Der FC Bayern hat im Ligaspiel beim VfL Wolfsburg die richtige Antwort auf die durch das Neuer-Interview ausgelöste Unruhe im Verein gegeben. Beim 4:2-Sieg spielten die Münchner besonders in der Anfangsphase so, als hätte es eine Ergebniskrise oder andere Querelen nie gegeben. Der zweite Durchgang bewies aber: Die Bayern sind noch nicht wieder bei alter Stärke.
Nagelsmann ärgert sich über "Schlendrian"
Die Bayern legten los wie die Feuerwehr. Nach 19 Minuten und dem Treffer von Jubilar Thomas Müller (bestritt sein 427. Ligaspiel) stand es bereits 3:0. Sein Team sei "sehr effizient" gewesen in der ersten Halbzeit, lobte Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel bei "DAZN". Thomas Müller sah einen "Top-Start", in der Folge aber "schon noch Verbesserungspotenzial". Trotzdem fand der 33-Jährige den Sieg "absolut verdient, obwohl Wolfsburg auch ein paar Chancen hatte."
Der VfL kam erst nach dem 0:3 so richtig im Spiel an und Wölfe-Trainer Niko Kovac stellte von einer Dreier- auf eine Viererkette um. Der Wechsel fruchtete und brachte den 1:3 Anschlusstreffer noch vor der Pause. Dass sich die Norddeutschen so schnell von dem Münchner Schnellwaschgang erholen konnten, habe aber auch an seiner Mannschaft gelegen, ärgerte sich Nagelsmann nach Schlusspfiff: "Wir haben so ein bissl einen Schlendrian einziehen lassen nach dem 3:0."
Bayern wackelt nach Kimmichs Platzverweis
In der zweiten Halbzeit machten die Gastgeber dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten, weil die Münchner sie aber auch ließen. Während die Offensive mit vier Toren glänzte lädt die bayerische Defensive die Gegner aktuell noch zu oft zu Torchancen ein. So schoss Svanberg nach der Halbzeit vollkommen frei stehend über das Tor. Wenig später machten sich die Gäste das Leben dann selbst schwer - in Person von Joshua Kimmich.
Bereits gelbverwarnt unterband Kimmich einen Konter per Foul an Maximilian Arnold. Die zweite gelbe Karte beendet die Partie frühzeitig für den Mittelfeldmann. "Es war jetzt keine bewusste Aktion von mir, einen Konter zu unterbinden. Mir war schon bewusst, dass ich eine Gelbe hab und ich wollte kein Foul machen.", kommentierte Kimmich die Szene nach Abpfiff.
Kimmichs erste gelbe Karte "absolut dumm"
Seine erste Verwarnung hatte er erhalten, nachdem er den Wolfsburger Svanberg umgestoßen hatte. Dieser hatte im vorher in die Achillessehne getreten, ohne dass es vom Schiedsrichter bemerkt wurde. Die Aktion sei "absolut dumm" gewesen, entschuldigte sich Kimmich. "Da lass ich mich halt hinreißen und provozieren".
Anschließend kamen die Wölfe zu einer weiteren Top-Gelegenheit durch Baku. "Die gelb-rote Karte hat uns jetzt nicht Auftrieb gegeben.", erklärte Thomas Müller die Passivität der Münchner in dieser Phase und Trainer Nagelsmann verwies auf die andauernden Unruhen in den letzten Wochen: "Wenn wir die letzten sieben Spiele jetzt alle gewonnen hätten, dann wärs auch ein bissl leichter. So ist es, wenn du den Anschlusstreffer kriegst, natürlich nicht angenehm." Wolfsburg erzielte noch zwei weitere Tore, wobei eins nach Videobeweis aberkannt wurde. So deutlich wie das Ergebnis von 4:2 aussah, war die Partie also nicht gewesen.
Kimmich: "Am meisten Ruhe, wenn wir gewinnen"
Trotzdem war den Bayern-Akteuren die Erleichterung nach dem ersten Bundesliga-Sieg nach drei Unentschieden in Folge im Gesicht abzulesen. "Es gibt am Ende des Tages am meisten Ruhe im Verein, wenn wir die Spiele gewinnen", bilanzierte Kimmich und meinte damit auch die Debatte um die jüngsten Aussagen von Bayern-Kapitän Manuel Neuer. "Es sind natürlich ein paar Dinge passiert, da hat jeder seine eigene Ansicht dazu, aber wir Spieler lassen uns da nicht beeinflussen.", gab Müller zu Protokoll.
Keine neuen Krisenherde
Insgesamt war der Bayern-Trainer Nagelsmann zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Er sieht sein Team "auf dem richtigen Weg". Die Münchner eroberten sich durch den Sieg auch die Tabellenspitze zurück, was für weitere Freude beim Übungsleiter sorgte: "Wenn man die Gesamtheit des Spieltags nimmt wars ein wichtiger Sieg."
Neue Krisenherde möchten sie beim FC Bayern so schnell nicht aufkommen lassen. Auf die Frage, ob bei den Bayern nun Ruhe einkehren könne, antwortete Nagelsmann: "Ich zünde nix an". Jetzt muss er nur hoffen, dass sich kein Anderer als Brandstifter erweist.

Cheftrainer Julian Nagelsmann