Jäger gesucht
Diese Sorgen muss sich Johannes Thingnes Bö nicht machen. Der Überflieger aus Norwegen holte auch im vergangenen Winter zehn Siege und gewann trotz mehrwöchiger Baby-Pause den Gesamtweltcup. Sein schärfster Konkurrent Martin Fourcade beendete seine Karriere. Spannend wird sein, wer die Rolle des Bö-Jägers übernehmen kann. Bei den Frauen gehören neben Herrmann die Italienerin Dorothea Wierer, die Norwegerinnen Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Röiseland sowie Hanna Öberg (Schweden) wohl erneut zu den aussichtsreichsten Kandidatinnen.
Fünf Nationen mit Coronafällen
Eine erste Coronawelle hat den Biathlon-Weltcup kurz vor dem Saisonstart erreicht. Wie der Weltverband IBU mitteilte, wurden bei den ersten Testreihen vor den Rennen in Kontiolahti Teammitglieder aus fünf Nationen positiv auf COVID-19 getestet. Demnach gibt es in den Mannschaften aus Frankreich, Russland, Rumänien, Lettland und Moldau Coronafälle.
Die nicht näher benannten Sportler oder Betreuer befinden sich in Quarantäne, über weitere Maßnahmen entscheidet das finnische Gesundheitsamt. Lediglich im Fall der französischen Mannschaft legten sich die Behörden bereits fest, dass neben der erkrankten Person kein weiteres Teammitglied in Quarantäne muss.
Umfassendes Hygienekonzept
Das von der IBU eingeführte Hygienekonzept sieht u.a. vor, dass etwa Hände schütteln bei der Siegerehrung oder Umarmungen verboten ist. Alle Teilnehmer an den Events - Athleten, Trainer, Betreuer, Serviceleute usw. - sollen alle vier bis fünf Tage getestet werden. Dafür wurde eigens ein eigenes Labor eingerichtet. Die Athleten werden im Umfeld der Rennen in Vierergruppen aufgeteilt. Sollte ein Teammitglied positiv getestet werden, müsste so nicht gleich die ganze Mannschaft in Quarantäne. Außerdem gibt es für den Gesamtweltcup vier statt zwei Streichergebnisse.
Die WM im slowenischen Pokljuka (10. bis 21.2.) als Saisonhöhepunkt zählt als zwölftes Ergebnis ebenfalls zum Weltcup, der aus Corona-Gründen allerdings nur an sieben verschieden Orten stattfindet. Dadurch sollen vor allem die Reisetätigkeiten minimiert werden. "Das gehört zu den effektivsten Maßnahmen", sagte IBU-Präsident Olle Dahlin. Neben der traditionellen Veranstaltung in Ruhpolding wurden deshalb noch Östersund (jetzt in Kontiolahti), Annecy-Le Grand Bornand (stattdessen in Hochfilzen) und sogar die Olympia-Generalprobe in Peking (jetzt in Nove Mesto) aus dem Programm genommen. Das Finale soll ab 16. März 2021 am berühmten Holmenkollen in Oslo durchgeführt werden.